Dramatische Lage in Aleppo: Hoffen auf die Waffenruhe
Um in der syrischen Stadt helfen zu können, müsse es Feuerpausen von mindestens 48 Stunden geben, sagt das Deutsche Rote Kreuz. Unklar ist, ob es dazu kommt.
Russland hatte sich am Donnerstag dazu bereit erklärt, jede Woche eine 48 Stunden lange Feuerpause in Aleppo einzulegen. Moskau unterstützt das Regime in Damaskus in dem Bürgerkrieg. Allerdings lief schon eine erste Ankündigung Russlands, täglich die Waffen drei Stunden schweigen zu lassen, ins Leere. Der Krieg ging unvermindert weiter.
Die Lage in Aleppo wird laut DRK immer dramatischer. Es fehle an Nahrungsmitteln, Medikamenten, Trinkwasser und Benzin, um Generatoren zu betreiben, unter anderem auch für die Krankenhäuser. „Die Menschen sind nirgendwo vor dem Beschuss sicher. Immer wieder werden Krankenhäuser beschossen und dabei Patienten und Pflegepersonal getötet„, sagte Seiters. Er mahnte eine politische Lösung des Syrien-Konfliktes unter Einbindung der regionalen wie der internationalen Akteure an.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Bärbel Kofler, kritisierte gravierende Menschenrechtsverletzungen in den Gefängnissen des syrischen Regimes. „Ich bin erschüttert über den neuen Bericht von Amnesty International zur Lage in den Gefängnissen des syrischen Regimes, der einen systematischen Angriff gegen die Zivilbevölkerung dokumentiert, als Teil eines staatlichen Vorgehens, das ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt“, erklärte sie.
„Folter, Missbrauch, sexualisierte Gewalt, die Verhinderung des Zugangs zu medizinischer Versorgung und der Einsatz von Hunger als Waffe sind alltägliche Form der Kriegführung des Regimes“, so Kofler. „In den staatlichen Haftzentren sind hunderttausende wahllos ausgewählte Zivilpersonen, oft Frauen und Minderjährige, Opfer von Folter.“
Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor mehr als fünf Jahren sind in den Gefängnissen des Regimes laut Menschenrechtlern fast 18 000 Menschen ums Leben gekommen. Die Häftlinge seien dort vom ersten Moment an schwerer Folter und anderen Misshandlungen ausgesetzt, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
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