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Dorothea Hahn über Trumps Auftritt bei der UNOPeinlich und aggressiv

Es war eine brutale, kalte und kriegerische Rede – die konfrontativste, die je ein Präsident der USA in den Vereinten Nationen gehalten hat. Donald Trump richtete seine Feindseligkeit zuvorderst gegen den „Raketenmann“ in Pjöngjang, dem er die „totale Zerstörung“ seines 25-Millionen-Einwohner-Landes androhte, und gegen andere „Schurkenstaaten“ (inklusive Iran, Kuba und Venezuela). Aber zugleich attackierte Trump ein weiteres internationales Abkommen, das die USA in jahrelanger Kleinarbeit mit ihren Alliierten erarbeitet haben (Iran-Atomabkommen), sowie die Arbeitsweise und Institution der Vereinten Nationen selbst, der er Dinge vorwarf (Korruption und schlechtes Management), die verdächtig an seine Thesen über Washington erinnern.

Der US-Präsident will die internationale Organisation nicht für die diplomatische Zusammenarbeit nutzen, für die sie geschaffen wurde. Sondern sie verkleinern und militärisch nutzen. Er machte keine konstruktiven Vorschläge zum internationalen Krisenmanagement, sondern empfahl sein „Amerika zuerst“ zur Nachahmung. Die meisten humanitären Krisen hingegen – von der Lage der Rohingya in Myanmar über die Katastrophe im Jemen bis hin zum Klimawandel – erwähnte er entweder gar nicht oder nahm sie so schulterzuckend zur Kenntnis, als existiere die UN nicht. So prognostizierte er, dass ganze Regionen „zur Hölle gehen“ werden.

Ganz neu kommt das nicht. Trump predigt schon lange die Schrumpfung von nationalen und supranationalen Regelungsmechanismen. Trump hat in New York seine katastrophistische Beschreibung der USA („amerikanische Verwüstung“) auf den Planeten übertragen. Die internationale Gemeinschaft wäre gut beraten, die Drohungen ernst zu nehmen. Anders als die Minister in Washington, die reihenweise vor Trump kuschen, sollten die UN-Mitglieder sich nicht von ihm beeindrucken lassen. Stattdessen müssen sie ihm die Stirn bieten.

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