: Eisernen Kanzlers Haare
■ Sitz der Otto-von-Bismarck-Stiftung im Bahnhof Friedrichsruh offiziell eröffnet
Im alten Bahnhof von Friedrichsruh sind gestern Sitz und Archiv der 1997 gegründeten Otto-von-Bismarck-Stiftung offiziell eingeweiht worden. Gleichzeitig wurde die Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ eröffnet.
Die Stiftung war noch von der Kohl-Regierung zu Ehren des „Eisernen Reichskanzlers“ gegründet worden, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist der ehemalige schleswig-holsteinische Landesvater und Bundesminister Gerhard Stoltenberg. Um die „historische, politische Bildung sowie die Forschung über Otto von Bismarck“ zu bereichern, wurde die Stiftung mit einem Kapital von 7,5 Millionen Mark ausgestattet, darüber hinaus trägt der Bund die Baukosten für den Sitz und die Ausstellung in Höhe von 8,1 Millionen Mark sowie die Betriebskosten von etwa 900.000 Mark pro Jahr.
Die Dauerausstellung verschaffe einen vielfältigen Zugang zum Deutschland des 19. Jahrhunderts. „Die Person Bismarck dient dabei vor allem als roter Faden“, erläuterte Stiftungsgeschäftsführer Michael Epkenhans. Die unzähligen Kriege, innenpolitischen Auseinandersetzungen und die Reichsgründung würden ebenso dargestellt wie die Unterdrückung von Minderheiten. Auch als Kultfigur wird der preußische Landjunker (1815 - 1898) gezeigt: So sind einige seiner Haupthaare einst in eine Damenbrosche eingearbeitet worden. Dies hatte ein Friseur im benachbarten Reinbek veranlasst, der dem Reichskanzler die Haare geschnitten hatte.
Friedrichsruh ist seit 1871 Sitz der Fürstenfamilie. Bismarck-Museum und -Mausoleum sind seit langem touristische Anziehungspunkte. Kaiser Wilhelm I. hatte den umgebenden Sachsenwald seinem Reichskanzler wegen seiner Verdienste bei der Gründung des Deutschen Reiches 1870 geschenkt. Zahlreiche in- und ausländische Staatsmänner wurden hier am Bahnhof von Bismarck empfangen, dessen Empfangsgebäude um 1850 in klassizistischen Formen erbaut worden war.
Später wurde die Station ein unbedeutender Haltepunkt, verwahrloste, war teilweise abbruchreif und wurde 1995 unter Denkmalschutz gestellt. lno
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