Ehrung für drei US-Ökonomen: Nobelpreis für Helikopter-Ben
Ein Trio von US-Ökonomen erhält den Wirtschaftsnobelpreis. Dabei: Ben Bernanke, der in der Weltfinanzkrise die US-Notenbank leitete.
Insbesondere der Preis für den 1953 geborenen Bernanke, der unter den Präsidenten Bush Jr. und Obama Präsident der US-Zentralbank von 2006 bis 2014 war, ist bemerkenswert. Spitzname Bernankes: “Helikopter-Ben“. So wird er scherzhaft wegen seiner auf Nobelpreisträger Milton Friedman zurückgehenden geldpolitischen Strategie genannt. Diese besagt, im Krisenfall die Geldmenge massiv auszuweiten und – bildlich gesprochen – Geld aus dem Helikopter abzuwerfen im Kampf gegen Deflation und Kreditklemme.
Genau dies hat der einstige Princeton-Professor und Spezialist für die Große Depression der 1930er Jahre im Kampf gegen die schwerste Rezession seit damals, die Weltfinanzkrise in den Jahren ab 2007, getan. Er hat nicht nur die Zinsen so stark gesenkt wie noch nie, sondern die Fed kaufte auch Wertpapiere in großem Stil an, damit das Finanzsystem flüssig bleibt.
De facto hat der Keynsianer Bernanke damit die Notenpresse angeworfen – wie nach der Fed auch die EZB in Europa. Und er hat es unter dem Strich geschafft, das Finanzsystem stabil zu halten – auch wenn die Fed gemeinsam mit dem Finanzministerium einige Finanzinstitute teuer aus dem selbst verschuldeten Schlamassel rauspauken musste.
Rettungsaktionen ärgerten US-Amerikaner
Eben diese Rettungsaktionen – etwa des Versicherungsgiganten AIG oder der Notverkauf von Merrill Lynch an die Bank of America – wurden jedoch für viele US-Amerikaner zum Ärgernis. Milliarden für die Banker, während Millionen Bürger arbeitslos wurden und der Zwangsversteigerung ihrer Häuser nur noch hilflos zusehen konnten?
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Nobel zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Vergangenes Jahr waren die in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens mit der prestigeträchtigen Auszeichnung geehrt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen