Drohende Anschläge: US-Regierung und Interpol warnen
Nachdem mehrere Hundert Terroristen aus Gefängnissen geflohen sind, hat Interpol eine weltweite Sicherheitswarnung herausgegeben.
WASHINGTON ap | Die weltweite Reisewarnung an US-Bürger und die Schließung von 21 US-Botschaften in islamischen Staaten am Sonntag geht nach Darstellung des amerikanischen Militärs auf eine konkrete Terrorgefahr zurück. „Es gibt einen bedeutenden Strom von Drohungen. Und wir reagieren darauf“, sagte Generalstabschef Martin Dempsey in einem Interview des Senders ABC, das am Sonntag ausgestrahlt werden sollte. Die Drohungen seien gezielter als frühere. Es gebe die Absicht, westliche Ziele anzugreifen, nicht nur amerikanische.
Angesichts mehrerer Gefängnis-Befreiungsaktionen in Irak, Libyen und Pakistan gab auch Interpol eine weltweite Sicherheitswarnung heraus. Aus den Gefängnissen seien insgesamt mehrere Hundert Terroristen und andere Kriminelle geflohen, erklärte die Internationale Polizeibehörde am Samstag in Lyon. Sie rief ihre 190 Mitgliedsländer zu Ermittlungen auf, ob die möglicherweise mit Hilfe von Al-Kaida verübten Befreiungsaktionen aufeinander abgestimmt seien oder in Zusammenhang stünden.
Erst vor wenigen Tagen hatten schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer im Nordwesten Pakistans ein Gefängnis angegriffen und mehr als 250 Häftlinge befreit. Vor zehn Tagen waren in Irak ebenfalls Dutzende Terrorverdächtige aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghreib und der Haftanstalt Tadschi in der Nähe von Bagdad ausgebrochen. Interpol hatte damals nach eigenen Angaben ebenfalls eine Warnung herausgegeben. Das tue man regelmäßig, hieß es.
US-Präsident Barack Obama ließ sich von Sicherheitsberaterin Susan Rice über die Lage informieren, bevor er vor seinem 52. Geburtstag zu einem Golfspiel abfuhr. Das Weiße Haus erklärte dazu: „Der Präsident ist im Verlauf der Woche regelmäßig über alle Aspekte der potenziellen Gefahr und die Gegenmaßnahmen unterrichtet worden.“
Die US-Regierung hatte die bis zum 31. August befristete Reisewarnung am Freitag veröffentlicht. Darin heißt es, das Terrornetzwerk Al-Kaida oder dessen Verbündete könnten Ziele der amerikanischen Regierung oder private US-Einrichtungen angreifen. Reisenden wurde unter anderem empfohlen, sich bei den jeweiligen Botschaften in gefährdeten Staaten registrieren zu lassen.
Auch will die US-Regierung am Sonntag diplomatische Vertretungen in 21 islamischen Ländern geschlossen halten. Deutschland, Großbritannien und Frankreich erklärten danach, auch sie hielten ihre Botschaften im Jemen am Sonntag und Montag geschlossen.
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat die US-Regierung elektronische Nachrichten zwischen hochrangigen Al-Kaida-Terroristen abgefangen. Das US-Außenministerium erklärte, die Terrorgefahr sei im Mittleren Osten und in Nordafrika besonders hoch. Vor allem von der Arabischen Halbinsel könnte ein Angriff ausgehen oder es könnte sich einer dort ereignen. Die US-Regierung verweist auf den Jemen, wo eine besonders aggressive Al-Kaida-Zelle angesiedelt sei.
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