Elektroautos in Deutschland: Sparsam sein ist teuer
Umweltverbände werfen der Autoindustrie vor, mögliche Käufer von ökologischeren Fahrzeugen mit Aufpreisen abzuschrecken.
Grund des Anstoßes ist eine Studie des Professors Eckard Helmers von der Universität Trier. Er hat die Entwicklung der Branche über die letzten 40 Jahre analysiert. Sein Ergebnis: Zwar kommen immer effizientere Motoren auf den Markt, gleichzeitig steigt jedoch Gewicht, Ausmaß und Leistung der Fahrzeuge, so dass sich die Klimabilanz über die Jahre verschlechtert hat. Besonders bedenklich: Alternative Antriebsformen, etwa Elektromotoren, würden von der Industrie vernachlässigt.
„Aus ihrer Sicht verständlich“, sagt Helmers, „Die Firmen wollen sich ja nicht selbst kannibalisieren“. Denn, so der Professor weiter, für jedes Elektroauto werde ja ein Wegen mit Verbrennungsmotor weniger gekauft. Und die Technologien für Diesel und Benziner liegen in der Schublade, für die massentaugliche Produktion von Elektroautos wären noch Forschung und Versuche nötig.
Für den Verbraucher seien die E-Fahrzeuge teurer als nötig: „Der aktuelle Preis für Autos mit Elektroantrieb ist mit den Produktionskosten nicht zu rechtfertigen“, sagt Helmers. Seine Vermutung: Die umweltfreundlichen Fahrzeuge sollen bewusst unattraktiv gemacht werden. Die Automobilindustrie weist dagegen darauf hin, dass auch Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselantrieb in den vergangenen Jahren deutlich sparsamer und ökologischer geworden seien.
Den Vorwurf des Forschers Helmers sieht auch Michael Müller-Görnert vom nachhaltig orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD) als gerechtfertigt an: „Der Absatz effizienter Fahrzeuge wird aktiv gehemmt“, sagt er. Die Industrie versuche, sich mit wenigen Produkten ein „grünes Mäntelchen“ zu schaffen, sei aber nicht bereit, Opfer für den Klimaschutz bringen. Es sei nun an der Politik, „nicht Hemmer, sondern Treiber“ der umweltfreundlichen Fortbewegung zu sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation