Ehemann als Accessoire: Bello possibile
Michelle Hunziker definiert beim Festival von San Remo den modernen Mann neu. Er soll schön sein und der Frau beim Arbeiten zusehen.
Du bist so klug, du bist so ein guter Vater, du trägst die Wasserkästen so gut hoch und den Müll so verlässlich runter: Eine Frau kann ihrem Partner auf vielerlei Arten sagen, dass er nicht gut aussieht.
Michelle Hunziker hat beim Festival von San Remo, dem jährlichen Hauptevent der Italo-Musik-Szene, als Co-Moderatorin genau das Gegenteil getan: „Du bist so schön, dass ich dich noch einmal heiraten würde“, grüßte sie am Dienstagabend von der Bühne herab ihren im Publikum sitzenden Ehemann Tomaso Trussardi.
Die beiden sind seit 2011 zusammen, seit 2014 verheiratet und haben zwei gemeinsame Töchter. Insbesondere in einer langjährigen Beziehung ist es eben dies, die Lobpreisung seiner schieren physischen, maskulinen Schönheit was ein Mann gerne hören möchte: Gerade in Zeiten, da die weltaneignenden Fähigkeiten des Männchens (Brumm-Brumm, Krieg führen, Tiere schlachten, Steuerschlupflöcher finden usw.) zu Recht nicht mehr so gefragt sind.
Zwei Wochen hatte die immer voll eingespannte Hunziker ihren Gatten nicht gesehen, sagte sie in San Remo. Vermisst hat sie offensichtlich vor allem seinen Anblick.
Hinter jeder erfolgreichen Frau, können wir jetzt dank Michelle Hunziker endlich sagen, steht ein blendend aussehender Mann.
Doch, leider, so ganz befreit möchten den Mann noch nicht alle haben: Als Michelle Hunziker durch die Reihen wandelte und ihrem Tomaso einen spontanen Kuss gab, wollen einige bei ihm eine abwehrende Geste bemerkt haben. Von Erniedrigung der Hunziker sprachen italienische Gossip-Medien.
Der Videobeweis gibt das nicht unbedingt her. Interessanter an der Sache ist aber auch die Vorstellung, eine schöne Begleitung, die im Vorbeigehen in der Öffentlichkeit geküsst wird, könne darin nicht die volle Erfüllung finden.
Merkwürdig – oder?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“