piwik no script img

Elon Musks Plan Twitter zu kaufenÜbersehene Marktmacht

Kommentar von Svenja Bergt

Twitter und andere IT-Unternehmen bestimmen, wie im Internet diskutiert wird. Demokratische Institutionen und nicht Elon Musk sollten sie regulieren.

Der derzeit reichste Mann der Welt, Elon Musk, will auch über Twitter herrschen Foto: Reuters

D ie Kombination Elon Musk plus Twitter ist immer gut für Aufregung: Mal schickt der Multimilliardär per Tweet den Kurs einer Kryptowährung auf Achterbahnfahrt, mal veröffentlicht er börsenrelevante Zahlen zu Tesla und handelt sich Ärger mit der Aufsichtsbehörde ein. Umso spannender ist die Debatte um Musks Ankündigung, Twitter kaufen zu wollen.

Zwar ist aktuell nicht wirklich wahrscheinlich, dass es dazu kommt: Zuvor wären ein paar Ak­tio­nä­r:in­nen zu überzeugen, und Twitter hat nun ein Verfahren beschlossen, sich vor einer feindlichen Übernahme zu schützen. Aber: Die Ankündigung lenkt den ­Fokus auf die Macht von Twitter. In der Debatte um die Marktmacht geht die Plattform leicht unter, weil andere wie Meta (mit Facebook, Whatsapp, Instagram), Google (unter anderem mit Youtube) oder Telegram größer oder reichweitenstärker oder problematischer sind. Oder alles zusammen.

Aber Twitter ist – nicht für alle Länder und Regionen, aber eben doch für viele – die Plattform, wo sich politische und gesellschaftliche Debatten konstituieren. Welche Regeln dort gelten, trägt maßgeblich dazu bei, wie debattiert werden kann, wer wie gesehen wird und wie man andere sieht. Wie wird umgegangen mit Hetze und Hass? Mit Fake News? Mit Bots? Welche Formate, Längen, Reaktionsmöglichkeiten stehen den Nut­ze­r:in­nen zur Verfügung? Oder, kleinteiliger: Nach welchen Kriterien wählt der Algorithmus für die Bildervorschau die mutmaßlich interessanten Bildbereiche aus?

Musk hat seine Übernahmepläne damit begründet, Twitter von der Börse nehmen zu wollen, weil der Dienst nur so das Potenzial als Plattform für Meinungsfreiheit ausschöpfen könne. Das negiert, dass demokratische Institutio­nen sehr wohl in der Pflicht sind, Regeln für die Plattformen festzulegen. Einfach alles laufen zu lassen hat sich als problematischer Weg erwiesen. Musks Haltung passt zu seiner grundsätzlichen Regulierungsskepsis. Aber es zeigt, wie fragil die Situation ist, wenn kommerzielle Plattformen derart zentral werden für die Demokratie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Demokratische Institutionen sollten dann auch Twitter kaufen und dann können sie regulieren, was das Zeug hält. Da könnten sie dann Formate, Längen, Reaktionsmöglichkeiten der Nut­ze­r:in­nen anpassen und Kriterien des Algorithmus für die Bildervorschau sowie die mutmaßlich interessanten Bildbereiche auswählen.



    Bis dahin sollte lediglich das StGB dabei das Maß der Dinge sein.