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EU-Gesetz tritt in KraftTierversuche für Kosmetika verboten

In Europa sind ab Montag Kosmetika verboten, die an Tieren getestet wurden. Doch einen vollständigen Verzicht auf Tierversuche wird es trotzdem nicht geben.

Würden Sie diesem kleinen Fratz Waschmittel in die Augen träufeln? Bild: dpa

BRÜSSEL dpa | Ob Shampoo, Lippenstift oder Körperlotion: Ab diesem Montag dürfen in Europa keine Kosmetika mehr verkauft werden, die an Tieren erprobt wurden. Denn dann tritt ein vollständiges Verkaufsverbot für solche Schönheits- und Pflegemittel in Kraft. Das Verbot gilt für in Europa hergestellte Mittel genauso wie für Waren aus dem Rest der Welt. Bisher gab es noch Ausnahmen.

Bereits 2003 hatten die EU-Staaten und das Europaparlament beschlossen, Tierversuche für die Körperpflege zu stoppen. Bereits seit 2004 dürfen fertige Kosmetik-Produkte in Europa nicht mehr an Tieren getestet werden, seit 2009 gilt dies auch für einzelne Inhaltsstoffe.

Produkte, deren einzelne Bestandteile an Hamster und anderen Tieren ausprobiert wurden, dürfen seit März 2009 nicht mehr verkauft werden. Die schrittweise Umstellung sollte der Industrie Zeit geben für die Forschung an tierfreien Testmethoden.

Allerdings gab es bis jetzt Ausnahmen: Der Verkaufsstopp galt nicht für Produkte, die auf besonders komplizierte Nebenwirkungen getestet wurden – etwa darauf, ob Mittel bei längerer Anwendung schädlich wirken, die Fortpflanzung beeinträchtigen können oder die Haut empfindlicher machen.

Irreführende Begriffe

Vertreter der Kosmetikindustrie halten Begriffe wie tierversuchsfrei weiterhin für irreführend. „Die Sicherheit praktisch aller Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten ... beruht auf Daten, die zuvor an Tieren gewonnen wurden“, erklärte der europäische Dachverband Cosmetics Europe im Dezember.

Der Bundesverband der Tierversuchsgegner teilte mit: „Für Substanzen, die auch in anderen Bereichen wie z.B. der Industrie eingesetzt werden, gilt die Testung nach dem Chemikalienrecht, welches Tierversuche zulässt.“ Gänzlich ohne Tiertests ist Kosmetik auch weiterhin nicht immer zu haben.

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13 Kommentare

 / 
  • D
    drdenim

    @ Tim Leuther

     

    :-D oh man.

     

    ihre aussagen, tragen mir die wonne in den kopf. ich bin auch speziest, genau, und ich behaupte: ich stehe ganz klar über ihnen :-D

    daher muss ich jetzt noch auf ihre kommentare eingehen, auch wenn der artikel schon ein paar tage alt ist.

     

    "Warum soll es legal sein Hamster in Käfige zu sperren, damit man Sie streicheln kann wenn man mal lust hat ein pelziges irgendwas zu streicheln, aber Forschung für sicherere Kosmetika ist verboten?"

     

    -naja, soll es ja eben nicht. jeder tierschützer, oder auch nur mensch, der sich nicht ignorant gegenüber anderem leben verhält, würde das jemals sagen. ich wäre froh darüber, wäre es verboten.

     

    "Ganz nebenbei: Die Hühner die ihr an eure Katzen-Kuschelsklaven verfüttert, an die denkt ihr nicht."

     

    -doch; das tue ich.

     

    "Im Kern sind die ganzen Tierschützer nur eines: Menschenhasser"

     

    -also hier möchte ich relativieren. wo ist denn nun der unterschied zwischen uns beiden, was dieses starke gefühl angeht? betrachtet man ihre gemachten aussagen in diesen kommentaren, so kommt man - oder zumindest ich - zu dem schluss, dass auch sie ein menschenhasser sind :-D nur hassen sie eben die menschen, die die tiere lieben und menschen wie sie eben - jetzt kommts - genau: hassen. insofern haben sie sicher recht.

     

    "Aber das wegen der ethischen Vorstellungen der einen, andere unsichere Produkte konsumieren müssen ist Menschenfeindlich."

     

    - und meinen sie nicht, dass es auch mir gegenüber feindlich ist, wenn sich meine mitmenschen (wie sie einer sind) so verhalten, dass es meine empathie anderen lebewesen gegenüber, mit füßen tritt. sprich, dass ich es einfach ertragen muss, dass sie entgegen all meiner moralischen vorstellungen handeln? ich finde sie sind somit tier- und menschenfeind zugleich. abgeshen davon bleibt die frage: welche mittel genau meinen sie? sind sie sicher, dass sie die unbedingt ALLE konsumieren MÜSSEN? könnten sie ihren konsum nicht vielleicht etwas einschränken? wenn nicht: vielleicht sind sie auch noch umweltfeindlich? ist natürlich nur eine vermutung.

     

     

    "Wenn Peta die Gesetze machen würde, dann hätten wir jedes Jahr ein Contergan. Die 99,7% sind von Tierlern gemacht worden, denen die Menschlische Gesundheit scheißegal sind."

     

    - ok. contergan wurde ausgiebig an tieren getestet. huch? und was machen wir jetzt? erklären sie mir also anhand dieses beispiels den tiefern sinn von tierversuchen?

    auf die frage, warum der mensch überhaupt das recht hat, seine gesundheit dem tier gegenüber, als höherwertig darzustellen, werde ich mit ihnen wahrscheinlich nicht vernünftig diskutieren können. aber das ist an dieser stelle auch nicht der punkt.

  • A
    Antonietta

    - Für Tierversuche müssen Tiere extremste Schmerzen und Qualen ohne Narkose ertragen

    - Für viele Tierversuche werden Tiere qualgezüchtet oder absichtlich krank gemacht

    - Tierversuche gefährden die Gesundheit des Menschens, da Ergebnisse nicht auf den Mensch übertragbar sind (auch Contergan wurde ausreichend an Tieren getestet!)

    - Für Tierversuche werden Steuergelder in gigantischen Summen verschwendet

    - Tierversuche behindern den medizinischen Fortschritt

    - Jedes Jahr sterben allein in Deutschland über zwei Millionen Tiere im Tierversuch

    - Es gibt ausreichende Alternativen zu Tierversuchen

  • P
    Petras

    Antwort auf Verstehnix: Alles, was es bisher gab, also unglaublich viele Kosmetika mit unglaublich vielen Inhaltsstoffen, wird es auch weiterhin geben.

     

    Es ist nru schwieriger für Hersteller, jede Saison ein neues, unsicheres, weil nur am schlecht auf Menschen übertragbaren Tierversuch getesteten Produkt unter "neu" auf den Markt zu werfen.

     

    Leider gibt es ds Schlupfloch mit den Industriechemikalien. Daher muss ein Verbot auch für diese Stoffe der nächste Schritt sein.

     

    Tierversuche sind ein Alibi, sie bieten keine Sicherheit. Ca. 70% der Nebenwirkungen von Medikamenten wurden erst am Menschen bemerkt.

     

    Das ist kein Argument für menschenversuche - aber für den bedachteren Einsatz von immer neuen Materiaien (Nano lässt grüßen) - und für die Entwicklung besserer Methoden.

     

    In der Pharmakologie - also dem einzigen Gebiet, wo wirklich Menschenleben betroffen sind, hat es u. a. deswegen schon einen starken Rückgang im Bereich der unsicheren Tierversuche gegeben.

     

    Einzig der Bereich der Grundlagenforschung (Gentechnik!) und der Chemikalien, sowie auch in der Impfstoffentwicklung der "Tiermedizin" für die Intensivtierhaltung boomen die Tierversuche.

     

    Es stellt sich die Frage, ob wir diese Bereiche in diesem Ausmaß brauchen - und ob man Grundlagen nicht auch tierversuchsfrei eruieren kann. Forschung dürfte dann auf alle Fälle auch möglich sein - nur eben anders!

  • TL
    Tim Leuther

    @daria

    Ich fürchte ohne die EU hätten wir noch mehr von dem Quatsch. Es sind die Spanier, Franzosen & Co. die uns vor den Tierrechtsfanatikern einigermaßen beschützen.

  • D
    daria

    Die EU ist opportunistisch und fahrlässig

    gegen ihre Alteingesessenen.

    Tierversuche gibt es nicht zum Spaß.

    Denn Quälen von Tieren kostet auch Geld,

    und damit sind Instustrieunternehmen sehr

    knausrig.

    Es schadet nichts, manchen Ergebnisse

    selbst noch zehnmal zu untersuchen, um sich

    nicht auf falsche Studien der Vergangenheit

    verlassen zu müssen.

    Schließlich geht es um Krebs, endokrine

    Schäden, Allergien, Ekzeme, Mutagene,

    Nervenleiden, Verhaltensstörungen,

    Haarausfall usw. .

    Gerade weil die Mehrzahl der Chemikalien

    und erst Recht nicht deren Kombinationen

    getestet wurden, sind Tierversuche unerläßlich.

    Dabei ist völlig egal, was die Schulbuchverlage

    und andere Prostestkünstler verlautbaren.

    Dieses Urteil ist ein Schlag für die Zulassungsstandards

    und für die Toxikologie in Europa!

    Es reicht etwas Populismus, schöne Frauen und

    nacktes Fleisch und schon werden die letzten

    Standards über Bord geworfen. Natürlich soll man

    auch neue Testverfahren nutzen. Diese sollten

    aber komplementär und nicht substitutiert genutzt

    werden. Die EU sollte abgeschafft werden.

    Wir befinden uns einer Diktatur der Abschaffung

    von Sicherheit für den Bürger und der Maximierung

    der Lebenskontrolle über den potentiell

    marginalisierten Bürger. Die meisten heutigen

    Kosmetika sind nicht ordentlich toxikologisch

    untersucht und bewertet und sollen es auch

    zukünftig nicht mehr. Damit die Niedriglohnländer

    die Kosmetikindustrie der Geberländer schneller

    beerben können!

    Hier wird die Kosmetikindustrie seiner

    Qualitätspflicht entledigt, um immer

    billiger produzieren zu können für eine verarmte

    EU-Bürgerschaft. Weg mit diesen Moloch! Er bringt nichts Gutes!

  • TL
    Tim Leuther

    @VerstehZiemlichViel

     

    Wenn Peta die Gesetze machen würde, dann hätten wir jedes Jahr ein Contergan. Die 99,7% sind von Tierlern gemacht worden, denen die Menschlische Gesundheit scheißegal sind.

  • TL
    Tim Leuther

    @hmm

    Ich räume Ihnen ihr recht ein keine tierischen Produkte zu konsumieren. Möchte aber auch das recht haben welche zu konsumieren. Und dazu gehört auch nach der besten Methode getestete Kosmetika. Und es ist sicher nicht die Peta die mir ehrlich sagt was die beste ist. Das die Tiere in gefangenschaft besser leben, als Frei, bezweifel ich. Allein schon das Sie Ihren sexualtrieb nicht ausleben können dürfte alle Fressfeindphobie überwiegen.

     

    Aber mir ist das eigentlich egal, ich bin Speziest, wie übrigends quasi alle anderen Spezien auf diesem Planeten. Ich finde es nur verlogen mir von Leuten die sich ihr Streichelvieh halten mir vorschreiben lassen zu müssen das ich keine gut getesteten Kosmetika konsumieren darf, wegen dem Tierrechtsquatsch.

  • C
    Christian

    "Kann Spuren von Industrieprodukten enthalten" steht demnächst auf den Cremes und Co.

    Damit ist der Hersteller fein raus.

    Selbst wenn auf einzelnen Produkten der Hinweis 'garantiert Haifischfrei' vermerkt ist (Stichwort Squalan, Squalen), enttarnen Labore mittels Isotopenananlyse diese Aussagen sehr schnell als heiße Luft (Rapid Commun Mass Spectrom., 2010, Vol.24, Iss. 12, pp. 1810-6, doi: 10.1002/rcm.4581).

  • V
    VerstehZiemlichViel

    Zum Kommentar von Tim Leuther:

     

    99,7 % der Ergebnisse aller Tierversuche sind nicht auf den Menschen übertragbar, bestes Beispiel hierfür ist Contergan (wie das ausging ist hoffentlich bekannt!)

    Um die Schädlichkeit eines Rohstoffes herauszufinden, kann heutzutage unter anderem "in vitro" (lt."im Glas") getestet werden.

    Und nein es geht bei Tierversuchen nicht darum, Hamster mit Nivea-Creme einzureiben, mit Hilfe von diversen Suchmaschinen sollte es möglich sein Ihre desillusionierte Weltanschauung in den Griff zu bekommen.

    Anonsten ist ihre Argumentation milde ausgedrückt nur eines: purer Stumpfsinn.

  • V
    VerstehZiemlichViel

    http://www.wermachtwas.info/

     

    Die Kontrolle dieses Gesetz hat für die EU so viel Priorität wie die Kontrolle von Bio-Produkten.

    L´oreal und Co wirds aber sicher erleichtern, die Leichtgläubigen rennen gewissensfrei in den Drogeriemarkt und kaufen ab sofort JEDEN Dreck.

    Der Spruch "Das konnte ich ja nicht wissen" wurde legalisiert, das ist das einzige, dass sich geändert hat.

  • H
    hmm

    @Tim Leuther

    Ich versuche auch tierische Produkte wo es geht zu vermeiden und ich möchte nicht abstreiten, dass sich viele "Kuschelsklavenbesitzer" nicht so kritisch mit sich selbst befassen. Aber ich finde es schwierig eine Grenze zu ziehen, welche Tiere noch zu halten sind. In der Mehrheit der Fälle würde ich erwarten, dass es den Tieren mit regelmäßiger Nahrungsversorgung und ohne ständiger Konfrontation mit Fressfeinden besser in sogenannter Gefangenschaft geht solange ausreichend Fläche und Spiel/Versteck/Nestbau etc. Platz zur Verfügung steht (nennt man wohl artgerecht). Gleiches gilt auch für den Zoo. Und wenn die Leute durch eigene Haustiere oder den Zoobesuch für die Tiere, die Vielfalt und die Umwelt sowie deren Gefährdung sensibilisiert werden, kann ich dem ganzen sogar positive Effekte abgewinnen.

  • TL
    Tim Leuther

    Man sollte es ins kleingedruckte nehmen und ein Label einführen für Produkte die nicht getestet wurden.

     

    Aber das wegen der ethischen Vorstellungen der einen, andere unsichere Produkte konsumieren müssen ist Menschenfeindlich. Wenn manchen meinen man dürfe Nivea nicht auf Hamster schmieren, dann sollte das deren Problem sein. Genauso wie es das Problem der Leute ist die meinen man sollte Hamster nicht essen, was in anderen Kulturen (denen von wo der Hamster herkommt) üblich ist.

    Genauso könnte man darüber reden wie pervers eigentlich Kuscheltiere (man nennt Sie Haustiere, aber eigentlich sind Haustiere Nutztiere) sind. Warum soll es legal sein Hamster in Käfige zu sperren, damit man Sie streicheln kann wenn man mal lust hat ein pelziges irgendwas zu streicheln, aber Forschung für sicherere Kosmetika ist verboten?

     

    Schon verlogen. Vor allem weil es gerade die Kuschelsklavenbesitzer diejenigen sind die die ganzen Tierversuchsverbotsquatsch durchboxen.

     

    Danke, jetzt gibt es wegen denen unsichere Produkte.

     

    Ganz nebenbei: Die Hühner die ihr an eure Katzen-Kuschelsklaven verfüttert, an die denkt ihr nicht. Und vor allem an die Menschen die verhungern weil ihr eure Kuschelkatzen halten wollt.

     

    Aber demonstrieren gegen Massentierhaltung und Menschen die es sich rausnehmen Fleisch zu essen wie euer Kuschelvieh...

     

    Im Kern sind die ganzen Tierschützer nur eines: Menschenhasser

  • V
    VerstehNix

    Also sind ab Montag die kompletten Regale der Kosmetikabteilung beim Discounter leer und es stehen dort nur noch vor kurzem eingeführte Produkte die nachweislich nicht an Tieren getestet wurden?

    Das finde ich jetzt unvorstellbar...

    z.B. diese Feuchtigkeitscreme, die seit über 100 Jahren Verwendung findet wurde sicherlich irgendwann mal bei Tieren getestet. Die darf also nicht mehr angeboten werden da sie mal "an Tieren getestet wurde".

    Oder hat mich der Artikel jetzt falsch aufgeklärt?