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Eine Halle für die Energie der Zukunft

Auf der „belektro '99“ präsentiert sich die Solarbranche als boomender Wirtschaftszweig. In zwei Jahren hat sich die Zahl der Aussteller verfünffacht. Veranstalter rechnen mit 25.000 Besuchern  ■   Von Martin Kaluza

Die Besucher bekommen bei uns aus einer Hand Informationen zur Technik und zu Fördermitteln

Wie Pilze schießen die Sonnenkollektoren zwar noch nicht gerade aus dem Boden (oder von den Dächern?!), aber über den Köpfen der Berliner läppert sich der Fortschritt. Die Bundesregierung will mit dem „100.000-Dächer-Solarstromprogramm“ privaten Investoren den Einbau der umweltschonenden Technik schmackhaft machen und geht zudem selbst mit guten Beispiel voran: Das neue Bundespräsidialamt, der Reichstag, das Wirtschaftsministerium und andere Bundesbauten sind oder werden mit Fotovoltaikanlagen bestückt. Weltweit ist der Markt für Solarstrom im vergangenen Jahr um 21 Prozent gewachsen.

Auf der Fachmesse für Elektrotechnik „belektro '99“ vom 27. bis 29. 10. in Berlin ist der Zukunftsbranche denn auch eine eigene Halle und eine Vortragsreihe gewidmet: Auf 1.100 Quadratmetern sind in Halle 10.2 in diesem Jahr 50 Unternehmen und Institutionen vertreten. Als die Solarwirtschaft 1997 auf der Belektro erstmals einen eigenen Bereich bekam, hatten sich erst weniger als 10 Aussteller gefunden. Für die gesamte Messe rechnen die Veranstalter dieses Jahr mit 25.000 Besuchern.

Zwar richtet sich das Solar-Forum, wie die Messe überhaupt, vor allem an ein Fachpublikum aus Elektroinstallateuren, Architekten, Sanitärbetrieben und Dachdeckern. Aber auch der interessierte Laie wird angesprochen – das ist in erster Linie der Häuslebauer.

An einem Modellhaus der Firma Stiebel Eltron können sich Messebesucher informieren, wie Solarenergie für Heizung und Warmwasserbereitung genutzt und wie die verschiedenen Komponenten verknüpft werden können. In dem Modell wird die Kombination einer Solaranlage mit einem vollelektronischen Durchlauferhitzer zur Warmwasserbereitung, einer Kompakt-Wärmepumpe für die Heizung und einem Lüftungs-Zentralgerät vorgeführt. Das Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung gehört zwar nicht direkt zum Bereich Solartechnik, doch hilft es unnötige Wärmeverluste zu vermeiden, die gerade bei gut isolierten Häusern einen großen Teil der Dämmleistung wieder zunichte machen.

Wer sich nun entschließt, mit Solarenergie zu heizen oder Strom zu erzeugen, wird mit den Kosten zwar nicht allein gelassen. Doch ist es schwierig genug, sich mit den vielen Fördermöglichkeiten auszukennen: Neben dem „100.000-Dächer-Programm“ der Bundesregierung stellen auch einzelne Bundesländer (unter ihnen Berlin und Brandenburg) Fördermittel zur Verfügung, und sogar Energieversorger geben Zuschüsse: So hat etwa die Bewag für das bis Ende nächsten Jahres laufende Vierjahresprogramm „Energie 2000“ 40 Millionen zur Förderung und Markteinführung regenerativer Energien bereitgestellt.

Die Höhe der Zuschüsse richtet sich nach vielen Faktoren, unter anderem nach dem Erstbezugsdatum des Hauses und der Leistung der Solarzellen. Dass Zuschüsse aus verschiedenen Töpfen auch kombiniert werden können, erleichtert die Sache nicht gerade.

Einen Überblick über diesen Förderdschungel verschaffen die Unternehmensvereinigung SolarWirtschaft e. V. (UVS) und das Medien- und Kommunikationsbüro für das Solarzeitalter (MK Solar) an ihren Messeständen. Carsten Körnig von der UVS betont: „Die Besucher bekommen bei uns aus einer Hand technische Informationen über die Solaranlage, die in ihr Haus passt, und darauf zugeschnitten die Zuschusskombination.“ Wer die Messe nicht besucht, kann sich über die UVS-Hotline unter 4 40 09-1 23 informieren.

Zusätzlich zu den Messeständen finden (ebenfalls in Halle 10.2) an jedem der Veranstaltungstage Vorträge statt. Dort stellt die Bewag ihr Förderprogramm vor, die Montage von Solaranlagen wird erklärt und das Hahn-Meitner-Institut Berlin gibt eine Übersicht über den neuesten Stand in der Entwicklung von Solarzellen. Die S. A. G. Solarstrom erörtet zudem die Chancen des Hochpreisproduktes Solarstrom, sich im liberalisierten Strommarkt gegen Billiganbieter durchzusetzen.

Informationen bei: Messe Berlin GmbH, Messedamm 22, 14055 Berlin. Tel. (0 30) 30 38-0 oder im Internet unter www.belektro.de

Erstmals bieten die Messeveranstalter am 28. und 29. 10. um jeweils 15 und 16 Uhr zwei verschiedene Architekturrundfahrten an. Während eine Tour zum Potsdamer Platz und zum Sitz von Regierung und Parlament führt, befasst sich die andere vor allem mit der City West und dem Ludwig-Erhard-Haus des britischen Architekten Nikolas Grimshaw. Die thematischen Schwerpunkte beider Touren werden die Nutzung regenerativer Energien, Beleuchtungstechnik und Brandschutz sein.

Neben der Sonnenenergienutzung für den häuslichen Bereich werden auf der Messe übrigens auch wieder solarbetriebene Fahrzeuge vorgestellt. Am 13. 10. wurde deshalb schon am Eingangsbereich der Halle 21 eine Solartankstelle für Elektromobile eröffnet.

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