piwik no script img

Diskussion um MindestlohnSie wär' gern wieder Unterschicht

Union und SPD debattieren über die Höhe des Mindestlohns. Es hängt allerdings nicht vom Geld allein ab, wie arm sich jemand fühlt. Sondern?

Kann man seine Wohnung immer richtig heizen? Danach fragt das Konzept der „materiellen Deprivation“. Bild: dpa

Auf ihrem Parteitag in Leipzig hat Sigmar Gabriel für die SPD noch einmal klargestellt, worum es ihr in einer großen Koalition geht. Es müsse „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ und einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro geben, wenn das Bündnis mit der Union funktionieren soll. Der „massenhafte Missbrauch von Werkverträgen“ müsse beendet werden, forderte der Vorsitzende der Sozialdemokraten. Außerdem verlangte er einen fairen Anstieg der Rente.

Wenn in diesen Tagen über die Bedingungen der Koalition verhandelt wird, geht es oft um Zahlen. 8,50 Euro etwa ist so eine Zahl, beim Mindestlohn. Die Verhandlungen vermitteln den Eindruck, dass man diesen einen Schalter umlegen muss, damit es vielen Menschen besser geht. Flächendeckend.

Die Wirtschaftsweisen haben in dieser Woche dann eine Gegenzahl demonstriert: Jeden fünften Job könne ein solcher flächendeckender Mindestlohn bedrohen, sagte der Vorsitzender Christoph Schmidt.

Die Gewerkschaft IG Metall wiederum fordert nicht einen Mindestlohn allein, sondern tiefergehende Reformen auf dem Arbeitsmarkt.

Kann man die Wohnung angemessen heizen?

taz.am wochenende

Union und SPD verhandeln über Mindestlohn und Rente. Aber wovon hängt es ab, ob sich jemand arm fühlt? Nur vom Geld? Vier Begegnungen an den Grenzen der Armut lesen Sie in der taz.am wochenende vom 16./17. November 2013 . Darin außerdem: Der deutsche Kunstmarkt muss jetzt endlich Verantwortung für die Raubzüge des „Dritten Reiches“ übernehmen, sagt der Historiker Hanns C. Löhr. Und der sonntaz-Streit: Der neue iranische Präsident Rohani gilt als verhandlungsbereit. Kann man dem Iran trauen? Nein, sagt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

sonntaz-Reporterin Steffi Unsleber hat sich angesichts dieser Debatten mit der Frage beschäftigt, was Armut eigentlich für die Menschen ausmacht, die arm sind oder als arm gelten. Ab wann fühlt sich jemand in Deutschland arm? Wie stark hängt dieses Gefühl von Geld ab, von den Freunden, der Umgebung? Davon ob jemand Kinder hat oder nicht? Ob man mit Mitte 20 gerade noch studiert oder mit Anfang 40 längst gesettelt sein wollte?

Es gibt unterschiedliche Arten, Armut zu messen. Eine ist das Konzept der "materiellen Deprivation". Sind drei von neun Kriterien erfüllt, dann gilt ein Mensch oder eine Familie als arm.

Die Kriterien bilden eine Checkliste, die jeder für sich abhaken kann: Kann man die Miete oder die Rechnungen für Strom, Gas oder Heizung rechtzeitig bezahlen? Die Wohnung angemessen heizen? Unerwartete Ausgaben selbst bestreiten? Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine gleichwertige vegetarische Mahlzeit essen? Jährlich eine Woche Urlaub außerhalb der eigenen Wohnung machen?

Weitere Kriterien: Fehlen eines Autos. Einer Waschmaschine. Eines Telefons. Eines „Farbfernsehgeräts“.

Man verwendet dieses Konzept, um die Länder der EU miteinander zu vergleichen. 2009 war in Deutschland jeder Achte materiell depriviert, in Bulgarien und Rumänien war es beispielsweise jeder Zweite.

