Ein Jahr nach dem 11. September (Teil 3): Der 11. September als Komplott gegen Araber
Wie Afghanen in Bremen denken
New York ist nicht weit – wie haben die Anschläge vom 11. September die Köpfe der in Bremen lebenden Afghanen verändert? Heute Teil 3 der taz-Serie.
Als vor knapp einem Jahr die Bombardierung Kabuls begann, hat Atiq Yussifi um seine Verwandten gezittert. Der Telefonkontakt war abgerissen. Nach wenigen Wochen kamen die Erfolgsmeldungen, die Menschen liefen mit laut gestellten Radios durch die Straßen und die Frauen nahmen ihre Schleier ab – Atiq freute sich mit über die Befreiung seines Landes von den Taliban, die er so nicht für möglich gehalten hatte. Wegen politischer Verfolgung war er lange vor der Zeit der Taliban geflohen, aber dieses Regime stellte für ihn damals den traurigen Tiefpunkt der Geschichte seines Landes dar.
Seinen Verwandten geht es heute gut. Aber politisch ist Atiq von der Entwicklung sehr enttäuscht. „Die USA haben keinen Frieden geschaffen“, sagt er, sondern nur sein Land ihrem Herrschaftsbereich einverleibt. Im Hintergrund der Regierung von Kabul herrschen die Abgesandten der USA, davon ist Atiq überzeugt. Werden diejenigen US-Soldaten, die Zivilisten umgebracht haben, nicht vor ein Gericht gestellt?
Kein Verständnis hat er dafür, wie jetzt Saddam Hussein unter Druck gesetzt wird. Kein Verständnis für die Haltung der USA gegenüber den Palästinensern. Die USA „benehmen sich wie Hitler in den 30er Jahren“, sagt der Afghane enttäuscht. Und er neigt – wie manche der Afghanen in Bremen – der Auffassung derjenigen zu, die die Anschläge des 11. September für ein „Komplott gegen Araber“ halten. K.W.
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