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Eine FloskelkritikOhne Ende am Ende des Tages

Schon vor zehn Jahren wurde über das gehäufte „am Ende des Tages“ geschrieben. Was das Wiederauftauchen einer Floskel über unsere Gegenwart erzählt.

AEDT nur so auszuhalten Foto: Patrick Frischknecht/imago

Am Ende des Tages steht die Erkenntnis, dass alles schon viel früher angefangen hat. Schon vor mehr als zehn Jahren schrieben wache Kol­le­g:in­nen angemessen angepisste Artikel über das algenblütenartige Anwachsen der Floskel „am Ende des Tages“ (AEDT). Damals allerdings wurde die Defensivformel im Managersprech verortet, heute schallt sie einem schon frühmorgens aus jedem zweiten Politinterview entgegen, mit einer mümmeligen Mundgeruch verbreitenden Penetranz, dass sich einzig der Weg zurück in Bett als Rettung vor einem trüben Tag und seinem unvermeidlichen Ende anbietet.

Aber warum nervt die Sache so? Natürlich nicht, weil es sich, vermutlich, um einen Amerikanismus handelt; es ist die toxische Schlaff- und Schlappheit, die das AEDT verbreitet, die die sie Verwendenden ja gern für sich in Anspruch nehmen können, wenn sie eben nicht wie ein Insektenvernichtungsmittel in den Blutkreislauf auch der unschuldig Zuhörenden einlaufen würde.

Am Endes des Tages ist nämlich immer alles wie am Anfang, alles ist sinnlos, jede neue Idee ist am tragisch-sinnlosen Schluss nur ein Versuch, das Unvermeidliche noch ein wenig hinauszuzögern. Am Ende des Tages ist alles alternativlos – und da sind wir mal wieder bei Maggie Thatchers neoliberalem Morgengebet „There is no alternative“ angelangt; und da ist es doch wieder wie am Beginn dieser kleinen Glosse: Muss es nicht beunruhigen, wenn in unseren harten Zeiten ausgerechnet die Politik, die nun führen müsste, zu einer Floskel aus der Managersprache greift? Oder können wir sagen: Die Lage ist so verzweifelt-eindeutig, dass wir wirklich keine Umwege mehr einschlagen dürfen, wenn wir uns noch retten wollen?

Aber liefern wir doch selbst mal die Alternative! Nehmen wir dazu, damit wir nicht immer wie ostdeutsche Montagsnazis auf der Politik herumhacken, einen schönen Satz des grundsympathischen Eintracht-­Frankfurt-Präsidenten Peter Fischer: „Wenn du einmal die Chance hast, im Supercup-Endspiel zu spielen, gegen Real Madrid, nicht gegen die Wetterau, Real Madrid! Wenn du dann noch da unten auf dem Platz die Auszeichnung als bester Spieler der Europa League bekommst, vor 500 Ländern, die irgendwo gucken, und du machst das nicht, dann merke ich doch, wie versaut das Geschäft am Ende des Tages ist.“ Die Lösung ist am Ende ganz einfach: Einfach weglassen.

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6 Kommentare

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  • Floskeln sind nervig, wenn sie zu oft benutzt werden. Aber sie ermöglichen uns, uns mehr auf den Inhalt dessen zu konzentrieren, was wir sagen wollen, als auf besonders kreative Formulierungen. Mir zumindest ist der Inhalt -- am Ende des Tages -- doch wichtiger.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Genau. „Einfach weglassen.“ Auch den Autor:innen-Namen.



    Es ist eigentlich ganz einfach. Eigentlich:



    www.youtube.com/wa...ktop&v=wXqfKkycUwA

  • Ja wie? “Aber warum nervt die Sache so?“ Koa Ahnung nich! Wollnichwoll.

    Was ist gegen Himmel & Aedt - einzuwenden?



    Ok Ok - nicht bis ans Ende der Tage.



    Aber - ab un an - LEECKER!



    Na aber Si’cher dat. Dat wüßt ich ever.



    Da mähtste nix.



    Normal •

    unterm—— für Immis



    “Im Rheinland ist „Himmel un Ääd“ (Himmel und Erde) ein traditionelles Gericht aus Kartoffelpüree vermischt mit Apfelstücken. Dazu verwendet man frische Kartoffeln und frische Äpfel, die gewürfelt, gekocht, jedoch niemals gestampft unter das Püree gehoben werden. Das Gericht ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt.“



    Eben. LEECKER •

  • Wenn das Floskeln sind sind'se jut!



    ...Der erste Satz, den ich über die Berlinerin niederschrieb, war dieser: Sie ist streng, aber trotzdem hingebungsvoll, musisch bis mystisch, mit sachlich kühlen Einschüben und regelmäßigen Ausflügen ins Bodenständige. Oder so: Sie muss das kulturelle Erbe dieser Stadt als eine Art geistiges Leuchten in den Augen tragen und dies aber mit dem einstigen Preußentum verbinden, in welches dann immer wieder aus der anderen Richtung das Laissez-Faire der Weltmetropole hineinfließt mit all den multikulturellen Einflüssen von Afrika über Frankfurt/Oder bis zum Orient. ..



    Die Berliner Verkäuferin aber schwebte wie ihr blonder Turban über dem Käse. Sie erinnerte mich an eine Tänzerin, die Raum und Zeit vergessen hatte, vielleicht sogar an eine Künstlerin in der Mischung aus Aura und Disziplin, denn wer so alles gleichzeitig erledigen konnte, ohne danach im Geringsten auszusehen, der musste von einem tiefen Glauben beseelt sein, der ihn so hoch und eben über die Dinge stellte. Ich selbst stand gegenüber in der Nudelabteilung und blickte hinüber....



    Das ist ein schöner Leseabschluß heute.



    www.cicero.de/kult...eine-hommage/38100

  • ...oder das multiple "sehr". Das finde ich auch sehr sehr nervig. Sehr sehr sehr.

  • Genau so schlimm ist, dass Menschen Dinge, wie etwa ein Sandwich "unfassbar" gut finden.

    Meinen Hass zieht sich außerdem das "tatsächlich" zu, das vor einer Weile das genauso hohle "genau" ablöste.