piwik no script img

Eine schöne Schlägerei

■ Der Affenzirkus kommt in die Stadt: Im Molotow spielen morgen abend Schwedens Silverbullit ihren metallischen Boogie

Revolutionen im Rock'n'Roll sind selten geworden, und natürlich bringen auch Silverbullit keine Revolution. Aber sie verkürzen das (vielleicht sinnlose) Warten auf die nächste ungemein. Über den Haufen schmeißen sie bei ihren Auftritten eine Menge: Instrumente und Anstand zum Beispiel. Augenzeugen berichten, daß die fünf sehr jungen Herren konzertierend ungefähr die gleiche Stimmung verbreiten, wie sie eine gute Schlägerei herbeizuführen vermag. Da gibt es auf die Ohren, und am Ende entblößt Sänger Simon Ohlsson sein Genital.

Klar, sowas hat Tradition. Gerade die Schweden haben es ja schon immer rausgehabt, Garagenrock und Entertainment trefflich zu verbinden. Ähnlich den zum Schluß etwas abgewrackten Landsleuten von Union Carbide Productions spielen Silverbullit einen metallischen Boogie – und führen während ihrer Shows einen amtlichen Affenzirkus auf, der sie schon in die Schlagzeilen der Boulevard-Gazetten ihres Landes gebracht hat. Wozu sowas gut sein soll, mag da der eine oder andere Kulturpessimist fragen. Für fünf Minuten Himmel, darf man antworten. Daß man da ganz schnell wieder rauspurzeln kann – darüber machen sich Menschen wie Silverbullit keine Gedanken. Mit den Mitteln von gestern, den Riffs der Sonics zum Beispiel, wird das Hier und Jetzt gefeiert. Der Morgen ist schon lange gestorben. cbu

morgen, 22 Uhr, Molotow

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen