Einsätze in Hamburg-Altona: Polizei zählt viele Straftaten
Polizei erklärt nun, aus welchem Grund sie ihre Präsenz im Viertel um die Holstenstraße verstärkte und liefert Zahlen.
Nach den Ausschreitungen zwischen Polizei und Jugendlichen in Altona-Altstadt hat die Polizei Anfang der Woche erstmals genauere Zahlen zu den Straftaten im Gebiet um den August-Lütgens-Park veröffentlicht.
In mehreren Kleinen Anfragen beziffert die Polizei die Straftaten im Gebiet zwischen Max-Brauer-Allee, Holstenstraße, Louise-Schroeder-Straße und Große Bergstraße auf 520 im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 15. Juli dieses Jahres.
Dabei handelt es sich vor allem um Raub, räuberische Erpressung und Diebstahl, Körperverletzungsdelikte, Wohnungseinbrüche, Betrug, Bedrohung, Beleidigung und Sachbeschädigung. Die Innenbehörde wertet diese Zahl als „nicht unbeträchtlich“. Allerdings handele es sich um Anzeigen, bei denen noch unklar sei, was sich daraus ergibt.
Die Polizei ordnet 14 Jugendlichen etliche dieser Straftaten zu. Sie seien polizeibekannt und Teil einer größeren Gruppe. Diesen harten Kern hatten die Beamten demnach zunächst im Blick. Zusammen mit einem Unterstützerkreis zählt die Polizei inzwischen mehr als 40 Personen zu einer „losen Gruppierung“, bei denen es sich „mehrheitlich“ um Menschen „mit Migrationshintergrund“ handele, die gegenüber der Polizei aggressiv und provozierend auftreten.
Laut Senat „mehrten sich in den vergangenen Wochen Beleidigungen gegenüber Polizeibeamten anlässlich von Einsätzen“. Beamten sei „zudem offen bis zur Androhung des Todes mit Repressionen gedroht worden“. Deshalb habe die Polizei seit dem 8. Juli ihre Präsenz im Viertel verstärkt und täglich sogenannte Schwerpunkteinsätze durchgeführt. In den darauf folgenden Tagen machte die Polizei 70 Personenkontrollen, nahm 18 Jugendliche in Gewahrsam und erteilte 18 Platzverweise.
Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, hält die Begründung der Polizei für ihre massiven Einsätze gegen die Jugendlichen mit den vermehrten Straftaten für vage. „Der Hinweis auf 520 unterschiedlichste Straftaten im Zeitraum eines guten halben Jahres – und zwar in einem deutlich größeren Gebiet – sagt nichts aus: weder über den Grad der Kriminalitätsbelastung von Altona-Nord noch über die Schwere der Straftaten.“
Laut Innenbehörde sind 21 Personen strafrechtlich in Erscheinung getreten, neun davon wohnen im Viertel um den August-Lüttgens-Park. Bis zu den Vorfällen war dieses Gebiet in der Innenbehörde nicht als Brennpunkt bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Pressefreiheit unter Netanjahu
Israels Regierung boykottiert Zeitung „Haaretz“
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Twitter-Ersatz Bluesky
Toxic Positivity