Elite-Uni-Debatte: Hochschulen wollen mehr Profs

Bei der Exzellenzinitiative schlagen Hochschulrektoren Alarm. Für eine gute Lehre seien doppelt so viel Dozenten nötig. Ihr neuester Verbündeter: Hort Köhler.

25 Studenten auf einen Professor - so soll gute Lehre funktionieren. Bild: dpa

BERLIN taz Die deutschen Hochschulrektoren forderten am Mittwoch, die Dozentenzahlen an den Hochschulen massiv zu erhöhen. "Der Betreuungsschlüssel beträgt momentan 1 zu 52", sagte Rektorenpräsidentin Margret Wintermantel. Das bedeutet, auf 52 Studierende kommt im Moment ein Professor. "Aber auf einen Professor dürfen nicht mehr als 25 Studenten kommen", sagte Wintermantel zu dem Beschluss ihrer Rektorenkonferenz. Nimmt man die gegenwärtige Lehrleistung als Grundlage, würde das eine Verdopplung der Dozentenzahlen an den Hochschulen bedeuten.

Der Hintergrund für die Forderungen der Rektoren ist die Exzellenzinitiative, die morgen in die letzte Runde geht. Dann ist endgültig klar, welche von den acht noch zur Auswahl stehenden Universitäten den Titel "Elite-Universität" tragen dürfen. Ein Problem bei der Auswahl ist aber, dass die Lehre an den Universitäten dabei nicht berücksichtigt wird. Kriterium ist allein die Forschung.

Wintermantel sagte, die Lehre müsse viel besser werden, "sonst können wir nicht mehr Leute für ein Studium interessieren". Das sei aber dringend nötig, um endlich eine höhere Akademikerquote zu erreichen. "Deutschland ist mit 20 Prozent Hochschulabsolventen hoffnungslos abgehängt", sagte sie. Die Universitäten sollten außerdem spezifische Lehrdozenten einstellen - sogenannte Lecturers, deren Hauptaufgabe in der Lehre besteht. Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat dies bereits vorgeschlagen.

Um die Lehre an Deutschlands Hochschulen steht es nicht gut: überfüllte Hörsäle, Seminare und Projektgruppen, die aus allen Nähten platzen. Studierwillige müssen schon jetzt draußen bleiben, weil sie keinen Studienplatz kriegen. Dabei wird die Zahl der Studenten steigen - bis 2013 von zwei auf 2,5 Millionen. Idealerweise sollten 40 Prozent eines Jahrgangs einen Hochschulabschluss haben. Derzeit sind es aber nur etwa 21 Prozent. Denn von denen, die ein Studium beginnen, brechen viele vorzeitig ab. Gründe dafür sind eben der miserable Zustand der Lehre und die schlechte Betreuung an den deutschen Hochschulen.

Die Hochschulrektorenkonferenz hat neuerdings einen prominenten Verbündeten für ihre Forderungen - Bundespräsident Horst Köhler. Der sorgt sich angesichts der internationalen Konkurrenz um die Zukunft des Landes bei fehlendem Nachwuchs. "Wir brauchen dringend eine Qualitätsoffensive für die Lehre an unseren Hochschulen - dazu gehören mehr Hochschullehrer und eine bessere Ausstattung", sagte er auf der Jahresfeier von acatech, der zukünftigen Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Der Maßstab sei die internationale Spitze - "und mit weniger sollten wir uns nicht zufrieden geben."

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