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EU-EnergiesparplanAus für Stromfresser Glühbirne

Ab Oktober 2009 sollen nur noch Energiesparlampen verkauft werden dürfen. Umweltschützer fordern, auch andere Geräte mit schlechter Ökobilanz aus den Läden zu verbannen.

Links die gemeine Glühbirne, rechts das energiesparende Modell. Bild: ap

Das Ende der traditionellen Glühlampe naht: Am Montag entscheiden die EU-Staaten über energetische Mindestanforderungen für Haushaltsbeleuchtung. Da die klassische Glühbirne gerade 5 Prozent des Stroms in Licht und den Rest in Wärme umsetzt, sollen nach einem Stufenplan ab Oktober 2009 alle Glühlampen mit 60 Watt und mehr aus den Läden verschwinden. Der Verkauf von Lampen mit 25 und 40 Watt soll zwei Jahre später enden.

Nach Berechnungen der EU bringt das Verbot in den 27 Mitgliedsländern ab 2020 eine Stromeinsparung von rund 39 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr; das entspricht einer Leistung von vier Atomkraftwerken. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Hubert Weiger, forderte gestern, dass nun auch "für andere Energiefresser wie Heizpilze, Nachtspeicherheizungen oder Stand-by-Schaltungen" ein entsprechendes Verbot erlassen wird.

Manchen Umweltexperten geht der Abschied von der Glühlampe zu langsam. Der Zeitplan sei "weit weniger ehrgeizig als ursprünglich vorgeschlagen", sagt Dietlinde Quack vom Freiburger Öko-Institut. Die EU indes begründet die Übergangsfristen damit, dass für einen schnelleren Umstieg die Produktionskapazitäten fehlten.

Unterdessen fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH), dass endlich die Entsorgung der quecksilberhaltigen Energiesparlampen verbessert wird. Denn diese sei "bislang völlig unzureichend". Zwar müssen laut dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz die Sparlampen bei Wertstoffhöfen abgegeben werden, doch in der Praxis werden nach Zahlen der DUH nur 30 Prozent der Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren angemessen entsorgt. Aus privaten Haushalten kämen sogar nur 10 Prozent getrennt vom Hausmüll zurück. In Österreich und Schweden hingegen lägen die Quoten mit 62 beziehungsweise 89 Prozent deutlich höher.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch spricht von "völlig unzureichenden Rückgabemöglichkeiten für Verbraucher" und von "großen Mängeln bei der Umsetzung der Abfallgesetze in einigen Kommunen". Eine DUH-Untersuchung der Entsorgungsmöglichkeiten in 42 deutschen Städten kam zu beschämenden Ergebnissen: Städte wie Leipzig, Wiesbaden, Aachen und Kiel nähmen die ausrangierten Lampen nur an einer einzigen festen Sammelstelle an, musste die DUH feststellen. Frankfurt am Main biete privaten Haushalten überhaupt keine festen Rückgabemöglichkeiten.

Zugleich verweist die DUH auf ein Phänomen, das erst mal widersprüchlich erscheint: Glühlampen verursachen - obwohl sie kein Quecksilber enthalten - in der Gesamtbilanz mehr Quecksilberemissionen als Sparlampen. Das hat mit ihrem hohen Stromverbrauch zu tun. Denn bei der Stromerzeugung aus Kohle werden nach Berechnungen des Öko-Instituts pro Kilowattstunde 0,0147 Milligramm Quecksilber freigesetzt. Die vermiedenen Quecksilberemissionen durch Stromeinsparung sind damit größer als der gesamte Quecksilbergehalt der Energiesparlampen.

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22 Kommentare

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  • W
    Warmlicht

    Welcher verbohrte Öko kommt nur auf diese Wahnsinnsidee, daß bei der Energieerzeugung

    Quecksilber anfällt ?

    Das ist die offensichtlichste Lüge, mit der das Verbot unsern Glühobstes beschleunigt werden soll.

    Pure Volksverdummung !

  • S
    snowie

    Dieters Aussage "Eine Energiespar-Birne kostet ein Vielfaches gegenüber der guten alten Glühbirne." ist falsch, gemessen an der jeweiligen "Lebensdauer" bei sachgerechter Handhabung.

     

    Und wenn es keine allerbilligste Schrottenergiesparbirne ist, macht übrigens auch häufigeres Ein/Ausschalten die Birne nicht gleich kaputt.

     

    Die Behauptungen anderer Kommentare mit der Farbe des Lichtes beruhen auch alle auf Unwissen: Es gibt Energiesparbirnen in vielen Farben, und wird es in noch mehr geben als heute, denn das ist einfach eine Frage der Farbe der Hülle! Sonst einfach anmalen (möglich nicht leicht entflammbar natürlich).

     

    Auch die Energiebilanz inklusive Herstellung ist besser, als bei Glühbirnen. Aber die Entsorgung sollte tatsächlich extrem stark erleichtert werden.

     

    Ansonsten schieße ich mich aber der Kritik an , z.B. "Pseudoaktionismus, um von größeren Versäumnissen abzulenken" u.s.w. auch dem Hinweis, dass LED noch besser wäre.

  • D
    Dieter

    Eine Energiespar-Birne kostet ein Vielfaches gegenüber der guten alten Glühbirne. Das trifft künftig vor allem die sozial Schwachen, die ja mit jedem Cent rechnen müssen.

    Im Zeitalter umweltzerstörerischer Milliardenprojekte erscheint die Abschaffung einer Glühdrahtbirne mit dem Hinweis auf ihre eventuelle Umweltbedenklichkeit wie reiner Zynismus.

    Insgesamt halte ich das ganze für eine Mogelpackung.

    Man will wieder mal auf vorbildlich machen, um von den eigentlichen politischen Verfehlungen abzulenken.

    Selbstverständlich müsste der Kunde auch künftig wählen können, welche Art Birne er sich in die Fassung schraubt - und wieviel er ausgeben will, um nicht im Dunkeln zu tappen...

  • R
    ronja

    Volksverdummungspseudoaktionismus ist das angesichts dessen, was alles viel dringender und effektiver wäre. Natürlich macht viel Kleinvieh auch Mist, aber

     

    @ Bürger G. Es gibt auch noch andere wichtige Dinge beim Umwelt- und Menschenschutz zu berücksichtigen, als Klimaschutz, und Atomanlagen sind zwar auch nicht klimaneutral (vgl. allein die Flusswassererwärmung und den Wasserdampf etc.), aber aus den vielen Menschen mittlerweile einigermaßen bekannten Gründen höchst fragwürdig.

  • A
    Amos

    Was nutzt mir eine Energiesparlampe, wenn ich zusätzlich eine Lampe anknipsen muss um ein Buch zu lesen? Und sollte es nur noch Energiesparlampen geben, dann erhöhen die Konzerne die Energiepreise, weil sie weniger einnehmen. Das ganz ist nur Augenwischerei. Es soll so aussehen, als würde was stattfinden, dabei sind das alles nur Mogelpackungen. Es findet doch nichts mehr statt, was irgendwie Hand und Fuß hätte.

  • M
    Martin

    Wer die Glühlampe wegen ihres hohen Verbrauchs abschafft, der muß auch die Halogenlampe abschaffen. Die ist nur rund 10% sparsamer. Außerdem ist eine Halogen- eigentlich auch eine Glühlampe.

  • BG
    Bürger G.

    @taz: "39 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr; das entspricht einer Leistung von vier Atomkraftwerken."

     

    Wenn man geschrieben hätte, dass es der Leistung von 15-20 Kohlekraftwerken entspräche wäre "ein Schuh daraus gewoden", denn wir wollen doch das Klima retten!

     

    ;-)

  • BG
    Bürger G.

    @snowie: "Übrigens sollte auch unbedingt auf die fachgerechte Entsorgung Wert gelegt werden, damit die Schwermetalle der E-Sparbirnen nicht ins Grundwasser geraten!" ja, genau: Sichere Endlager müssen her, den Quecksilber und der anderer Kram werden künftige generationen vernichten! ;-)

  • P
    pitter

    Was bei der Entsorgungsdebatte noch nicht erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass bei fast allen Energiesparlampen auch die gesamte Elektronik (Starter, Vorschaltgerät) zum Starten und Betrieb der Lampe mit weggeworfen wird. Bei jedem anderen Elektrogerät wird ein Riesenbohei wegen der Entsorgung gemacht, aber bei den Energie"spar"lampen ist es der EU-Kommission egal.

  • K
    Karl

    Schon klar;

     

    Heizpilze...und anderes Labormaterial!

    Für meine Analytik betreibe ich Technik die richtig viel Strom zieht. Einsparungen sind, bei sinnvollem Betrieb, nur sehr begrenzt möglich.

    Davon abgesehen sind Glühfadenlampen nicht in jeder Anwendung sinnvoll ersetzbar.

    Und was eigentlich bei der Hg-Debatte unberücksichtigt bleibt:

     

    Es kommen bei den Sparlampen auch noch, schon im Betrieb und vermehrt bei der Entsorgung, zu Belastungen duch das Freiwerden hochhalogenierte Flammschutzmittel. Das ist an sich schon unerfreulich. In verbindung mit dem ebenfalls enthaltenen Hg ensteht so eine sehr wenig umweltfreundliche Substanzkombination. Wie aufwändig ist deren Entsorgung eigentlich?

     

    Das mit den stand-by Geräten ist sicher ein nützlicher Ansatzpunkt. Bisher habe ich jedem Verkäufer erklärt warum solche Schaltungskonzepte ein Ausschlusskriterium darstellen.

    War am Markt kein anderer Gerätetyp verfügbar, so habe ich an allen Geräten extern eine galvanische Trennung nachgerüstet.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • TL
    Thomas Ludwig

    Energiesparlampen sind da unsinnig, wo nur kurz Licht gebraucht wird, weil sie ein paar Minuten brauchen, bis sie hell genug sind. Was wird die Folge an diesen Stellen sein? Man lässt das Licht an (ist ja eine Energiesparlampe ...) oder man kauft eine unnötig starke Energiesparlampe. Im Ergebnis wird dann weniger eingespart als erhofft oder sogar mehr verbraucht. Die erzwungene Abschaffung ist also teilweise unsinnig und erreicht das Gegenteil - das machen wir in der EU bestimmt! Als nächstes können wir dann ja auf bezahlbare und gute LED-Leuchten warten.

  • T
    tca

    Muß jetzt die Glühbirne dafür büßen, daß die EU bei der Regelung für die Automobilindustrie versagt hat? Ich werde mit meinem Porsche Cayenne für jede Energiesparlampe einzeln zum entferntest gelegenen Baumarkt fahren! Das ist Klimaschutz auf EU-Art!

  • M
    manfred (56)

    Wie sieht eigentlich die Energiebilanz für die Herstellung und die Entsorgung einschl. der Rohstoffgewinnung und -transporte für eine Energiesparlampe im Vergleich zu einer Glühlampe aus? Könnte es sein, daß der Mehrverbrauch an Energie für Herstellung und Entsorgung einer Energiesparlampe den Mehrverbrauch ggü. einer Glühlampe wieder auffrißt, vielleicht sogar überkompensiert? Ich weiß es nicht, aber vielleicht kann sich mal ein Fachmann dazu äußern. Daß die Brüsseler Bürokraten einen solchen Beschluß fassen, kann ja durchaus auf Lobbyinteressen basieren. Denen traue ich jedenfalls nicht.

  • G
    Glühbirne

    Jedes popelige Haus nachts mit Strahlern ausleuchten, in jedem Supermarkt Kühltruhen, die sich nicht verschließen lassen. Aber ich rette die Umwelt mit Energiesparlampen.

  • S
    Susi

    Wie im Artikel schon angesprochen, ist die Entsorgung der kaputten Energiesparlampen echt ein Problem. In fast jedem Supermarkt findet sich ein Sammelbehälter in dem man alte Batterien zurück geben kann. Warum macht man es bei den Birnen nicht auch so? Der, der sie verkauft, bietet auch eine Sammelmöglichkeit zum zurückbringen an.

    Ist doch albern, wenn man wegen einer kaputten Birne (die gehen nicht jeden Monat drauf) immer erst zum Wertstoffhof fahren muss (was ohne Auto noch aufwändiger ist).

  • R
    RGR

    Es wird Leute geben, die werden Glühbirnen aufkaufen und horten, weil sie das Licht der Energiesparlampen nicht mögen.

  • G
    glamorama:blog

    Mein erster Gedanke: Lichterketten! Was hängen wir uns nächstes Jahr an den Weihnachtsbaum? Eine Kette mit 20 Mini-Energiespar-Lämpchen?

  • MS
    Michael Schneider

    Dümmer geht´s nimmer: Wann brauche ich besonders viel Licht? richtig, im Winter. also Glühbirnen an. Warum? Was ich an Strom verbrauche, liefert mir 5% Licht und 95% Wärme....Entweder verbrauche ich Strom für Wärme oder ich muß eben die nicht vorhandene Heizleistung der Lichtquelle durch andere Brennstoffe ersetzen. Viel wichtiger wäre es, die Stand-By-Schaltungen der Fernsehgeräte durch richtige Ausschalter zu ersetzen, den PC nach getaner Arbeit oder über Nacht einfach runterzufahren und mal den Tiefkühler zu entrümpeln und zu enteisen. Aber all dies sind halt keine Bereiche, in denen sich die Regelungswut der EU-Parlamentarier so richtig austoben kann. Also lieber etwas gaaanz Tolles beschließen, statt Vernunft walten zu lassen. Nix Neues, wie immer.

  • OC
    Otto Curt

    das leuchtstoffröhren krank machen... vor 20 Jahren wussten wir's schon mal ( war ein Big Thema damals an meiner Schule)

     

    ... mal schauen wie lange es dauert bis die "warmen" Lampen wiederkommen.

  • F
    fridge

    So toll das Einsparpotenzial auch ist, ich finde Energiesparlampen technisch noch lange nicht ausgereift. Egal welche Marke ich auch kaufe, das Licht ist immer hässlich kalt, die Lampen sind durch die Elektronik länger und passen nur in einen Bruchteil meiner Lampen und dimmen kann man sie auch nicht. Mit einem echten Dimmer meine ich. Diese Schalter-an-Schalter-aus-Dimmer sind doch echt ein Kreuz. Und was ist überhaupt mit Halogenfassungen? Werden die dann einfach verboten? Für die hab ich noch keine Energiesparbirnen gesehen. Wie gesagt, im Prinzip sind die Energiesparer richtig und gut, aber ich habe das Gefühl, hier mit halbfertigen Lösungen abgespeist zu werden. Und dafür ist mir schönes Licht zu Hause einfach zu wichtig.

  • E
    eu-gegner

    Klasse. Energiesparlampen machen vor allem dort Sinn, wo man nur kurz Licht braucht: Klo, Abstellkammer, Treppenhaus. 1. muss man warten, bis die Lampe überhaupt hell wird. 2. gehen die durch das häufige An- und Ausschalten schneller kaputt als eine klassische Glühbirne.

  • S
    snowie

    Das Foto ist echt schlecht. Wer eine solche Energiesparbirne beim Einschrauben so anfasst, macht sie kaputt noch bevor sie im Gewinde ist.

     

    Übrigens sollte auch unbedingt auf die fachgerechte Entsorgung Wert gelegt werden, damit die Schwermetalle der E-Sparbirnen nicht ins Grundwasser geraten.

     

    LED Leuchten sind meines Wisses übrigens noch energiesparender.