: Ein neues Grab für Purzel
Der Tierschutzverein hat einen neuen Tierfriedhof in Hohenschönhausen angelegt. 100 Tiere wurde von ihrer vorletzten Ruhestätte in Lankwitz umgebettet
„18 Jahre Liebe, Wärme, Glück – Und warst doch nur ein Hund“: Die Zeilen auf dem Stein gelten Purzel. Der Vierbeiner starb 1996. Er ist auf dem neuen Tierfriedhof in Hohenschönhausen begraben, der vom Tierschutzverein angelegt wurde.
Auf dem von Birken umstandenen Areal wurden seit dem Frühjahr etwa 100 Tiere bestattet, zumeist Hunde und Katzen. Die sterblichen Überreste von etwa ebenso vielen Tieren wurden vom alten Friedhof in Lankwitz dorthin umgebettet. Der seit 1951 existierende alte Friedhof lag unmittelbar neben dem Heim und wurde von diesem betreut. Im Frühjahr 2001 wird auch das Heim in den Hohenschönhausener Ortsteil Falkenberg umziehen.
Die Umbettung war mit 500 Mark sicherlich nicht für jeden erschwinglich. Ein Mitarbeiter des Heims erzählt, dass eine Frau in Lankwitz 17 Gräber betreute und die sterblichen Überreste der Vierbeiner nach Hohenschönhausen bringen ließ.
Die Gräber sind fast alle liebevoll gepflegt. Manche Tierhalter bevorzugen schlichte Blumen, auf den Grabsteinen steht lediglich der Name von Hund oder Katze. Andere mögen es verspielter. Auf einem der Gräber wurde eine ganze Küstenlandschaft nachgestaltet, mit Segelboot und Leuchtturm. Was manche als Spinnerei abtun, kann Tierheimmitarbeiterin Carola Ruff verstehen. Manchmal seien Hund oder Katze der einzige Gefährte eines Menschen gewesen. Es sei verständlich, dass einige ihrem Liebling ein Ende in der Tierkörperbeseitigungsanlage ersparen wollen.
Wer ein Grab haben möchte, muss Mitglied des Tierschutzvereins werden. Die Kosten für die Beerdigung einschließlich zweijähriger Pacht liegen zwischen 400 Mark für Kleintiere und 875 für große Hunde. Beerdigungstag ist Mittwoch. Religiöse Zeremonien und das Aufstellen von Kreuzen sind nicht erwünscht.
Ein Ehepaar mittleren Alters aus Marzahn hat den Tierfriedhof als letzte Ruhestätte für seine Katze Mike gewählt. Das Tier wurde sechs Jahre alt, es war krank. Sie hätten es sicher auch vom Tierarzt einschläfern und gleich dort lassen können. Der weitere Weg hätte in die Tierkörperbeseitigungsanlage geführt. Als Begründung für ihre Entscheidung murmelt der Mann lediglich: „. . . ehe es verbrannt wird . . .“ DDP
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