Endlager-Gegnerin über Gorleben-Widerstand: "Wir geben hier keine Ruhe"

Monika Tietke von der Bäuerlichen Notgemeinschaft hofft, dass es nun endlich eine Chance auf ein Ende des Projekts Endlager Gorleben gibt.

Hat sich der zähe Widerstand gelohnt? Endlager-Gegnerin und Landwirtin Tietke in ihrem Geschäft in Gartow. Bild: dpa

taz: Frau Tietke, die Verträge zwischen Gorleben-Betreiber und Grundstücksbesitzern sind erst jetzt an die Öffentlichkeit gekommen. Warum sind die nicht längst bekannt?

Monika Tietke: Wir sind alle davon ausgegangen, dass damals die Salzrechte verkauft wurden. Und damit war die Sache für uns erledigt.

56, ist seit über 30 Jahren in der Bäuerlichen Notgemeinschaft aktiv. Von Beginn an richtete sich die Initiative gegen das Endlager. Heute ist sie für ihre Treckerdemos während der Castortransporte bekannt.

Nun ist klar, dass die Verträge 2015 auslaufen. Knallen bei Ihnen die Sektkorken?

Wir bleiben da erst mal ganz ruhig, weil wir den Sachverhalt noch gar nicht genau kennen: um wie viele Grundstücke es geht etwa. 100 ist ja nur eine Zahl, die im Raum steht. Das weiß keiner. Dann stellt sich die Frage, wer die Eigentümer sind.

Und ob man sie davon überzeugen kann, den Pachtvertrag nicht zu verlängern?

Vielleicht gibt es inzwischen jemanden, der seine Meinung geändert hat, nach dem ganzen Chaos um das Endlagerprojekt und den Vorfällen in der Asse. Vor 30 Jahren war das eine andere Situation. Da haben viele noch gar nicht geahnt, was auf sie zukommt mit dem Atommüll.

Wie viele Besitzer müssten sich denn diesmal anders entscheiden, damit das Endlager scheitert?

Damals wurden sehr großflächig die Rechte an Grundstücken erworben. Vielleicht sagt der Betreiber jetzt: In Zukunft brauchen wir nur noch einen kleineren Teil. Andererseits gibt es vielleicht eine Fläche, die zentral liegt, und wenn man die nicht hat, ist alles andere gelaufen.

Könnte die nicht enteignet werden?

So etwas ist gang und gäbe, wenn zum Beispiel Autobahnen gebaut werden. Ich kann mir das in Gorleben durchaus vorstellen. Aber das ist ein aufwendiger und unschöner Prozess. Und die Betreiber haben über die Jahre gesehen, dass wir uns massiv dagegen wehren und dass wir hier keine Ruhe geben.

Sie glauben also, dass es erst mal schlecht aussieht für die Endlagerbetreiber?

Das ist reine Spekulation, aber die Hoffnung haben wir natürlich. Diese Hoffnung auf ein Ende des Projekts treibt uns seit 30 Jahren an. Ohne unseren hartnäckigen Widerstand würde es hier schon ganz anders aussehen.

Wie möchten Sie die Landwirte nun dazu bewegen, ihr Grundstück nicht zu verkaufen?

Wir können da niemanden unter Druck setzen. Das ist nicht unsere Art, und wir haben auch gar keine Druckmittel. Aber wir werden natürlich mit den Leuten reden.

Und ihnen erzählen, dass die weitere Erkundung des Salzstocks in Gorleben unverantwortlich ist?

Was hat sich denn die Betreibergesellschaft vorgestellt, was mit dem Endlager passiert, wenn die Verträge ablaufen? Glaubt die, dass die Bauern selbst das Endlager übernehmen? Wenn ich ein Endlager plane, kann ich doch nicht einen Pachtvertrag abschließen, der 2015 ausläuft. Schließlich geht es hier um Zeiträume von mehreren hunderttausend Jahren.

Warum wurde das dennoch gemacht?

Für mich ist das ein absolutes Rätsel. Kein Landwirt würde eine größere Investition planen, wenn nicht sicher wäre, dass ihm das Land für die Nutzungsdauer auch zur Verfügung steht.

Nun stehen in den kommenden Jahren wieder Verhandlungen an. Wie viel Geld könnten die Bauern denn für die weitere Nutzung der Grundstücke bekommen?

Da habe ich überhaupt keine Vorstellung. Da müssen Sie Frau Merkel fragen, was ihr das wert ist, das Endlager durchzudrücken.

Auch Atomkraftgegner könnten Geld sammeln, die Grundstücke aufkaufen und somit Gorleben verhindern.

Natürlich. Das haben wir damals bei den Landverkäufen auch gemacht. Aber das wird sicher keine gute Stimmung hier im Landkreis schaffen. Die Bevölkerung ist ohnehin gespalten in Gegner und Befürworter der geplanten Atomanlagen.

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