Drama in Rumäniens Parlament: Mann stürzt sich von der Tribüne

Aus Protest gegen den Sparkurs der Regierung springt ein 40-jähriger von der Zuschauertribüne und verletzt sich schwer. Das Misstrauensvotum gegen das Kabinett wurde gestoppt.

Schockierte die Abgeordneten im Plenarsaal: Der Sprung von der Balustrade. Bild: dapd

BUKAREST dpa | Aus Protest gegen den Sparkurs der rumänischen Regierung hat sich im Bukarester Parlament ein Mann von der Zuschauertribüne im Plenarsaal gestürzt. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte bezeichneten den Vorfall vom Donnerstag als Selbstmordversuch.

Der spektakuläre Zwischenfall verhinderte ein Misstrauensvotum gegen die bürgerliche Regierung. Kein Parlamentarier gab in der Abstimmung kurz nach dem Sturz seine Stimme ab.

Rumäniens Ministerpräsident Emil Boc hatte zwei Gesetze zur Beamtenbesoldung an die Vertrauensfrage gekoppelt. Damit wollte er die Gesetze, die eine Senkung der Bezüge der Staatsdiener vorsehen, sicher und zügig durch das Parlament bringen. Die Volksvertretung steht bei diesem Prozedere unter Zwang: Sie kann die Gesetze nicht ablehnen, ohne gleichzeitig die Regierung zu entlassen. Boc verließ sich darauf, dass das Parlament jetzt kein Interesse an einem Regierungswechsel hat.

In Rumänien leiden weite Teile der Bevölkerung unter drastischen Sparmaßnahmen der Regierung. Die Beamtengehälter sanken in diesem Sommer um 25 Prozent, die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 19 auf 24 Prozent führte zu Teuerungen. Im nächsten Jahr sollen Zehntausende Staatsdiener entlassen werden. Der bezahlte Erziehungsurlaub für Eltern wurden auf die Hälfte gekürzt.

Mit seinem spektakulären Sprung in den Plenarsaal des Parlaments wollte ein etwa 40-jähriger Mann gegen diese Einsparungen protestieren. "Boc, Sie haben unsere Kinder entrechtet", rief er dem Ministerpräsidenten von der Balkonbrüstung entgegen. Der Elektriker trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ihr habt unsere Zukunft umgebracht". Die Ärzte berichteten später, der Mann sei am Kopf schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

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