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ElbphilharmonieHamburg von oben

Vor dem Richtfest des Prestige-Objekts führten die Architekten über Hamburgs teuerste Baustelle - und verteidigten ihre Visionen.

Gepriesen und gescholten: Elbphilharmonie-Baustelle. Bild: Ulrike Schmidt

Eigentlich hätte alles sehr schön werden können: Die Sonne schien, eine frische Brise wehte, alle waren dem Anlass gemäß gekleidet und gelaunt, die Architekten anwesend: Optimale Bedingungen für die Begehung einer Baustelle, die so weltbewegend ist, wie die der Elbphilharmonie, die heute Richtfest und morgen - fürs Volk sozusagen - "Tag der Plaza" feiert. Gestern durfte da schon mal die Journaille drauf, von den Architekten Jacques Herzog, Ascan Mergenthaler und Pierre de Meuron höchstpersönlich angeleitet.

Nun haben Baustellen es aber in sich. Da herrscht zum Beispiel eine rege Lärmentwicklung: Man sägt, hämmert und bohrt, dass es eine Freude ist; angenehm zu sehen, nach all dem Streit um Kosten und Baumängel. Trotzdem ist es nur mäßig sinnvoll, große Teile der Führung in unmittelbarer Nähe eines Schweißtischs zu absolvieren, wie es Herzog und Mergenthaler taten. Genau hier - auf der Bühne des künftigen Konzertsaals - musste Jacques Herzog auf das Ausführlichste die Vision des "Weinberg"-Saals erklären, der eigentlich nur deshalb so steil ist, weil der Unterbau der Elbphilharmonie - ein Backsteinspeicher von 1962 - ein Trapez ist und sich an dieser Stelle verjüngt. "Eine Herausforderung", murmelte Herzog in den Schweißerlärm hinein und drehte sich versonnen vom Publikum weg, hin zum Schweißer.

Der hörte nichts, und das Publikum auch nicht - aber vielleicht hatte man da irgendwas falsch verstanden: Womöglich war diese Führung, die selten einmal Zimmerlautstärke erreichte, als Selbstgespräch - als Selbstvergewisserung? - gedacht. Andererseits verpasste man nicht sehr viel: "Von hier kann man Hamburg sehen, wie man es noch nie sah", beteuerte Mergenthaler etwa auf der 50 Meter hohen offenen Plaza. Da man hier Hafen und Stadt gleichzeitig sehen könne, lerne man "Hamburg erstmals wirklich verstehen".

Vielleicht, dachte man da, hat er Hamburgs höhere Gebäude einfach noch nicht gefunden. Das andererseits ist unwahrscheinlich: Einige von ihnen sind selbst von der Elbphilharmonie-Plaza aus zu sehen.

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