: Diva ohne Kleid
Georgette Dee und Terry Truck haben sich nach zwanzig Bühnenjahren getrennt. Dee zeigt nun ihr erstes Soloprogramm „Just Lovesongs“ mit alten und neuen Liedern
Dee, die Diseuse, im langen schwarzen Kleid, mit Goldlocken à la Marlene, dem Sektkelch in der Hand und der Dauerzigarette. Dahinter: Terry Truck am Piano, Terry der Treue, der die Show mit Chopin rettet, wenn sie zu kippen droht, ein ebenso stiller wie spielsicherer Begleiter. Dee und Truck gehören zu den Etablierten des deutschen Showgeschäfts. Zwanzig Jahre standen sie gemeinsam auf der Bühne, mit großem Erfolg. 1994 erhielten sie den deutschen Kleinkunstpreis. Und nun ist Schluss. Die Diva und ihr Pianist haben sich getrennt, gehen fortan „eigene künstlerische Wege“. Dee lässt in ihrem neuen Solo-Programm, das morgen Abend Premiere hat, mit dem Pianisten auch gleich den gewohnten Damenfummel weg, tritt in Hosen auf und schwarzem Satinhemd. Und mit Liebesliedern. Für „Just Lovesongs“ suchte sie schöne, böse, hingebungsvolle und absurde Lieder aus, alte und neue, Lieder von Schubert und Chansons aus den Sechzigern. Die Präzision, mit der die Sängerin der gehobenen Schnulze und des dramatischen Schmachtens ihre Travestie-Performance vollführt, ist beeindruckend: Sowohl als Scheinmädchen wie auch als Scheintrinkerin und Scheinverrückte geht sie so gut durch, dass man ihr die Subpersönlichkeiten abnimmt. Da glaubt man doch gern, dass Kunst und Leben sich decken. Wie naiv. Doch für die Dauer einer Vorstellung reicht der Zauber dieser Illusion.
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