Drohende Räumung: Zoff um die Wartenberg 22
Das Bezirksamt Lichtenberg will die BesitzerInnen eines Wohnhauses in einem verlassenen Gewerbegebiet nicht weiter dort wohnen lassen.
Dass sich die BewohnerInnen trotzdem Sorgen um eine Räumung machen müssen, liegt am Bauamt Lichtenberg. Es steht auf dem Standpunkt, dass das Haus in einem verlassenen Gewerbegebiet liegt und daher nicht bewohnt werden darf. Hohe Geldstrafen wurde den BewohnerInnen angedroht, wenn sie das Haus nicht verlassen. Wegen der Coronapandemie wurde ein Räumungstermin zurückgezogen, bis ein Gericht darüber entschieden hat. Verlieren die BewohnerInnen den Prozess, müssen sie ausziehen.
Für die Haltung des Lichtenberger Bauamts haben die BewohnerInnen kein Verständnis. „Es behauptet wider besseres Wissen, dass unser Haus nie ein Wohnhaus, sondern immer schon Gewerbehaus war und deshalb nicht bewohnt werden kann. Obwohl die VorbewohnerInnen bekannt sind, die Telefon- und Adressbücher seit 1893 nachzuvollziehen sind und Mitarbeiterinnen des Amtes unter der Hand zugeben, dass das Haus immer schon Wohnhaus war, werden wir weiter zum Auszug gedrängt“, empört sich Wieman.
Er ist mit seinen MitbewohnerInnen an die Öffentlichkeit gegangen. Eine Petition, die ihren Verbleib forderte, erhielt im letzten Jahr mehrere Hundert Unterschriften. Aktuell diskutieren die BewohnerInnen der Wartenburg, wie sie das Haus mittlerweile nennen, ob sie ihre Forderung nach einen Bleiberecht in ihrem Haus durch einen BürgerInnenantrag an das Bezirksamt Lichtenberg bekräftigen.
Dazu brauchen sie 1.000 Unterschriften, was in Coronazeiten nicht einfach ist. Doch NachbarInnen haben schon Unterstützung signalisiert. Schließlich sind auch andere Häuser im Lichtenberger Gleisdreieck bewohnt. Das weitgehend unerschlossene Gebiet könnte in den nächsten Jahren interessant werden. Denn eine weitere Trasse des in den 1990er Jahren beschlossenen, heute umstrittenen Autobahnbaus würde das Areal betreffen. Wieman sieht hierin auch einen Grund für die Haltung des Bauamts. Die BewohnerInnen der Wartenburg haben andere Pläne. In ihrem Garten wollen sie im Sommer Filme zeigen. Peter Nowak
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“