Marie (Rosalie Thomass) ist das, was man eine klassische Fehlbesetzung nennen kann. Nur weiß sie es bisher noch nicht. Es dauert eine schmerzhafte, nicht unkomische Weile, bis die junge Frau dahinterkommt.
Und es ist auch geografisch eine ziemliche Strecke, die sie im neuen Film von Doris Dörrie für jene Erkenntnis zurücklegen muss. Denn Marie hat sich mit der Organisation Clowns4Help auf den Weg nach Fukushima gemacht, um den Bewohnern einer Notunterkunft den Alltag im Provisorium zu erhellen.
Diese ausschließlich älteren Hinterbliebenen, welche nach der Katastrophe von 2011 weder in ihre ursprünglichen Häuser zurückkehren dürfen noch die Präfektur ganz verlassen wollen, sind von Maries Fähigkeiten als Clowness alles andere als begeistert. Möglicherweise, weil Marie selbst mit schwerem Packen nach Japan gereist ist?
„Oft gerate ich in Panik, wenn ich daran denke, welche Richtung mein Leben nimmt. Bin ich mit dem richtigen Mann zusammen? Habe ich die richtige Arbeit? Sehe ich richtig aus?“, ist da zu Beginn des Films zu hören, ein Voice-over, eingesprochen von Marie.
Grüße aus Fukushima
21. 2. 2016; 17 Uhr, Cubix 9
Regisseurin Doris Dörrie („Männer“, „Keiner liebt mich“) lässt von Anfang an wenig Distanz zu dieser Marie aufkommen. Man ist an ihrer Seite, wenn das große, starke, burschikose und blonde Mädchen anfängt, mit dem Geigerzähler zu hantieren oder mit der Clownsnase. Auch bei ihrem Scheitern und der holprigen Kontaktaufnahme zu Satomi (Kaori Momoi), die sich entgegen aller Empfehlungen von der Gruppe der Notunterkünftler absetzen und statt dessen ihr eigenes Haus beziehen will, steht man immer ganz dicht neben der mal überraschten, dann impulsiven, verzweifelten oder verwirrten Frau.
Satomi durchschaut Marie, diese Unordnung in Menschengestalt, sofort. Als Geisha in Ruhestand macht sie sich daran, Marie zu kultivieren. Sie gibt Unterricht in der Kunst der Teezeremonie, zeigt Marie, wie man anständig sitzt, isst und wie man nachts die Geister fernhält. Zu Letzteren pflegt Satomi nämlich ein belastetes Verhältnis.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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Seit Langem bereist Doris Dörrie Japan, filmisch beschäftigt sie sich seit „Erleuchtung garantiert“ (2000) und „Kirschblüten – Hanami“ (2008) mit der Beziehung zwischen Deutschen und Japanern. „Grüße aus Fukushima“, in Schwarz-Weiß fotografiert, setzt jenen Stoff nun anhand einer existenziellen Frauenbegegnung fort.
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Mit „Die Heldin reist“ hat die Regisseurin Doris Dörrie ein Buch über Frauen geschrieben, die durch Krisen wachsen. Ein Gespräch über ihre eigenen Erfahrungen.
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