Energiesparen im Hallenbad: Heiße Dusche in Hamburg
Trotz steigender Energiekosten lässt die Hansestadt die Temperatur seiner Schwimmbäder oben. Das hat vor allem mit ihren günstigen Verträgen zu tun.
Es erleichtert daher zu lesen, das in Hamburgs Schwimmbädern weder die Beckentemperatur gesenkt wird, noch kalt geduscht werden muss. „Anderswo“, in anderen Bundesländern, müssten „Badende aus Kostengründen kalt duschen“, schrieb die Deutsche Presseagentur. Anlass war die Frage, wie die Bäder mit steigenden Energiepreisen im Zuge des Krieges umgehen.
Die Vorstellung kalter Duschen macht einen Badbesuch nicht gerade attraktiver. Denn es ginge ja hier nicht um das Husch-husch-Duschen, sondern um das richtige Duschen. Ohnehin kein leichtes Unterfangen. „Vor der Benutzung der Becken muss eine Körperreinigung vorgenommen werden“, steht in den Badregeln. Bis vor einer Weile forderten Schilder dazu auf, sich nackt zu waschen, obwohl man Sichtschutzwände meist vergeblich sucht.
Da ist es nett, dass das Hamburger „Bäderland“ die Duschen warm lässt. In Würzburg sei das anders, so ein Agenturbericht. Aus „Sorge vor Gas-Embargo“ senkten Bäder die Wassertemperatur. Auch von kalten Duschen ist die Rede. Nur stimmt das nach Auskunft der Betreiberfirma gar nicht. Das mit den Duschen habe man im Konjunktiv gesagt. Fall es kein Gas mehr gäbe.
Fakt ist, dass die „Deutsche Gesellschaft für das Badewesen“ unlängst Hinweise herausgab, wie Schwimmbäder in der Energiekrise den „Lockdown vermeiden“. Und darin werden für die rund 6.000 deutschen Hallen- und Freibäder zwei Szenarien durchgespielt. Es könnten die Energielieferungen an die Bäder deutlich reduziert oder die Bäder könnten gar ganz „vom Netz gehen“. Dies gelte es durch intelligente Maßnahmen zu vermeiden, schreibt die Bäder-Gesellschaft. Dazu zählt die Absenkung der Beckentemperatur um zwei Grad, wie es nun einige Orte in Bayern praktizieren.
Kinder plantschen weiter warm
In Hamburg hat man zwar von diesen Maßnahmen gehört, denkt aber noch nicht daran, da man langfristig laufende Verträge habe. „Ganz akut sehen wir da keine Auswirkungen“, sagt Sprecher Michael Dietel. Die Standardbecken hätten 28 Grad, jene für plantschende Kinder und Familien 30 bis 32.
Sollte die Politik das Energiesparen ansagen, wisse Bäderland aus der Pandemie, wo man schnell sparen kann. Allerdings müsste man dann fragen, „ob der Energiegewinn die Nachteile aufwiegen kann, wenn beispielsweise Kinder nicht mehr schwimmen lernen können, weil das Wasser zu kalt ist“. 24 Grad etwa seien für kleine Kinder „definitiv unangenehm frisch“. Eben.
Bei dieser Gelegenheit klärt sich auch die andere Dusch-Frage. Wichtig sei Bäderland die gründliche Reinigung, sagt Dietel. Es gebe aber keinen expliziten „Nacktzwang beim Duschen“.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung