Ende der Degrowth-Konferenz: Hoffen auf das Schrumpfen
Zu weiß, zu gebildet, zu normativ: Nach fünf Tagen endete die größte Konferenz gegen das ewige Wachstum mit selbstkritischen Tönen.
LEIPZIG taz | Die bisher größte internationale Degrowth-Konferenz in Leipzig ging am Samstag zu Ende – mit teilweise selbstkritischen Tönen. 3.000 Wissenschaftler, Künstler und Aktivisten diskutierten fünf Tage, wie ein gesellschaftlicher Wandel weg vom Wachstumsdogma gelingen könnte.
Der Erfurter Wirtschaftsprofessor Helge Peukert war auf der Konferenz Referent für eine der wenigen wissenschaftlichen Diskussionsrunden, die sich mit harten ökonomischen Fakten auseinandersetzten. „Es wird krampfhaft versucht, durch Geldpolitik wie Niedrigstzinsen der Zentralbanken und Rettungsschirme das Wachstum anzuheizen und eine gesundschrumpfende Stabilisierung mit allen Mitteln zu verhindern“, sagt der Finanzexperte.
Daher sei es enorm wichtig, diese Fragen auf so einem Kongress zu thematisieren. Die großen Plenen seien ihm jedoch zu „plakativ und normativ“ gewesen: „Es fehlten etwas härtere makrostrukturelle, konzeptionelle Vorschläge, etwa zu einem besseren internationalen Währungssystem unter Einbezug von alternativen Ökonomen und Juristen.“ Insgesamt sei er aber dankbar für eine solche Konferenz, die aufgrund des breiten Themenspektrums auch den Horizont eigener Überlegungen erweitere.
Auf dem Abschlusspodium wurde kritisiert, dass der durchschnittliche Konferenzteilnehmer aus der weißen, gebildeten Mittelklasse stammte und geopolitische Konflikte nicht thematisiert wurden. Die Organisatoren vom Wissenschaftsinstitut Research & Degrowth, das seit 2006 zu Postwachstum forscht, zieht eine positive Bilanz und hofft auf neue Allianzen innerhalb der Bewegung.
Wo die nächste Konferenz stattfinden wird, steht noch nicht fest. Die Organisatoren hoffen, dass sich Städte vor allem außerhalb der Industrienationen bewerben. Die Kriterien für eine Austragung sind nicht leicht: Die Finanzierung darf nicht von Unternehmen oder Banken getragen werden.
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