Ehrenpreis für Kati Outinen: Sie gibt Aki Kaurismäkis Filmen ein Gesicht
Kati Outinen wurde am Donnerstag bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck ausgezeichnet. Sechs ihrer Filme werden dort aktuell gezeigt.
Ich treffe sie im obersten Stock eines Hotels mit Blick auf Lübecks Kirchtürme. Später am Tag wird sie den Ehrenpreis der Nordischen Filmtage in Lübeck entgegennehmen. Sechs ihrer Filme werden in einer Hommage des großen Festivals für den nordischen Film gezeigt.
Ihr Werk ist umfangreich, auf Theaterbühnen und später auf der Leinwand, vor allem in Aki Kaurismäkis Filmen, verkörperte sie viele weibliche Hauptrollen. Zusammen mit seinem Bruder Mika ist der Regisseur der wohl bekannteste Filmemacher Finnlands. Während sich Mika auf Komödien spezialisiert hat, sind Akis Filme von Melancholie durchzogen.
Aki und sie hatten beide gerade ihren ersten Film gemacht, erzählt sie. „Da rief er mich an und sagte: „Ich habe den Medien erzählt, dass du die Hauptfigur in meinem nächsten Film bist. Machst du es?“ Natürlich sagte sie zu. Am Set mussten sie nicht viel sprechen. „Manchmal hatte er ein Skript, oft aber auch nicht. Ich verstand, was er von mir wollte“, sagt sie. Sie blieben sich treu. „Man weiß nicht, hat er sie mehr geprägt oder sie ihn?“, sagte der Künstlerische Leiter der Nordischen Filmtage, Thomas Hailer, über sie.
Die Kunst der Blicke
Auch in den Filmen wird nicht viel gesprochen. Es sei „sehr finnisch, etwas zu tun, anstatt zu sprechen“, sagt Outinen. Die Kunst der Blicke und der in Körpersprache übertragenen Gedanken beherrscht sie meisterlich. Die Figuren, die sie verkörpert, sind oft lakonisch und auf resolute Weise herzlich.
In „Schatten im Paradies“ sitzt sie an der Kasse eines Supermarktes, dann geht ihr Blick nach oben, zum Müllmann Nikander: „Sie bluten, kommen Sie.“ Als sie später Job und Zimmer verliert, wird er ihr helfen. In „Der Mann ohne Vergangenheit“ verkörpert sie eine Mitarbeiterin der Heilsarmee, die einen Mann aufnimmt, der sein Gedächtnis verloren hat.
„In Akis Filmen passen die Menschen aufeinander auf, sie helfen sich gegenseitig. Und sie ducken sich nicht weg vor Problemen, sondern finden gemeinsam Wege, um sie zu lösen“, sagt Outinen. Die Geschichten sind grundiert von einem tiefen Humanismus.
Diese Botschaft, sagt die Chefin der internationalen Sektion der finnischen Filmstiftung Jaana Puskala in ihrer Ehren-Laudatio, „kommt unabhängig von Sprache und Kultur an“ durch Outinens „präsentes, berührendes und präzises Schauspiel“. Es habe wesentlich zur Bekanntheit des finnischen Kinos beigetragen.
Kati Outinen strahlt viel mehr Fröhlichkeit aus als die Figuren, denen sie im Kino Leben einhauchte. „Ja, ich bin glücklich“, sagt sie. „Ich darf in dem Beruf arbeiten, den ich am meisten liebe.“
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