Energiepolitik in Deutschland: Atomkonzerne sind gesprächsbereit
Um eine Verlängerung der Laufzeiten für ihre AKWs reißen sich die Energiekonzerne bisher nicht. Wie das technisch ablaufen würde, ist ohnehin unklar.
Angesichts der Ausnahmesituation sei man bereit, darüber zu sprechen, ob eine verlängerte Nutzung des Kernkraftwerks Isar 2 möglich wäre – wenn die Bundesregierung das denn ausdrücklich wünsche. Auch Konkurrent EnBW hat sich offen für solche Gespräche gezeigt.
Im Grunde hat aber keiner der drei deutschen Atomkonzerne noch Interesse an der teuren Atomkraft, wie sie der taz kürzlich jeweils bestätigten. Gedankenspiele über eine Laufzeitverlängerung seien „für uns kein Thema“, hieß es bei Preussenelektra. „Das Kapitel Kernenergie ist für RWE abgeschlossen“, meldete RWE. Die Frage stelle sich nicht, antwortete EnBW.
Aktuell laufen ohnehin nur noch drei Atomkraftwerke in Deutschland, die alle Ende des Jahres vom Netz gehen sollen. Dass die Bundesregierung zum Ausgleich einer Gasknappheit ausgerechnet auf die vergleichsweise bescheidene atomare Restleistung setzen will, ist eher unwahrscheinlich.
Nicht nur politische, sondern praktische Hürden
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will die Debatte zwar nicht „ideologisch abwehren“, wie er der ARD sagte. Zu mehreren Gelegenheiten sagte er aber auch, dass die Vorbereitungen für den Atomausstieg schon zu weit vorangeschritten seien. Es ist unklar, wo Sicherheitsprüfungen, Brennstäbe und Personal für einen Weiterbetrieb herkommen würden.
Der Atomausstieg ist in Deutschland schon lange in der Mache. Die ostdeutschen Atomkraftwerke wurden im Zuge der Wende abgewickelt, den gesamtdeutschen Ausstieg hielt erstmals der „Atomkonsens“ von Rot-Grün im Jahr 2002 fest. Der wurde dann zwar 2010 von Schwarz-Gelb wieder aufgelöst, aber ein Jahr später, nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, wieder geschlossen.
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