Angst vor Ansteckung

Wahrscheinlich würde Jutta Oel nicht dazu zählen. Dennoch schrieb die taz-Leserin uns: „Ich wünsche wieder als Unterschicht bezeichnet zu werden. Nicht weil ich das gerne wäre, sondern weil es der Wahrheit entspricht. Ich komme gerade so über den Monat. Ich kann keine Rücklagen bilden. Ich kann nicht für mich sorgen. Der verlorene Zahn bleibt leider unersetzt.“

Ist Jutta Oel Mittelschicht? Oder arm?

Steffi Unsleber hat sie für die Titelgeschichte der taz.am wochenende besucht. Und grundsätzlich festgestellt: Die Grenze verwischt. Die Mittelschicht ist in den vergangenen Jahren dünner geworden, ein Teil von ihr ist in die Unterschicht abgerutscht. Deshalb versucht sich die bürgerliche Mitte jetzt nach unten abzugrenzen. Wegen der Ansteckungsgefahr. „Ja, komisch, nicht?“, sagt Silke Borgstedt. Sie leitet die Sozialforschung des Berliner Sinus-Instituts, in dem man versucht, gesellschaftliche Milieus in Diagrammen abzubilden. „Das ist wie bei einer Grippe.“

Interessant ist, sagt sie, dass dasselbe Milieu in den Neunzigern noch einen anderen Namen hatte: aufstiegsorientiertes Milieu. Heute geht der Blick eher in die entgegengesetzte Richtung: Man weiß vor allem, wo man nicht hinwill.

Neue Zähne? Oder nicht?

Die Angst beginnt, wenn man sich bestimmte Dinge nicht mehr leisten kann: Neue Zähne beispielsweise – oder auch nur Kronen.

Aber macht das Armut aus? Sind Hartz-IV-Empfänger arm? Menschen mit Wohnung, Heizung, Essen und Trinken, Kleidern? Ein Leben, das beschwerlich ist und manchmal auch entwürdigend, aber in dem die Grundbedürfnisse doch erfüllt werden - ist es arm? Und falls ja: arm an was?

Es gibt Menschen, die von wenig Geld leben, aber sich nicht arm fühlen – weil sie es aus Überzeugung tun, vielleicht. Weil sie relativ zu ihrem Umfeld gesehen nicht arm sind, oder weil ihr Leben nicht teuer ist - auf dem Dorf, auf dem Bauwagenplatz oder im Kloster.

Wo fängt Armut für Sie an? Haben Sie sich auch schon einmal arm gefühlt, obwohl sie allen gängigen Definitionen zufolge der Mittelschicht angehören? Oder geht es Ihnen ganz anders: Sie haben kaum Geld, aber fühlen sich trotzdem nicht arm? Welche Hoffnungen kann man auf den Mindestlohn setzen? Und schafft es die SPD überhaupt, sich mit ihren 8,50 Euro durchzusetzen?

Diskutieren Sie mit!

Die Titelgeschichte „Wo fängt Armut an?“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 16./17. November 2013.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

34 Kommentare

 / 
  • I
    ikarus

    ich empfinde mich nicht als arm, mein Einkommen reicht und ich kann etwas für Zahnersatz oder sonstige Anschaffungen zurücklegen. Mich betrifft der Mindestlohn also nicht, aber trotzdem, wenn die SPD keinen flächendeckenden Mindestlohn durchsetzt werde ich nie wieder SPD wählen. Das gejammere der Wirtschaft es werden Arbeitsplätze verloren gehen, kann ich nicht mehr hören, für mich ist das keine Arbeit wenn jemand einen Stundenlohn bekommt, von dem er nicht leben kann, was schon mit 8,50 an der Grenze ist. Es ist eine Subvention für die Arbeitgeber die wir alle mit unseren Steuern bezahlen. Wie gesagt, ich kann jetzt mit meinem Einkommen leben, aber das war auch mal anders und viele andere können es nicht und es wird immer schlimmer, es sind Auswüchse die beseitigt werden müssen

  • S
    Stefanius

    Das Thema ist sicher interessant, vielschichtig und überhaupt sehr abhängig von Definitionen, allerdings wer sich von 1.700 € keine Rücklagen schaffen kann, dessen Armutsrisiko liegt in der eigenen Persönlichkeitssruktur begründet..

