Elektromobilität in China: Autokonzerne unter Strom
Ab 2018 soll jedes vierte verkaufte Auto in China einen Elektromotor haben. Deutsche Unternehmen fühlen sich unter Druck gesetzt.
Steuererleichterungen für besonders kleine Motoren, die 2016 ganz erheblich für den Verkaufsschub gesorgt haben, fallen zum Jahresende weg. Stattdessen will Peking für Luxusgefährte teurer als umgerechnet 180.000 Euro eine zusätzliche Sondersteuer von 10 Prozent erheben. Diese Steuer gilt bereits seit dem 6. Dezember.
Vor allem aber die Pläne für eine feste Elektroauto-Quote setzen die deutsche Autoindustrie in Alarmstimmung. Peking will, dass alle Hersteller, die im Jahr mindestens 50.000 Autos in China verkaufen, bis 2018 8 Prozent sogenannte Fahrzeuge mit neuer Antriebsform verkaufen. Dazu gehören reine Elektroautos, Steckdosen-Hybride und konventionellen Hybridautos, die ihre Batterien über den Benzinmotor laden. Ab 2019 müssen es 10 Prozent sein, ab 2020 dann 12 Prozent. Erfüllt ein Autobauer diese Quote nicht, soll er dazu verpflichtet werden, anderen Herstellern sogenannte Punkte abzukaufen. Das Ziel der chinesischen Führung: Bis 2020 sollen mindestens fünf Millionen Elektrofahrzeuge auf Chinas Straßen rollen.
Die Bestimmungen betreffen zwar alle Hersteller. Doch bei der Elektromobilität sind die deutschen Autobauer ausgerechnet auf ihrem derzeit wichtigsten Absatzmarkt vergleichsweise schlecht aufgestellt.
Die japanische Konkurrenz – allen voran Toyota – setzt bereits seit Jahren auf Antriebsformen mit Elektromotoren. Doch auch die chinesischen Autobauer sind sehr viel besser aufgestellt: Der Autobauer BYD (Build Your Dreams) ist sogar über die Batterietechnik groß geworden. Volkswagen, Audi, BMW und Daimler hingegen waren bislang eher zögerlich. Wozu auch? Autos mit Verbrennungsmotoren verkaufen sich in China derzeit ja prächtig.
Nach außen hin versuchen die Vorstandschefs der deutschen Hersteller ihren Ärger über die neue Regelung zu kaschieren. Daimler wolle sein Wachstum in China künftig mit seiner vor Ort produzierten neuen Marke EQ ankurbeln, kündigte China-Vorstand Hubertus Troska an. „Wir wollen den Mercedes unter den Elektrofahrzeugen entwickeln.“
Zugleich muss auch er zugeben, dass es noch keinen festen Zeitpunkt gibt, ab wann und mit welchem chinesischen Partner EQ-Modelle einschließlich der Batterien für den Elektromotor gebaut werden.
Nicht besser sieht es bei Volkswagen aus. Von 30 Elektromodellen innerhalb der „nächsten fünf bis zehn Jahre“ ist die Rede, neuerdings auch von 400.000 Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybridmotoren ab 2020. Derzeit sind es aber nach eigenen Angaben nur „mehrere Hundert“ – und allesamt importiert.
Empörung bei internationalen Konzernen
Hinter den Kulissen ist der Ärger über die angekündigte Regelung groß. In den China-Zentralen in Peking beklagen die Manager, die chinesische Verwaltung habe sie nicht ausreichend eingebunden. Immerhin habe die deutsche Autowirtschaft in China Hunderttausende von Arbeitsplätzen geschaffen. Ihr stehe daher ein Mitspracherecht zu.
Doch die Kritik prallt in China ab. Die Fakten liegen längst auf dem Tisch, sagt der chinesische Autoexperte Zhang Zhiyong. Er verweist auf die hohe Luftverschmutzung, der die chinesische Führung bereits vor fünf Jahren den Kampf angesagt hat. Die Maßnahmen seien nur noch nicht ausreichend umgesetzt.
Zugleich produziert China inzwischen einen Überschuss an Energie aus Sonne und Wind. Es mangelt jedoch an Abnehmern. Batteriebetriebene Autos wären die idealen Kandidaten, diesen Strom zu verwenden.
Zhang Zhiyong, Automarktexperte
In Peking etwa, dessen Straßen von mehr als sechs Millionen Autos verstopft sind, werden Kennzeichen für Neuzulassungen nur noch verlost. Die Chancen, eine der Lizenzen zu ergattern, liegen bei unter 5 Prozent. Wer hingegen ein Elektroauto kauft, braucht nicht am Losverfahren teilzunehmen.
Andere Großstädte wollen diese Regelung ebenfalls einführen. „Auf diese Entwicklung haben die deutschen Autohersteller aber nicht ausreichend reagiert“, kritisiert der chinesische Automarktexperte Zhang Zhiyong. „Sie ruhen sich stattdessen auf den guten Verkaufszahlen in der chinesischen Provinz aus.“
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