Ein Überlebender des Attentats erzählt: "Ich flehte, dass er nicht abdrückt"
Adrian Pracon hat das Massaker in einem Ferienlager auf der Insel Utøya unweit von Oslo überlebt. Der Täter hat auf ihn gezielt, er kam mit einem Schulterschuss davon.
Wie hat alles begonnen?
Pracon: Es fing mit dem Bombenanschlag in Oslo an. Wir haben alle in einem großen Raum versammelt, um ihnen mitzuteilen, was passiert war. Dann haben wir gehört, dass Polizisten kommen. Wir dachten, es wäre gut, die Polizei auf der Insel zu haben - bis der Polizist plötzlich anfing, auf Leute zu schießen. Alle sind losgelaufen, niemand konnte glauben, was passiert war. Jeder lief um sein Leben und hat versucht, wegzuschwimmen.
Nachdem Sie einen Schulterschuss erlitten haben, haben Sie auf Twitter folgende Meldung gepostet: "Auf Utøya erschossen. Viele starben." Warum war das Ihre erste Reaktion?
Mir wurde klar, wenn ich es nicht überlebe, wäre es wohl klug den Leuten zu sagen, was passiert ist. Und anstatt es nur einer Person zu sagen, habe ich es einfach allen gesagt.
Wie sind Sie dann entkommen?
Ich bin etwa hundert Meter geschwommen und mir ging die Luft langsam aus - wegen des Adrenalins, aber auch wegen der schweren Kleidung. Ich musste also zurückschwimmen und habe es kaum geschafft. Als ich wieder auf der Insel ankam, stand er da und zielte mit dem Gewehr auf mein Kopf. Ich flehte, dass er nicht abdrückt - und er tat es nicht.
Haben Sie dem Schützen ins Gesicht blicken können?
Ich habe ihn dreimal gesehen. Er war sehr ruhig, er war entspannt und kontrolliert. Es schien, als kümmerte es ihn gar nicht richtig. Er ging langsam und sah aus wie einer aus einem Film über Nazis. Er sah aus, als käme er direkt aus einem Film.
Wie fühlen Sie sich jetzt?
Ich glaube, dass ein Schutzengel über mich gewacht hat. Ich habe enormes Glück, am Leben zu sein. Aber ich kann das nicht feiern, wegen all denen, die ihr Leben so gewaltsam verloren haben.
Können Sie in die Zukunft blicken?
Wir kämpfen weiter und halten zusammen, also werden wir durchkommen und sind nun stärker als je zuvor. Wir werden für Rechte und für die Justiz kämpfen.
Und kann ein solches Ferienlager je wieder stattfinden?
"Ich glaube, dass es auf dieser Insel nichts mehr geben soll. Ich denke, dass die Insel jetzt nur noch mit dem Tod in Verbindung gebracht wird. Hoffentlich können wir aus dieser Insel einen Ort machen, an dem wir den Opfern gedenken."
Leser*innenkommentare
jankonrad
Gast
Betroffenheit sollte man als Tageszeitung nicht in Form von grammatikalischem Chaos zeigen. Habt Ihr keinen Lektor?
Es muss heißen:
- [dachte], es SEI gut, die Polizei auf der Insel zu haben (statt WÄRE),
- zielte mit dem Gewehr auf meinEN Kopf,
- Schutzengel über MIR gewacht hat (statt MICH - der Akkusativ würde in BEWACHTE MICH stehen),
- wegen all DERER, die ihr Leben [...] verloren haben (statt DENEN),
- das höchstwahrscheinlich im O-Text stehende JUSTICE ist hier nicht mit JUSTIZ zu übersetzen:
"right and justice" heißt "Recht und GERECHTIGKEIT"
statt das steif-unsinnige "Recht und die Justiz",
- Ort machen, an dem wir DER OPFER gedenken (statt
DEN OPFERN).
jobedius
Gast
@ffps: das interview ist eine dpa-meldung, die es wortgleich auch bei spon (und bestimmt anderen medien gibt). ich war mir nicht bewusst, dass die taz auch einfach dpa-medlungen raushaut. finde ich ebenfalls einigermaßen armselig, auch wg. der reißerischen überschrift
Jens
Gast
Ich hätte von der Taz nicht so einen Titel erwartet. Generell finde ich leider, dass ihr in dieser Berichterstattung dem Spiegel 1 zu 1 gleicht. Traurig.
Ismael
Gast
Ihr seid widerlich. Es widert mich wirklich an mit welchen Sensationsgeilen Titeln ihr hier aufmacht.
Kritik
Gast
Der Titel klingt leider tatsächlich eher nach dem Springerverlag.. Genauso wie "Freiburg sucht den Supersquat!"
Was ist denn da nur los bei euch? Wirklich schade.
ffps
Gast
Taz, taz, taz...
Ich lese dich wirklich gerne, aber Überschriften wie "Ich flehte, dass er nicht abdrückt" gehen über eine Spiegel-Online-Isierung schon etwas hinaus... hast du das nötig?
Beileid
Gast
Welch eine wahnverblendete Tat eines einzelnen Menschen. In diesen Momenten fällt es schwer Trost zu Spenden. Meine Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien, die schwere Verluste und Traumata erlitten haben.