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Einheitsfest in BerlinStreetart für die Massen

Zur Feier des 3. Oktober wird eine riesige Fotocollage am Brandenburger Tor aufgestellt. Über die Ausschreibung hatte sich der Veranstalter in Schweigen gehüllt.

Früher waren die Grenztruppen kleiner: Installation am Brandenburger Tor Foto: dpa

Anlässlich des diesjährigen Tags der Deutschen Einheit wird sich die Gegend zwischen Reichstag, Straße des 17. Juni und Brandenburger Tor vom 1. bis zum 3. Oktober in eine große Festmeile verwandeln. Der aktuell ohnehin durch Massenveranstaltungen und die trockene Witterung stark geschädigte Tiergarten wird also erneut für „Das größte Fest des Jahres“ zur Zerstörung freigegeben. Mit mindestens einer Million Besucher*innen wird gerechnet. Das Bundesland Berlin richtet in diesem Jahr die zentrale Feier zum Jahrestag der Deutschen Einheit aus. Am Donnerstag stellte der Regierende Bürgermeister Michael Müller das Programm der Feierlichkeiten am Brandenburger Tor vor.

Das Tor als Symbol der Einheit im Mittelpunkt des Festreigens wird mit einer „überdimensionalen Installation“ des französischen Streetart-Künstlers JR inszeniert werden. Es ist eine 25 Meter hohe Fotocollage geplant, deren Aufbau bereits begonnen hat. Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der landeseigenen Kulturprojekte GmbH als Organisatorin des Festes, erklärte auf Nachfrage bei der Programmvorstellung, JR sei der Gewinner jenes Wettbewerbs vom Frühjahr, zu dem sein Haus bis dato entscheidende Informationen verweigert hat: Weder das Ergebnis noch die Jury noch ihre Begründung wurden der Öffentlichkeit oder den angeblich über 20 beteiligten Künstlern des Wettbewerbs bislang mitgeteilt.

Der mit temporären Projekten zu den Olympischen Spielen in Rio, am Pariser Louvre und zuletzt an der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze spektakulär hervorgetretene Künstler habe angeblich auch „seinen Hut in den Ring geworfen“, so van Dülmen. Falls JR wirklich den Wettbewerb der landeseigenen Kulturprojekte GmbH gewonnen hat, widerspricht das praktizierte Prozedere eklatant den sonst üblichen Gepflogenheiten im Umgang mit öffentlichen Haushaltsmitteln bei Kunstwettbewerben. Die Realisierung der dreitägigen Installation am Brandenburger Tor soll immerhin 800.000 Euro kosten. Offenbar verspricht man sich in der Senatskanzlei mit dem international bekannten JR einige Aufmerksamkeit für Berlin.

Insgesamt sind viereinhalb Millionen Euro für das „Bürgerfest“ zum Tag der Deutschen Einheit in den Berliner Haushalt eingestellt. In zweijähriger Planung wurde ein opulentes Festprogramm mit mehr als 200 Partnern und Institutionen auf die Beine gestellt. Rings um die üblichen Bier- und Fressbuden, den Informationsständen der einzelnen Bundesländer und den Veranstaltungsbühnen wird es zudem eine 2,5 Kilometer lange Installation mit allen 11.040 Gemeindenamen Deutschlands geben. Deren Ortsschilder werden hintereinander auf den Boden geklebt.

Zurück und nach vorne

Michael Müller möchte als Ausrichter des Festes sowohl „zurück wie nach vorne blicken“. Am 3 Oktober solle „bewusst werden, was man gemeinsam bewegen kann“. Partizipation unter dem Motto „Nur mit Euch“ wird daher bei vielen Programmpunkten großgeschrieben. Nicht nur bei den Mitmachangeboten für Kinder, die im Tiergarten stattfinden werden.

Auch das Medium Fotografie spielt eine große Rolle. Es durchzieht viele der Open-Air-Ausstellungen zum Fest, wo etwa der „Halbzeit“ der Einheit von 1989/90 gedacht werden soll. Als krönender Abschluss des Festes am Abend des 3. Oktober ist „#1heit – Das Konzert“ angekündigt – unter anderem mit Nena, Samy Deluxe und das Moka Efti Orchestra aus der Serie Babylon Berlin. Das Fest schließt mit dem obligatorischen Feuerwerk – diesmal allerdings auch irgendwie partizipativ: Man könne mitbestimmen, welche Rakete wann losfliegt, hieß es.

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