Disney+-Serie „How I Met Your Father“: Kein echter Erfolg
Das Spin-off der Comedyserie „How I Met Your Mother“ lohnt sich, um in Nostalgie zu schwelgen. Doch der Humor kann sich kaum entwickeln.
Ob der Sohn von Sophie Tomkins ein wenig Sitzfleisch hat, als seine Mutter ihn im Jahr 2050 per Videotelefonat anruft? Sie möchte ihm nämlich endlich mal ein bisschen genauer erzählen, wie sie damals seinen Vater kennen gelernt hat – und zumindest als erfahrener Sitcom-Fan weiß man, dass ein solches Szenario sich im Idealfall ein wenig hinziehen kann.
Ganze neun Staffeln lang, von 2005 bis 2014, war „How I Met Your Mother“ eine der erfolgreichsten Comedyserien der Welt. Dass mit „How I Met Your Father“ nun ein Ableger folgt, war eigentlich überfällig.
Tatsächlich ist die neue Serie, bei der Isaac Aptaker und Elizabeth Berger ein neues Duo die kreative Verantwortung trägt, nicht der erste Versuch eines Spin-offs. Doch während „How I Met Your Dad“ mit Greta Gerwig in der Hauptrolle direkt nach dem Ende des Originals nie über eine Pilotfolge hinauskam, ist dieses Mal sogar schon eine zweite Staffel bestellt.
Das Grundkonzept von „How I Met Your Father“ ist dem des Originals nun erwartbar ähnlich. Besagtes Telefonat 2050 stellt bloß die Rahmenhandlung dar, während das eigentliche Geschehen im Hier und Jetzt spielt. Sophie (Hilary Duff) ist da gerade Anfang dreißig, arbeitet an ihrer Karriere als Fotografin in New York und glaubt noch immer an Romantik, die große Liebe und das Konzept von Seelenverwandtschaft. Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Valentina (Francia Raisa) bringt unterdessen aus England einen neuen, ziemlich poshen Partner namens Charlie (Tom Ainsley), und dank einer Uber-Fahrt samt Handy-Verwechslung gehören bald auch der erfolglose Musiker Jesse (Chris Lowell), dessen Adoptivschwester Ellen (Tien Tran) und Barbesitzer Sid (Suraj Sharma) zum erweiterten Freundeskreis.
Junge Menschen, die im Leben und in der Liebe noch nicht endgültig angekommen sind – an diesem Erfolgsrezept von „How I Met Your Mother“ (das sich damals im Grunde schon bloß am Vorbild „Friends“ orientierte) wird hier nicht gerüttelt. Sie treffen sich wahlweise in ihren WGs oder einer Stammkneipe und sind nur selten bei der Arbeit zu sehen.
„How I Met Your Father“, seit 8. Juni bei Disney+
Lediglich in der Gestaltung der Protagonist*innen wird dem Zeitgeist ein wenig Rechnung getragen: ein Freundeskreis, der ausschließlich weiß und heterosexuell ist, wäre keine adäquate Repräsentation des Alltags von Großstadtmillennials.
Dass „How I Met Your Father“ trotzdem nicht als echter Erfolg gelten kann, hat wenig mit zu großen Fußstapfen zu tun, schließlich war schon das Original eher mäßig originell und witzig. Der große Trumpf waren damals prägnante Figuren und vor allem ein spielfreudig-unverwechselbares Ensemble. Davon kann hier kaum die Rede sein, was man allerdings nicht unbedingt den Schauspieler*innen anlasten möchte. „How I Met Your Mother“ hatte pro Staffel mindestens zwanzig Folgen und damit Zeit und Raum, einen eigenen Groove zu finden und dem Publikum ans Herz zu wachsen. Bei „How I Met Your Father“ ist die erste Staffel schon nach zehn Episoden vorbei – lange bevor sich Running Gags oder Profilschärfe entwickeln können.
Was den Look und den Humor angeht, orientiert sich die Serie komplett an den Standards von vor zwanzig Jahren, Lacher aus der Konserve inklusive. Wahrhaft zündende Gags gibt es aber leider nicht. Selbst Kim Cattrall, die als Sophie der Zukunft nicht bloß als Stimme, sondern auch vor der Kamera auftaucht, kann in Sachen Witz nicht viel ausrichten.
Am Ende stehen auf der Haben-Seite neben der Hoffnung auf Steigerung in der zweiten Staffel bloß ein paar nette Harmlosigkeiten sowie einige nostalgische Anspielungen an die Originalserie, vom gecoverten Titelsong über einen Gastauftritt in Folge 10 bis hin zum alten Apartment von Ted, Marshall und Lily, in dem nun Jesse und Sid wohnen.
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