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Eine subjektive Chronik 1967–1989. Teil II: Von der Baader-Befreiung zu BAP

1970, Mai: Andreas Baader wird unter Mitwirkung von Ulrike Meinhof aus der Haft befreit. Dabei wird ein Justizbeamter lebensgefährlich verletzt. Die Gewalttat gilt als Geburtsstunde der terroristischen Bewegung Rote Armee Fraktion (RAF). Was bleibt: ein prima Hochsicherheitsgefängnis in Stuttgart-Stammheim, auch als Exportschlager erfolgreich.

1971, Juni: 374 Frauen aus der Bundesrepublik geben in der Hamburger Illustrierten Stern bekannt: „Wir haben abgetrieben. Was bleibt: Respekt.

1972, Januar: Bund und Länder beschließen den „Radikalenerlaß“. So können Mitglieder „extremer Organisationen“ aus dem Staatsdienst fern gehalten werden. Was bleibt: Otto Schily.

1976, Oktober: Bei Brokdorf finden erste Demonstrationen gegen den Bau eines Kernkraftwerkes statt. Dabei kommt es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und rund 400 militanten Kernkraftgegnern, die den Bauplatz besetzen wollen. Die Polizei geht mit Schlagstöcken gegen die Besetzer vor. Was bleibt: 11.926.546 MWh im Jahr 2000 – ein „Spitzenergebnis in der Stromerzeugung“ (Deutsches Atomforum e. V.).

1976, November: Während Liedermacher Wolf Biermann durch die Bundesrepublik tourt, beschließt das Politbüro der DDR dessen Ausbürgerung. Was bleibt: ein Autor von Welt.

1977, Februar: Die feministische Zeitschrift Emma (Hrsg. Alice Schwarzer) erscheint erstmals. Was bleibt: Schwarzer in jeder Talk- und Rateshow.

1977, April: Generalbundesanwalt Siegfried Buback, sein Fahrer und ein Justizbeamter werden in Karlsruhe von RAF-Terroristen erschossen. Was bleibt: der „Mescalero-Nachruf“, Jürgen Trittin, Buback jun. und eine Begegnung im ICE nach Berlin.

1977, September bis Oktober: Die RAF entführt Arbeitgeberchef Schleyer, palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“. Gemeinsame Forderung: die Entlassung inhaftierter RAF-Häftlinge. Die GSG 9 befreit die Geiseln in Mogadischu. Baader, Ensslin und Raspe werden tot in ihren Zellen gefunden, Schleyer in einem Kofferraum. Was bleibt: Landshut.

1980, Januar bis März:Die Grünen“ konstituieren sich als Bundespartei und legen die Grundzüge ihrer Politik fest: „ökologisch, basisdemokratisch, sozial, gewaltfrei“. Was bleibt: eine Regierungspartei, deren Chef 1999 einem Angriffskrieg zustimmt, sich aber erst 2001 rechtfertigen muss – für Raufereien im Jahre 1973.

1980, Mai: Rund 5.000 Atomkraftgegner besetzen das Gelände der Tiefbohrstelle 3 bei Gorleben und errichten ein Runddorf. Die „Freie Republik Wendland“ wird kurz darauf von der Polizei geräumt. Was bleibt: die langsame Einlullung übrig gebliebener Atomgegner durch einen noch langsameren Atomausstieg.

1981, Januar: In Westberlin kommt es zu schweren Straßenschlachten zwischen Polizei und Hausbesetzerszene. Was bleibt: sanierte Häuser. Und ein ehemaliger Hausbesetzer, der als Sieger der ersten „Big-Brother-Staffel“ 200.000 Mark bekommt.

1982, Juni: In Bonn findet ein Nato-Gipfeltreffen statt. In der Stadt demonstrieren knapp 500.000 Menschen für den Frieden. Was bleibt: ein ausnahmsweise richtig schöner Song von „BAP“ für nostalgische Abende zu zweit („10. Juni“).

1982, September: In den besetzten Häusern der Hamburger Hafenstraße kommt es zu ersten Durchsuchungen und Festnahmen. Was bleibt: Totenkopffahnen im Stadion von St. Pauli.

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