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Ecuador auf der COP30Naturschutz nur auf dem Papier

Die Rechte der Natur sind in Ecuadors Verfassung festgeschrieben. Wie geht das mit Illegalem Bergbau und neuen Ölprojekte zusammen?

Blick auf das ehemalige Bergbaugebiet in Azuay, Ecuador (22. April 2023) Foto: Dario Ordonez/imago

D ie UN-Klimakonferenz findet dieses Jahr in Belém statt, einer brasilianischen Millionenstadt im Amazonas-Regenwald. Die taz Panter Stiftung hat zu diesem Anlass zehn Jour­na­lis­t*in­nen aus allen acht Staaten in Amazonien nach Berlin eingeladen, um sich zu vernetzen, an Seminaren teilzunehmen und voneinander zu lernen. In der Kolumne „Stimmen aus Amazonien“ berichten sie davon, wie sie und ihre Landsleute auf den Gipfel in Belém blicken.

Seit 2008 erkennt Ecuador in seiner Verfassung die Natur als Rechtssubjekt an – sie hat also das Recht, in ihrer Existenz geachtet zu werden. In der Realität bleibt dieses Prinzip jedoch weitgehend unerfüllt. Auf der wichtigsten Klimakonferenz der Welt, der COP30, steht das Andenland ohne Umweltministerium da. Gleichzeitig breitet sich illegaler Bergbau aus und neue Ölprojekte bedrohen die Amazonasregion sowie die indigenen Völker und isoliert lebenden Gemeinschaften, die dort beheimatet sind.

Ecuador hat seine zweite nationale Klimazusage (NDC) bei der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) eingereicht. Darin verspricht das Land, seine Treibhausgasemissionen bis 2035 um etwa 7 Prozent zu senken – 8 Prozent, falls internationale Unterstützung hinzukommt. Doch diese Ziele sind weniger ehrgeizig als jene von 2019, als Ecuador eine Senkung um 9 bis fast 12 Prozent anstrebte.

Für María Inés Rivadeneira, Politik- und Governance-Leiterin beim WWF Ecuador, hat das Land seine Pflicht zwar erfüllt, die aktualisierte NDC vorzulegen. Auch der Rahmen für Waldschutz und Klimaschutzmaßnahmen sei solide. Doch nun müsse die Regierung dafür sorgen, dass die Pläne tatsächlich umgesetzt werden: „Was noch fehlt, ist ein klarer Transparenzmechanismus, mit dem sich Fortschritte messen lassen“, sagt sie. „Genau das braucht die Klimapolitik Ecuadors dringend.“

Vormarsch von illegalem Bergbau selbst in Schutzgebieten

Auch in Lateinamerika gelingt es Ecuador bisher kaum, stabile Allianzen aufzubauen. So blieb das Land einer Konferenz im August in Mexiko fern, bei der 22 Umweltbehörden aus der Region eine engere Zusammenarbeit auf dem Weg zur COP30 beschlossen. Momentan ist Ecuador nur Mitglied der Gruppe SUR, der auch Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay angehören.

Inzwischen erlebt das Amazonasgebiet einen raschen Vormarsch des illegalen Bergbaus – auch in den Schutzgebieten. Berichte sprechen von Abholzung und Flussverschmutzung, vor allem in den Provinzen Napo und Orellana. Doch der Abbau von Mineralien ist nicht die einzige Gefahr. Präsident Daniel Noboa treibt die größte Erdölauktion der vergangenen Jahrzehnte voran: 2,3 Millionen Hektar, aufgeteilt in 14 Gebiete, die sich mit den Territorien von 7 indigenen Völkern überschneiden – Sápara, Shiwiar, Waorani, Kichwa, Achuar, Shuar und Andoa.

Mit einem geschwächten Staat im Umweltbereich steht das Land bei der COP30 vor der Aufgabe, zu zeigen, dass sein Umweltengagement mehr ist als nur ein Lippenbekenntnis.

Übersetzt aus dem Spanischen von Tabea Kirchner

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