■ Kommentar: Einfallslose Baulöwen
Weil die Bauwirtschaft in die Krise schlingert, soll auf den Baustellen der Stadt alles anders werden. Anstelle von Architekten übernehmen Generalunternehmer die Planung. Statt Bauarbeitern zementieren zukünftig Roboter die Fundamente. Nicht mehr das Haus als Unikat, sondern die industriell vorgefertigte Kiste macht das Rennen. Die Betonlobby nennt dies innovativ, wettbewerbswirksam, schön und zugleich rentabel. Daß nebenbei noch die Bauvorschriften gelockert und Billigmaterialien zum Alltag werden, ist einerlei.
Doch die Krise am Bau ist die Krise der Bauindustrie samt ihrer architekturfeindlichen Bauherrschaft. Nicht in Phantasie, Ökologie und High-Tech haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren investiert, sondern in Standards wie in der Friedrichstraße. Geradezu typisch für die einfallslosen Baulöwen war es, statt auf Qualität und intelligente Techniken auf Lohndumping zu setzen. Schlimmer noch ist, daß die Bauindustrie mit dem Credo seriell produzierter Teile sich von der Baukultur verabschiedet. Denn auf dem Fließband für Fertighäuser und im Computerprogramm der Generalplaner finden Architekten und Handwerker, neue Ideen und Nutzer keinen Platz mehr. Doch ohne diese geht Bauen nicht. Denn wer lebt schon gern in ausgestanzten Serien. Rolf Lautenschläger
siehe Meldung auf Seite 21
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