: Durchbruch nicht vorgesehen
Die Klimakonferenz in Bonn endet mit viel Stillstand und vereinzelten Erfolgen, behindert von EU-Streit
Aus Bonn Jonas Waack
Fortschritte bei Klimaanpassung und gerechtem Umbau der Wirtschaft, Stillstand bei Geld und Abkehr von fossilen Brennstoffen: Katastrophal ist die Bilanz der diesjährigen Bonner Klimakonferenz nicht, Optimismus verbreitet aber auch niemand.
In Bonn treffen sich die Klima-Diplomat*innen der Welt jedes Jahr, um die große UN-Klimakonferenz im Herbst vorzubereiten. Um konkrete Ergebnisse ging es auch diesmal noch nicht, stattdessen sollten Konflikte und Möglichkeiten für Kompromisse klar genug werden, um sie innerhalb der zwei Novemberwochen im brasilianischen Belém klären zu können.
Dass die Bonner Verhandlungen dafür von enormer Tragweite sind, machte Toiata Apelu-Uili deutlich: „Die Erderhitzung unter 1,5 Grad zu halten, ist für uns kein politisches Ziel, sondern eine Frage von Leben und Tod“, sagte die Samoanerin. Sie vertritt die Allianz kleiner Inselstaaten, von denen einige vom Meeresspiegelanstieg in ihrer Existenz bedroht sind.
In den Verhandlungssälen herrschte Katerstimmung, berichten Teilnehmer*innen. Die Klimakonferenz in Baku im vergangenen Jahr war ohne ein festes Versprechen der Industrieländer zu Ende gegangen, die Staaten des Globalen Südens mit mehr Geld für Klimaschutz und -anpassung zu versorgen. Stattdessen wurde nur eine „Roadmap“ innerhalb des kommenden Jahres versprochen, wie die vage zugesagten 1,3 Billionen US-Dollar für den Globalen Süden bis 2035 zusammenkommen sollen.
Wie die 2023 beschlossene „Abkehr von den fossilen Brennstoffen“ umgesetzt werden soll, blieb offen. Hier zu einem Ergebnis zu kommen, ist schwierig, sind sich viele Teilnehmer*innen einig – weil die „Roadmap“ noch nicht vorliegt.
Die Verhandlungen darüber, wie ein gerechter Umbau der Wirtschaft aussehen sollte, seien dagegen recht erfolgreich verlaufen, berichtet Anabella Rosemberg vom Climate Action Network. Rechte von Arbeiter*innen, Indigenen und lokalen Gemeinschaften sind im Entwurfstext berücksichtigt, „aber es gibt noch Stellen, die für einige Länder rote Linien darstellen“. Für die Verhandlungen in Belém sei das Potenzial aber groß. In Baku wäre schon der jetzt erzielte Kompromiss unmöglich gewesen.
Die Bonner Konferenz litt aber darunter, dass viele nationale Klimaziele immer noch fehlen. Nominell werden sie in Belém nicht Teil der Verhandlungen sein. Aber die zu erwartende Lücke zwischen den Versprechen der Länder und dem, was für die 1,5-Grad-Grenze nötig wäre, wird über allem hängen. Darüber hinaus arbeiten einige EU-Staaten mehr oder minder versteckt daran, den fast angemessenen Vorschlag der EU-Kommission von 90 Prozent Emissionsreduktion gegenüber 1990 zu sabotieren. „Das war nicht hilfreich“, sagt Lorelei Limousin von Greenpeace.
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