Dürre in Spanien: Autowaschen in Barcelona verboten
In Teilen Kataloniens müssen Pools und Brunnen wegen der Dürre leer sein, der Wassermangel sorgt für Restriktionen. Auch Entsalzen birgt Probleme.
„Die beiden Anlagen laufen mit einer Auslastung von 80 bis 90 Prozent“, erklärt die Sprecherin des Unternehmens für Trinkwasserversorgung Ter-Llobregat. Das ist das Gebiet, auf dem Barcelona und die Vorstädte liegen. „Wir haben noch nie so lange Zeit einen so hohen Ausstoß gehabt“, fügt sie hinzu.
Die beiden Anlagen laufen seit Monaten auf Hochtouren und lieferten in diesem Jahr so viel Wasser wie einer der größten Stauseen des Versorgungssystems von Barcelona, der Boadella-See in den Pyrenäen. Das ist die doppelte Menge des bisherigen Rekordjahrs 2019. Über 200.000 Kubikmeter Trinkwasser werden derzeit täglich produziert. Diese Menge deckt den Verbrauch von 1,5 Millionen Menschen. „Ohne die Entsalzung wären die Stauseen wesentlich leerer und wir hätten den Wassernotstand ausrufen müssen“, sagt Hernández.
Stauseen nur noch zu einem Fünftel gefüllt
In der Provinz Barcelona sind die Stauseen derzeit nur noch zu gut einem Fünftel gefüllt. Im vergangenen Jahr war es kurz vor Winterbeginn mehr als doppelt so viel, im Zehnjahresschnitt lag die Füllmenge der Seen bei 70 Prozent. Trotz starker Regenfälle in den letzten Tagen sind die Wasserreserven weiterhin auf Rekordtief. Und durch die hohen Temperaturen schneit es in den Bergen kaum. Das verheißt nichts Gutes für das kommende Jahr.
Die katalanische Hauptstadt teilt mit 515 weiteren katalanischen Gemeinden, in denen Rund 90 Prozent der Bevölkerung der nordostspanischen Region leben, seit Ende November das Schicksal der Wasserrestriktionen. Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch ist davon nicht betroffen. Doch Pools dürfen nicht mehr gefüllt werden, die Landwirtschaft muss mit 25 Prozent weniger Wasser auskommen, die Viehzucht mit 10 Prozent weniger. Autowaschen ist selbstverständlich verboten und die Brunnen auf den Plätzen – nicht nur in Barcelona – speien kein Wasser mehr.
Umweltschützer sehen die Entsalzung nicht gerne. „Wasser wird nur dann gespart, wenn der Eindruck der Knappheit vorherrscht. Die ständiger Meerwasserentsalzung verhindert das“, erklärt Santiago Martín Barajas, Spezialist für Wasserversorgung bei der spanischen Umweltorganisation Ecologistas en Acción (EEA).
Und Entsalzung sei weder billig noch ökologisch. „Um einen Kubikmeter – also 1.000 Liter – Wasser zu entsalzen, sind 3,5 Kilowattstunden Strom notwendig. Das bedeutet Emissionen in die Atmosphäre“, sagt Martin Barajas. Hinzu komme das Problem des Salzes, es wird wieder ins Meer eingeleitet. Der so in einigen Gebieten ansteigende Salzgehalt töte die Meeresfauna, erklärt Barajas. EEA setzt auf drastische Maßnahmen: „Wir verlangen seit Oktober 2021, als sich die zunehmende Trockenheit ankündigte, vom Umweltministerium in Madrid das Verbot der Bewässerung in ganz Spanien, bis die Stauseen wieder den Zehnjahresschnitt erreicht haben“, so Barajas. Bis jetzt ohne Erfolg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“