Ehe-für-alle-Referendum in Taiwan: Mann und Frau bleiben privilegiert
Das oberste Gericht war dafür, die Regierung auch – die Ehe für alle hatte in Taiwan gute Chancen. Nun haben die Gegner in einem Referendum gesiegt.
Doch nun haben sich die Gegner der Ehe für alle gleich in mehreren Referenden durchgesetzt. Mehr als sieben Millionen Wahlberechtigte stimmten am Samstag dafür, dass die Ehe der Verbindung zwischen Frau und Mann vorbehalten bleiben soll. Mehr als sechs Millionen votierten zudem dafür, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlich gesondert behandelt werden sollten.
Die Befürworter der Homo-Ehe hatten ihrerseits ein Referendum gestartet, in dem sie sich für gleiche Rechte stark gemacht hatten. Sie erhielten für ihren Vorschlag nur rund drei Millionen Stimmen. Die Homo-Gegner, die sich in der sogenannten „Koalition für das Glück der nächsten Generation“ zusammengeschlossen hatten, begrüßten das Ergebnis als „Sieg für alle Menschen, die Familienwerte schätzen“.
Eine so hohe Mehrheit für die Ehe-für-alle-Gegner überrascht: Umfragen der letzten Jahre zufolge hatte sich in den letzten Jahren regelmäßig eine – wenn auch knappe – Mehrheit für die Gleichberechtigung aller auch in Ehefragen ausgesprochen. Taiwans LGBT-Aktivisten hatten kurz vor der Abstirmung jedoch bereits gewarnt, dass die Gegner erfolgreich sein könnten. „Viele der religiös geleiteten Gleichstellungsgegner sind viel motivierter, zur Wahlurne zu gehen, als der Rest der Bevölkerung“, sagte Eason Chen von der Tongzhi-Hotline, einem LGBT-Verein in der Hauptstadt Taipeh.
Die Sprecherin der Koalition für Gleichheit der Ehe, Jennifer Lu, zeigte sich denn auch zutiefst enttäuscht von dem „absurden Referendum“. Der „Rückschritt bei der Gender-Gleichheit“ sei der „größte Schlag gegen Taiwans demokratische Werte“.
Regierungspartei verliert bei Kommunalwahl
Nach der Entscheidung des obersten Gerichts in Taiwan, die Homo-Ehe für rechtmäßig zu erklären, wetterten Konservative und vor allem christliche Fundamentalisten anderthalb Jahre lang kräftig dagegen. Nun befürchten die LGBT-Aktivisten, dass die Regierungspartei, die bei den am Samstag bei den Kommunalwahlen kräftig verloren hat, keine Initiative in diese Richtung starten werde.
In den letzten 20 Jahren ist Taiwans Gesellschaft sehr viel liberaler geworden – nicht zuletzt in Abgrenzung zur Volksrepublik, wo die KP-Führung immer autoritärer geworden ist. Taiwan gilt heute als Musterdemokratie – auch in gesellschaftlichen Fragen. Der alljährliche CSD Ende Oktober in der Hauptstadt Taipeh ist mit über 100.000 Teilnehmern die mit Abstand größte LGTB-Parade Asiens.
Wie es nun mit diesem Thema auf dem Inselstaat weitergehen wird, ist ungewiss. Es ist überhaupt das erste Mal in Taiwan, dass auf nationaler Ebene ein Referendum Erfolg hat. Bislang scheiterten sie allesamt am hohen Zustimmungsquorum. Mindestens die Hälfte aller Wahlberechtigten mussten teilnehmen. Diese Hürde wurde nun jedoch bei den Referenden am Samstag erstmals auf 25 Prozent gesenkt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
CDU-Politiker Marco Wanderwitz
Schmerzhafter Abgang eines Standhaften