piwik no script img

Einschränkung der Kita-BetreuungszeitenPersonalmangel pflanzt sich fort

Nadine Conti
Kommentar von Nadine Conti

Eltern, deren Kinder nicht betreut werden, fallen als Fachkräfte anderswo aus. Schon deshalb müssen die Wege in den Erzieherberuf überdacht werden.

Benötigt, um den Trend zum Teilzeit-Arbeiten zu beenden: Kinderbetreuung in der Kita Foto: Bernd Thissen/dpa

F achkräftemangel gibt es nicht nur in Kitas. Und ganz gleich, wo man hinschaut – Pflegekräfte, Lehrer, Verwaltung – unter den ersten Maßnahmen dagegen steht immer: Teilzeitkräfte motivieren, ihre Stunden aufzustocken. Dann muss man halt nur noch beten, dass diese Teilzeitkräfte keine Kinder unter zwölf Jahren haben.

Denn das ist natürlich der Nebeneffekt, wenn man Kernzeiten von 8 bis 14 Uhr definiert. Man zementiert die bestehende Teilzeitkultur mit all ihren Problemen wie dem Gender-Pay-Gap und der weiblichen Altersarmut. Das soll nicht heißen, alle müssten Vollzeit arbeiten.

Aber mit 24 Stunden Netto-Arbeitszeit in der Woche, die durch die Betreuung in der Kita abgedeckt wird, geraten auch die in Schwierigkeiten, die 70 oder 80 Prozent arbeiten wollen oder Jobs haben, die sich nicht in ein paar Stunden am Vormittag erledigen lassen.

Natürlich ist es wichtig, den Bildungsanspruch hochzuhalten. Er­zie­he­r*in ist ein anspruchsvoller Job und nichts, wofür man mal eben ein paar arbeitslos gewordene Schlecker-Verkäuferinnen umschult.

Qualifikation führt nicht automatisch zu Qualität

Gleichzeitig muss man aufpassen, dass die hohe fachliche Qualifikation nicht zum Fetisch wird. Eine formal hohe Qualifikation garantiert noch nicht, dass jemand einen guten Job macht. Und jede Fachkraft kann nur so gut sein, wie die Bedingungen in der Einrichtung und das Team um sie herum.

Einfachere Wege in den Job und mehr Möglichkeiten, sich berufsbegleitend weiter zu qualifizieren, könnten den Fachkräftemangel sehr wohl lindern. Dringend notwendig wäre es außerdem, verstärkt in die Qualitätsentwicklung der Einrichtungen zu investieren.

Kita-Leitungen brauchen Zeit für kluges Personalmanagement und die Entwicklung von Konzepten, vor allem, wenn man mit multiprofessionellen Teams arbeitet. Das geht nicht, wenn sie selbst als Vertretungsreserve fungieren. Kluge Kommunen investieren hier, müssen sich die Mittel aber oft aus den Rippen schneiden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Nadine Conti
Niedersachsen-Korrespondentin der taz in Hannover seit 2020
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Einige Jahrzehnte habe ich rein ehrenamtlich Kinder in einem Sportverein trainiert und jetzt das Handtuch geworfen. Nicht wegen der Kinder, sondern wegen der meisten Eltern, die ihre Kinder ohne irgendeine grundsätzliche Erziehung auf die Welt loslassen.



    Viele Erzieherinnen - Erzieher sind wohl noch unterrepräsentiert haben mein tiefes Bedauern.