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Ein tragendes Bild

Die ungelösten Fragen im Journalismus werden nach und nach gelöst. Heute: Woher kommen nur die großen Übergabe-Schecks?  ■ Von Peter Ahrens

Es gibt Fragen, die sich jeder in diesem Beruf irgendwann unweigerlich stellt, stellen muss. Neben dem Üblichen (Was soll das Ganze? Das soll ich noch 30 Jahre lang machen? Sind die so bescheuert, oder bin ich es? Wo ist der Deinhard?) ist da vor allem die, woher die überdimensionalen Schecks eigentlich kommen.

Die Schecks, die strahlende Bankfilialleiter stellvertretenden Vorsitzenden von Handballvereinen oder Initiatoren von Friesischen Schützenmusiktagen (Kultursponsoring!) in die Hand drücken und die von Heerscharen von Lokaljournalisten in Jahrzehnten fotografiert, man möchte sagen geknipst, worden sind („Können Sie vielleicht noch ein bisschen enger zusammenrücken?“), auf dass die dritte Lokalseite ein Bild bekomme, welches die Seite trägt. Was wäre eine Lokalzeitung ohne Scheckübergabe? Ist das überhaupt eine Zeitung? Bevor sich noch mehr Fragen aufdrängen, wird erstmal die Herkunftsfrage gelöst.

Dafür gibt es Spezialisten. Die Hamburger Sparkasse zum Beispiel bedient sich beim Sparkassen Verlag GmbH in Stuttgart. Hier ist das Zentrum der deutschen Sparkas-sen-Überdimensionale-Schecks-Produktion. 14.000 Anfragen für die Papierversion à 4 Mark, 160 Anfragen für die 28-Marks-Luxusversion 1999. Echter Nachteil: Die Sparkassen-Schecks sind nur A3-formatig groß. Ulrich Sommerfeld aus der Haspa-Pressestelle sagt zwar, daß „wir damit zufrieden sind“, aber glauben wir ihm das? Nur DIN A3: Kann man denen Geld anvertrauen, die Verwaltung der eigenen Aktienfonds in die Hände legen? Die sich schon bei der Größe ihrer Übergabeschecks knickerig zeigen?

Die Deutsche Bank ist da schon großzügiger. Der Pressesprecher hat gerade wieder einen Großscheck verpackt, knapp hundert im Jahr gehen von Hamburg aus in die ganze norddeutsche Tiefebene – „vom kleinen Filialleiter auf dem Dorf bis zur Spende für die Steffi-Graf-Stiftung“. Die Vorlage kommt vom Dienstleister, der für die Bank auch die Bleistifte und anderes wichtiges Gerät liefert: „Alles ganz unspektakulär, leider eine langweilige Geschichte“, sagt der Sprecher. Warum versucht die Bank, das Thema herunterzuspielen? Was steckt dahinter?

Die Hamburger Bank ist ganz arm dran. „Wir haben einen normalen Scheck genommen, auf den Farbkopierer gelegt und hochgezogen“, heißt es dort: „Reinstes Handwerk, aber individuell.“ Möchte man von solchen Amateuren überhaupt Geld annehmen? Wird das Geld selbst eventuell auch auf den Farbkopierer gelegt? Neue Unklarheiten, ein lohnendes Thema für weitere Recherchen. Gut, dass wir nachgefragt haben. Wir bleiben dran.

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