Dürre und Ernte in Deutschland: Trocken wird das neue Normal
Landwirte spüren immer noch die Folgen der Trockenheit aus dem vergangenen Jahr. Experten fordern eine Anpassung an den Klimawandel.
Waldbrände in Mecklenburg, Berlin und Brandenburg, weiterhin zu trockene Böden – und nun auch eine offizielle Warnung der Bauern vor „schwierigen Vegetationsbedingungen“: Die diesjährigen Ernteprognosen der 18 Landesbauernverbände stehen ganz im Zeichen des ungewöhnlichen Wettergeschehens mit Wechseln zwischen Hitzerekord und Bodenfrost oder Trockenheit und Hagel.
Die Landwirte erwarten, auf ganz Deutschland gesehen, zwar eine durchschnittliche Ernte im Rahmen des Durchschnitts vor den Missernten von 2018. Doch die Folgen der Trockenheit des vergangenen Jahres sind noch längst nicht überwunden.
„Die Nachwirkungen sind noch immer deutlich spürbar“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, am Mittwoch. Während der Verband insgesamt ordentliche Erträge erwarte, sind die Unterschiede je nach Landesteil weiterhin groß.
Im Südwesten, wo es geregnet hat, erwarten die Höfe eine besonders gute Ernte. „In weiten Teilen Deutschlands stehen die Getreidebestände gut da“, sagt Rukwied. In Thüringen, Sachsen-Anhalt Brandenburg und Niedersachen gibt es jedoch Regionen, die weiterhin stark von der Dürre betroffen sind.
Experten fordern angesichts der vielen Belege für Änderungen in den Wettertrends, die in Deutschland übliche Produktionsweise zu überdenken und sich auf eine heißere Zukunft vorzubereiten. „Deutschland ist bisher nicht auf die Bewältigung so einer lang anhaltenden Dürrekrise vorbereitet“, sagt Reimund Schwarze, Klimaökonom am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.
„Die Trockenheit des vergangenen Jahres ist nicht abgebaut und zieht sich in dieses Jahr hinein.“ Schwarze sieht hier eine Chance, zu lernen und die Strukturen zu verbessern. „Was wir jetzt sehen, ist ein Vorgeschmack auf die Dinge, die uns in den kommenden zwanzig Jahren erwarten.“ Was heute als Extremfall gelte, werde dann der Regelfall sein.
Ein möglicher Umgang mit der Situation könne stärkere Bewässerung sein. Es habe sich gezeigt, dass Betriebe im Osten Deutschlands, die aus DDR-Zeiten noch über entsprechende Anlagen verfügten, besser durch die Dürre gekommen sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe