Einigung um Bauprojekt Port Olpenitz: Ferien an der Ostsee gerettet
Umweltschützer und Bauherren einigen sich über Norddeutschlands größtes Freizeitprojekt Port Olpenitz - unter Vermittlung von Grünen und CDU. Eine Probe aufs schwarz-grüne Exempel soll das aber nicht sein, sagen die Grünen.
Das größte norddeutsche Ferien- und Freizeitzentrum Port Olpenitz bei Schleswig an der Ostsee scheint gerettet. Die schleswig-holsteinischen Naturschutzverbände haben einen überarbeiteten Entwurf des Investors akzeptiert, wonach naturschutzrelevante Gebiete im Norden des Areals verschont werden sollen. Das ist das - für alle Beteiligten überraschende - Ergebnis eines Vermittlungsgesprächs, zu dem Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und der grüne Parteichef Robert Habeck Umweltschützer und Bauherr geladen hatten. "Beide Seiten waren sehr kreativ", kommentierte Habeck am Mittwoch die Verhandlungen.
Dennoch sei das "keine Probe für Schwarz-Grün" gewesen, stellte er klar: "Es ging darum, in einer Sachfrage eine Lösung zu finden, mit der alle leben können." Carstensen hatte Habeck wegen dessen politischer Nähe zu den Naturschutzverbänden gebeten, bei der Suche nach einem Ausweg zu helfen. Zudem ist Habeck als Fraktionschef der Grünen im Kreistag Schleswig-Flensburg mit dem 500 Millionen Euro teuren Projekt seit Jahren vertraut.
Das Oberverwaltungsgericht Schleswig hatte vor zwei Wochen einer Klage der Naturschutzverbände IGU, BUND, LNV und Nabu stattgegeben. Danach ist der ursprüngliche Bebauungsplan der Stadt Kappeln nichtig, zu der der ehemalige Marinehafen Olpenitz an der Mündung der Schlei in die Ostsee gehört. Er sei mit den Vorgaben des Natur- und Umweltschutzes nicht vereinbar. Das angrenzende EU-Vogelschutzgebiet "Schlei" würde durch die geplante Bebauung erheblich beeinträchtigt, erklärten die Richter.
In Olpenitz sind 960 Ferienhäuser, mehrere Hotels und 2.500 Bootsliegeplätze geplant. Hinzu kommen Spaßbad, Wellnesslandschaft und ein Veranstaltungs- und Konferenzzentrum. Bis zu 1.000 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Nach dem jetzt gefundenen Kompromiss werden die Flächen direkt am Naturschutzgebiet im Norden des Areals nicht bebaut. Dafür wird die Fläche südlich des Hafenbeckens verdichtet werden. Dieser neuen Planung stimmten die Naturschützer jetzt zu. Kappeln muss nun einen modifizierten Bebauungsplan aufstellen.
Carstensen zeigte sich erleichtert über die außergerichtliche Einigung. "Wir haben jetzt eine Win-Win-Situation", sagt er. Diese sei nicht zuletzt zustande gekommen, "weil Herr Habeck sich aktiv in die Vermittlung mit eingeschaltet hat", lobte der Schwarze den Grünen.
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