Durchstechereien an rechtes Portal: Sicherheitsbehörde mit Sicherheitslücken
Das Weiterleiten der Vornamen von Tatverdächtigen aus der Silvesternacht an das rechte Portal „Nius“ beschäftigt nun auch das Abgeordnetenhaus.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte: „Ich verurteile die Veröffentlichung und Weitergabe dieser Liste aufs Schärfste.“ Solche Handlungen würden das Vertrauen in Institutionen untergraben. Sie versicherte, es seien „umgehend“ strafrechtliche Ermittlungen gegen die mutmaßlich für den Leak verantwortlichen Polizist:innen aufgenommen wurden.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel betonte daraufhin, dass es sich bisher ja lediglich um einen Verdacht der Datenweitergabe handle. Es sei zu prüfen, in welchem Umfang die Tat strafrechtlich relevant sei, in jedem Fall handle es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Das Dezernat für Korruptions- und Polizeidelikte befasse sich mit einer „schwerwiegenden Verletzung des Datenschutzrechts“, so Slowik Meisel.
Linke betont Verantwortung der CDU
Niklas Schrader, innenpolitischer Sprecher der Linkspartei, wies darauf hin, dass niemand außerhalb der Polizei solche Daten an Nius durchgestochen haben könnte. Er betonte auch die Verantwortung der CDU, die vor zwei Jahren Vornamensdebatten hoffähig gemacht habe. Bis dahin sei ein solcher Diskurs nur von Rechtsextremen geführt worden. Seine Aufforderung an die CDU, sich zu entschuldigen, blieb jedoch unerwidert.
AfD-Mann Karsten Woldeit versuchte sogleich, den Skandal kleinzureden. Es sei doch gängige Medienpraxis, den Vornamen und Anfangsbuchstaben eines Verdächtigen zu nennen, sagte er – und unterschlug damit, dass eine Vornamensliste einen direkten Zusammenhang zwischen ethnischer Herkunft und strafrechtlich relevanten Verhalten suggeriert.
Grünen-Innenexperte Vasili Franco betonte dann auch, dass das Problem vor allem Männer seien – jeder ethnischen Herkunft. Schrader kritisierte die Kürzungen bei Projekten der Jugendarbeit und Gewaltprävention.
Spranger: Konzept ist aufgegangen
Insgesamt wurden an Silvester 1.533 für diese Nacht typischen Straftaten registriert. Im Vorjahr waren es 1.328. Am 6. Januar ging die Polizei noch von 1.453 Straftaten aus. Laut Spranger waren darunter 574 Fälle von Sachbeschädigung, davon 200 Fälle durch Feuer. Außerdem wurden 71 Brandstiftungen registriert, sowie 256 Körperverletzungen und 281 Verstöße gegen das Waffengesetz.
In 94 Fällen wurden Polizist:innen und Feuerwehrleute bedroht. Dabei erlitten 23 Einsatzkräfte Verletzungen. Besonders schwer betroffen war ein Polizist, der durch die Explosion einer Kugelbombe schwer verletzt wurde. Er habe seitdem dreimal operiert werden müssen, sagte Spranger. Sie betonte: „Das Einsatzkonzept ist aufgegangen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!