EU-Investitionen in KI: Intelligenzrückstand auf China
Der Europäische Rechnungshof kritisiert die Investitionsbereitschaft der EU in KI. Gefahren für den Jobmarkt sind auf EU-Ebene aber kein Thema.
Deutschland und Frankreich haben zwar mehr Geld versprochen. Allerdings hätten vier EU-Länder noch nicht einmal eine eigene Strategie, monieren die Rechnungsprüfer. Demgegenüber nehmen US-Unternehmen wie Google (Alphabet) oder Microsoft immer mehr Geld in die Hand.
Auch beim Risikokapital für Start-ups liegen die USA vorn. Der Rechnungshof verweist hier auf Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Der Rückstand auch auf China könne sich negativ auf die Wirtschaft und das Wachstum auswirken, warnt Mihails Kozlovs, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs. „Umfangreiche und zielgerichtete Investitionen in KI werden in den kommenden Jahren entscheidenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum in der EU haben.“
Während sich Kozlovs und andere Experten von der KI neue Wachstumsimpulse erhoffen, warnen andere vor der Vernichtung von Arbeitsplätzen. Je „intelligenter“ die KI-Systeme werden, desto mehr können sie qualifizierte Arbeitsplätze ersetzen und sogar ganze Berufe überflüssig machen. Übersetzer und Mitarbeiter von Callcentern spüren heute schon die Konkurrenz von automatischen Übersetzungssystemen und Chatbots. Steuerberater, Fachärzte und Journalisten stellen sich die bange Frage, ob die KI ihnen bei der Arbeit hilft – oder sie teilweise überflüssig macht. Auf EU-Ebene ist das bisher aber kein Thema.
Investitionsziele der EU nicht konkret genug
Geht es nach Brüssel, sollen bis 2030 mindestens 75 Prozent der Unternehmen KI einsetzen. Allerdings ist unklar, ob dieser Einsatz zu wachstumsfördernden Innovationen führt oder für Rationalisierungen eingesetzt wird. Die Investitionsziele der EU seien nicht konkret genug, monieren die Prüfer.
Dazu kommt, dass die öffentlichen Kassen leer sind und private Investitionen zu wünschen lassen. Deutschland und Frankreich wollen nun die lange vernachlässigte europäische Kapitalmarktunion vorantreiben, die auch für mehr Risikokapital sorgen soll. Dafür hat sich der deutsch-französische Ministerrat ausgesprochen.
Impulse verspricht sich die EU auch von dem geplanten Binnenmarkt für Daten. KI-Systeme sind auf Unmengen von Rohdaten angewiesen, mit denen sie „gefüttert“ und trainiert werden. Allerdings steckt der Datenmarkt noch in den Kinderschuhen. Deshalb könne er KI-Investitionen noch nicht nennenswert fördern, so der Europäische Rechnungshof.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“