Einkommensverteilung in Deutschland: Große Schere zwischen Arm und Reich
In Deutschland besitzen die oberen 10 Prozent mehr als die Hälfte des Vermögens. Der DGB macht dafür eine ungerechte Steuerpolitik verantwortlich.

Dies geht aus vorab veröffentlichten Zahlen des fünften Armuts- und Reichtumsberichts vor, den das Bundesministerium für Arbeit und Soziales noch in diesem Jahr veröffentlichen will.
Vergleicht man die jüngsten Zahlen mit denen von 1998, werden die Unterschiede noch deutlicher. Damals verfügten die reichsten zehn Prozent „nur“ über 45,1 Prozent des Vermögens, die unteren 50 Prozent über 2,9 Prozent.
Allerdings drehte sich der Trend bei den reichsten Haushalten zuletzt um. 2008 hatten sie noch einen Prozentpunkt des Nettovermögens mehr als 2013, nämlich 52,9 Prozent. Die unteren zehn Prozent der Haushalte hatten 2008 noch 1,2 Prozent. Die Daten werden alle fünf Jahre vom Statistischen Bundesamt erhoben.
Empfohlener externer Inhalt
DGB-Vorstandschef Reiner Hoffmann machte eine ungerechte Steuerpolitik für die Schere zwischen Arm und Reich mitverantwortlich. Kapitaleinkünfte würden zu gering besteuert, Arbeitslohn zu hoch, sagte er am Montag in Berlin.
„In Deutschland findet eine enorme Umverteilung von unten nach oben statt“, sagte die Linksfraktionsvize Sabine Zimmermann. Sie forderte eine Millionärssteuer, bei der die erste Million des Vermögens steuerfrei bleibt und dann fünf Prozent Steuern erhoben werden. „Vermögende müssen entsprechend ihrer Leistungskraft zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen“, sagte Zimmermann.
Der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, forderte, das Problem der Ungleichheit auf die politische Tagesordnung zu setzen. Auch taz-Kommentatorin Ulrike Herrmann urteilt in ihrem Kommentar über die Vermögensverteilung: „Deutschland ist eine brutale Klassengesellschaft.“
„Es wird besser statt schlimmer“, betonte hingegen das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft mit Blick auf den Vergleich 2008-2013 und weitere Daten. Die ungleiche Vermögensverteilung habe eher abgenommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart