EMtaz: Der letzte Turniertag: Fußball, Fußball, Fußball
Endlich Finale. Ein kleiner Rückblick über den Turnierverlauf. Und was sonst noch so während der EM passiert ist.
S teffi Graf ist den allermeisten Menschen bekannt. Boris Becker kennt man ebenfalls, aber Angelique Kerber? Da hört es bei vielen auf.
Gestern stand Kerber, Spitzname Angie, 28 Jahre alt und geboren im schönen Bremen, im größten Finale, das der Tennisport so bietet: Centre Court, Wimbledon, England. Die Gegnerin hieß Serena Willams, eine aufschlagstarke Spielerin, die ihren Gegnerinnen die Bälle geradezu um die Ohren schlägt.
Seit dem 9. Juli 2016, einem historischen Tag, ist Williams die größte Tennisspielerin der Geschichte – zusammen mit der eingangs erwähnten Graf. Nach Williams' Wimbledon-Sieg gegen Kerber haben beide 22 Grand-Slam-Titel. So richtig mitbekommen hat man das aber irgendwie nicht.
Fußball, Fußball, Fußball. Obwohl sich die deutsche Mannschaft hinausgehandwerkt hat, ändert sich nichts am Scheuklappenblick. Okay, Tennis, jetzt mal ehrlich… who cares? Eben. Das sonstige Weltgeschenen hatte man dafür ja im Blick – auch dank Fußball.
Brexit? „Ich weiß nicht genug darüber, um besorgt zu sein“
Denn: Dass die Briten irgendeinen xit mit Bre (Bre wie Bremen!) hatten, kriegten ja viele mit. Die meisten schon über die morgendlichen News, die Smart-, I- und sonstige Phones eilmeldeten. Britain is out! Nicht Bremen! Manch einer wurde spätestens in der S-Bahn vom Sitznachbarn informiert. Jedenfalls in der S1 zwischen Friedrichstraße und Brandenburger Tor war dies so. „Ich glaube, der Brexit kommt nicht. Letzten Umfragen zufolge reicht das“, sagte ein älterer, sich gewählt ausdrückender Herr zu seinem Mitfahrer. Der musste lachen. „Du, das Ding ist schon durch. Die sind raus!“ Hoppla.
Ein kleiner Schreck, der auch die Fußballisten kurz inne halten ließ. Dank des englischen Kickers Harry Kane waren sie über die Insellage ja bestens informiert. Kane sagte vor dem Achtelfinalduell gegen Island zum leidigen Brexit-Thema: „Ich weiß nicht genug darüber, um besorgt zu sein. Und ich denke, den anderen geht es genauso.“ Prompt machten die englischen Fußballer den EMxit, ihr Trainer Roy Hodgson daraufhin den Coachxit. Womit sich dieses Thema recht schnell wieder aus dem Fußballradius verabschiedet hatte.
Glücklich frönte man unbelästigt den weiteren spannenden Spielen, äh, pardon: Grottenkicks. Es portugieselte in gefühlt jedem Spiel. Geguckt wurde trotzdem, philosophiert noch mehr: Braucht's eventuell etwas mehr Brechstange im deutschen Spiel? Warum wirft Ronaldo ein Reporter-Mikro in den See? Wie spricht man Payet aus (Pajé/Pajett)? Und überhaupt: Warum hat die taz eine Bier-Cam, die einen Kühlschrank zeigt, in dem Mehlpackungen vor sich hin kühlen?
Ballelujah!
Ballelujah (Grüße an den Fußballgott) findet endlich das Finale statt. Selbst allergrößte Fußballisten sehnen dem Ende herbei. Der Kopf ist leer, die Zeit war schön. Jetzt reicht's aber. Soll dieser silberne Pott halt an die Franzosen gehen! Oder doch die Portugiesen? Wird die bessere Defensive entscheiden, die vermeintlich Portugal hat? Oder doch Frankreichs Offensivgeist, beseelt von Griezmann? Schafft es Ronaldo, das Final-Trauma von 2004 zu überwinden? Wen knöpft sich Pepe vor? Und wie wird Deschamps spielen lassen, wenn sein Team selbst agieren muss?
Na gut, na gut, na gut. Viel Spaß mit dem letzten EM-Tag und den allerletzten wichtigen Diskussionen, die für ganz lange Zeit einfach geführt werden müssen! Denn dann ist Schluss. Mindestens bis zum 26. August (ja, eine lange Zeit!), wenn die Bayern zuhause gegen das schöne Bremen antreten. Ob Müller dann wieder trifft? Oder zeigt's dieser neue Bremer Spieler den Münchnern zum Auftakt? Kerber hieß der doch…
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Koalitionsvertrag in Brandenburg steht
Denkbar knappste Mehrheit
Verfassungsrechtler für AfD-Verbot
„Den Staat vor Unterminierung schützen“