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Einigung bei FrackingDer Bodensee wird geschützt

Union und FDP haben sich auf einen Kompromiss zur Frackingregelung geeinigt. Die Schiefergasförderung soll im Einzugsgebiet von Trinkwasserseen verboten werden.

Fracking soll im Einzugsgebiet von Trinkwasserseen untersagt werden, was vor allem die Region um den Bodensee betrifft. Bild: dpa

BERLIN rtr/dpa | Nach monatelangem Ringen haben sich Union und FDP doch noch auf einen Kompromiss zur Regelung der Schiefergas-Förderung verständigt. „Das Vorhaben kann nächste Woche im Kabinett beraten werden“, sagte der FDP-Umweltexperte Horst Meierhofer am Freitag der Nachrichtenagentur reuters.

Auch der CDU-Wirtschaftsexperte Joachim Pfeiffer bestätigte die Einigung nach einem Treffen von Koalitionsexperten am Donnerstagabend. „Die Arbeitsgruppe hat ihren Auftrag erfüllt“, sagte er, nachdem auch die Ruhr-Nachrichten von einem Kompromiss berichtet hatten.

Das sogenannte Fracking soll nun im Einzugsgebiet von Trinkwasserseen untersagt werden, was vor allem die Region um den Bodensee betrifft. Talsperren, wie zunächst diskutiert, sollen aber nicht unter die Ausnahmen fallen. Ob die Regelungen aber noch vor der Bundestagswahl umgesetzt werden können, bleibt jedoch unsicher. Dafür braucht die Koalition auch die Unterstützung von SPD und Grünen im Bundesrat.

Der Kompromiss baut auf dem ursprünglichen Entwurf von Umwelt- und Wirtschaftsministerium auf. Neben einer Umweltverträglichkeitsprüfung und dem Verbot des Frackings in Wasserschutzgebieten soll auch generell ein Einvernehmen mit den Wasserbehörden für Bohrungen nötig seien. Auch der Umgang mit den Fracking-Flüssigkeiten wurde genauer geregelt.

Chemie gepresst in Stein

Beim Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in Schiefergestein gepresst, um dort eingeschlossenes Gas oder Öl freizusetzen. In den USA wird die Methode im großen Stil eingesetzt und hat zu sinkenden Gas- und Strompreisen geführt. Die Folgen für die Umwelt sind allerdings wenig erforscht.

In Deutschland ist Fracking bislang gesetzlich kaum geregelt. Umweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte es als unwahrscheinlich bezeichnet, dass die Methode in den kommenden Jahren in der Bundesrepublik zum Einsatz kommt. Allerdings ist gerade in der Union die Sorge groß, dass vor der Bundestagswahl die Opposition mit dem Thema punkten könnte, so das es vor allem dort heftige Diskussionen gab. Vor der letzten Bundestagswahl war aus ähnlichen Gründen ein Gesetz zur unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid verschoben worden.

Nachdem eine Einbringung des Gesetzes wegen Widerstands in der Union mehrfach verschoben worden war, soll das Gesetz nun am 22. oder 29. Mai vom Bundeskabinett und bis 28. Juni im Bundestag beschlossen werden. Am 20. September – zwei Tage vor der Bundestagswahl soll der Bundesrat entscheiden. Doch SPD und Grüne fordern auf einen kompletten Aufschub, bis ein Einsatz ohne giftige Chemikalien möglich ist.

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10 Kommentare

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  • KU
    Kai Uwe
  • K
    Karl

    @ Kai Uwe,

     

    nein, kein Schönreden. Es ist lediglich eine Klärung der Begriffe. Und eine Klarstellung von Ursache und Wirkung.

     

    In Westeuropa gibt es praktisch nur vorgespannte Oberflächengesteine und daher "bebt" es praktisch immer.

    Das Einleiten großer Flüssigkeitsmengen befördert dabei eine Herabsetzung der inneren Reibung mit dem Resultat das es eben "früher" bebt als bei trockenem Porenraum. Dabei ist meist eine reduzierte Magnitude zu erwarten.

     

    Und ein jahrhundertelanger Bergbau ist kaum minder schlimm, Sie würden staunen was alles so aus schlecht verwahrten Schachtanlagen gast und strömt.(Aber egal, denn infolge Dehnung des Rheingrabens sind diese Anlagen langfristig sowieso nicht dicht)

     

    Selbstverständlich ist es wenig sinnvoll, den ohnehin vorhandenen Problemen noch weiter zuzuführen. Bisher verfügt die BRD noch über relativ große, wenig kontaminierte Grundwasservorkommen.

    Das darf auch so bleiben.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • KU
    Kai Uwe

    @Karl, was sie versuchen nennt man "Schönreden": "...bereits vorgespanntes Gestein etwas vorzeitig zur Entspannung gebracht...".

    Und wie wirkt sich das aus?

    In der Erde gibt er Verschiebungen, auf/in der Erde gibt es Erdbeben....

     

    Vielleicht nicht so Geologisch korrekt Weichgespült, aber dennoch für alle Menschen verständlich ausgedrückt!

     

    Es gab schon meherer Erdbeben u.a. in Nds., die das gesamte Gasgewinnungsverfahren zum Thema machen sollte!

    Fracking hingegen erzeugt noch schnellere geologische Auswirkungen, weil die Mikrosprengungen nicht kontolliert werden können und dann noch in 6 Km Entfernung tätig sein können.

     

    Intensiver Bergbau birgt die selben Risiken (ohne Chemie, Biozide, Karzinogene, Toxine) nicht in den Ausmaß, aber wir alle Wissen, was schon ohne Mikrosprengungen alles in den Boden eingesackt ist.

     

    Grüße aus den Pott (Ruhrgebiet), Kai Uwe

  • K
    Karl

    @ Simone,

     

    "Fracking ist immer gefährlich" ist aus geologischer Sicht Schwachsinn. Beim hydro-Frackturing wird lediglich die Mohrsche Einhüllende verschoben.., d.h. die Scherfestigkeit des Gebirges vermindert.

     

    "Erdbeben" können dadurch nicht hervorgerufen werden. Es wird lediglich bereits vorgespanntes Gestein etwas vorzeitig zur Entspannung gebracht.

     

    Das ist ein erheblicher Unterschied zur Gasgewinnung, bei der noch diverse unvertretbare Substanzen in den Untergrund eingebracht werden!

     

    Glück auf!

     

    Karl

     

     

    PS:

     

    Sind in dem Gesetzestext eigentlich beide, sowohl die oberirdischen, wie auch die unterirdischen Einzugsgebiete berücksichtigt?

  • C
    carla

    Wer die Brunnenvergifter der FDP wählt, der hat

    Deutschland als Heimat nicht verdient!

    Und die Grünen, die in Niedersachsen für Fracking unter Einschränkungen sind, sind für mich

    Verräter an der eigenen Sache.

    Deutschland braucht dringend neue Parteien,

    die Kosten-Nutzen Relation für die normalen Bürger

    stimmt überhaupt nicht mehr!

     

    Jetzt wird es für den HarzIVler praktisch verunmöglicht mittelfristig sich gesund zu ernähren,

    gesund zu trinken und sich mit guten Wasser

    sich vernünftig noch waschen zu können.

    Einigen Popanzen der Liberalen mag das gerecht erscheinen. Und die Kinder der HarzIVler

    sind da nur eh verlorene Kollateralschäden!!

    Genetisch und soziologisch eh verloren.

    Bauern aus dem Mittelstand braucht die Großindustrie der FDP eh nicht mehr. Und die Großen bekommen

    immer ihre Genehmigungen.

     

    Auch Leiharbeiter sollen wohl bald mit einer

    geringeren Lebenserwartung abgestraft werden

    und der Normaldeutsche nur noch für seine

    Elementarbedürfnisse schuften!

     

    Fracking ist ein Verbrechen.

    Jeder Partei, die nicht uneingeschränkt gegen Fracking ist, ist parasitär, fahrlässig,lobbygesteuert und gegen

    dieses Land!!

    Wenn diese FDP wieder in den Bundestag einzieht,

    dann ist dieses Volk aber auch wirklich an Blödheit

    nicht mehr zu überbieten!

  • G
    GASFUCKING

    Weil es von den Amis kommt und Anglizismen auf Betrug und Verarschung deuten ("Flatrat"), schlage ich

     

    GASFUCKING

     

    als neuen Begriff vor.

  • MW
    Matthias W.

    Da wird sicherlich wieder kräftig geschmiert. Alles eine Frage des Preises. Politiker sind leider oft genug käuflich.

    Das Stimmvolk kriegt davon ohnehin (zunächst) nichts mit. Bleibt zu hoffen, daß endlich ein verstärktes Verbandsklagerecht zum Tragen kommt, welches den Umweltverbänden den Rücken stärkt und mehr Zivilcourage

    erwächst. Bevor wir noch verseuchtes Wasser zu trinken bekommen. Die Grenzwerte werden ja eingehalten. Das kriegen die schon hin.

    Siehe Mobilfunk und Radioaktivität nahe (Alt)meilern.

     

    Ein Schelm der Böses dabei denkt.

  • S
    Simone

    Liebe SPD und Grüne,

     

    Fracking ist immer gefährlich!

     

    Auch ohne Chemie, können bei Fracking, Erdbeben hervorgerufen werden.

     

    Bietet der Fracking Industie nicht weiterhin Schlupflöcher, sondern zeigt Rückrad!

     

    Nur die Piraten Partei und die LINKEN wollen Fracking Wirklich nicht haben!

     

    Alle anderen sind Wendehälse. Auch die Grünen, die jetzt in Nds. im Koolitionsvertrag, plötzlich für Fracking sind!!!

  • M
    menschenfreund

    ..."Die Schiefergasförderung soll im Einzugsgebiet von Trinkwasserseen verboten werden."...

    Das heißt im Umkehrschluß: Der Rest der Welt darf mit Fracking zugesch...en werden.

    Gut zu wissen, was die Raffkes, die Dummen, die Verblödeten und die Gekauften beabsichtigen!

  • JB
    Jürgen Blümer

    Den Fehler haben wir schon bei der Atomenergie erlebt: Statt einer sachgerechten Entscheidung politisches gekungel. Damals die Entscheidung für Gorleben, jetzt eine 'Lex Bodensee' mit Fracking-Erlaubnis in ganz Deutschland.

     

    Deshalb: Jetzt den Wahnsinn stoppen, bevor Fakten geschaffen sind und uns die nächste Risikotechnologie um die Ohren fliegt.

     

    https://www.openpetition.de/petition/online/korbacher-erklaerung-der-buergerinitiativen-gegen-fracking-deutschland