    • D
      dieAnna
      @Stefanius:

      Wer von dem was von 1700€ nach Abzug der Steuern noch übrig bleibt eine Familie ernähren und für diese Rücklagen bilden will wird sich schwer tuen.

  • A
    anonyma

    Mindestlohn wird dann an die Leihfirma bezahlt und wieder Menschen outgesorced. Gleiche Arbeit gleiches Geld? Einen Woche Zeitung weg kann sicherlich verkraftet werden eine Woche Essen weg schafft nicht jeder. Welche Arbeit ist wichtiger? Nach einem Unfall in ein Krankenhaus oder in mit dem Taxi nach Haus. Ob jetzt jemand mehr oder weniger in der Birne hat oder seinen Job einfach gerne macht. Mindestlohn ist so Weltfremd und der Rest ziemlich eingebildet.Also ob die Menschen wenn Ihnen Geld gibt nicht trotzdem gern zusätzlich Arbeiten gehen würden... Was schätze ich diese Frau der Wunsch Bäckerin war im Osten war ihr nicht vergönnt, nach der Wende schon, dann verschwand die Bäckerei bei der sich einfach mit und von den Leuten lernte, Obst hat Sie dann gepflückt bis die Konservenfabrik verschwand, auch in Berlin arbeitet Sie und der Rest steht dann irgendwo anderes aber ich wünsch ihr sehr das sie wieder Bäcker(in) sein darf. 10 Minuten Unterhaltung Armes Deutschland stets am Leiden und am Jammern und den Hals nicht voll kriegen...

    Zahnersatz gibt Haufenweise Lete die nicht mal eine Krankenversicherung haben...schafft lieber den Sozialdarwinismus ab und das beginnt bei jedem Einzelen - aber was schreibt ich hier

  • A
    anonyma

    Arm sind die Menschen, die Geld oder Anerkennung oder die Erniederung andere brauchen um einen Selbstwert oder Angst um ihr Ansehen haben. Kein Mensch sollte ohne schützende Unkunft sein und Hunger leiden - aber lieber so als arm an Anstand und Menschlichkeit - armseelig

  • N
    Nelli

    Ich empfinde mich selbst als arm, aber nicht aus materiellen Gründen, sondern aus gesundheitlichen. Ich habe eine schwere Duftstoffallergie, und bin daher weitesgehend vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Jeder Kino- oder Theaterbesuch, jede Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und jeder Einkauf wird zum reinsten Nervenkitzel für mich, da es in Punkto Zusatzstoffe immer weniger Menschen gibt, die auf natürliche Inhaltsstoffe acht geben, obwohl dies für ihre eigene Gesundheit auch ohne Allergie wichtig sein müsste.

  • H
    Hans

    "kommen Sie wieder wenn sie im Lotto gewonnen haben", O - Ton meines Zahnartztes auf meine Frage ob es nicht möglich wäre meine Prothese besser zu befestigen. Mein zweites Beispiel handelt von meinem Einkommen, rein von der Kaufkraft habe ich mit Anfang 20 mehr verdient wie jetzt. Handwerker, 55 Jahre, bis auf krankhaft bedingter Zeiten durchgehend beschäftigt, allerdings auf dem freien Markt und nicht als Angestellter beim Staat oder BMW. Auto vor 10 Jahren abgeschafft. Ist das arm ? Wenn man so liest was andere Bevölkerungsgruppen allein an Abfindungen einstreichen, lautet meine Antwort, ja. Danke liebe SPD, für nichts.

  • Ich unterhielt mich vor einigen Jahren mit einem Freund über Schichtzugehörigkeit. Anhand einer Übersicht hatte ich gerade erfahren, dass ich zu meiner eigenen Überraschung zur Mittelschicht zähle. Ich hatte mich immer zur Unterschicht gezählt. Obwohl ich heute nicht mehr in Armut lebe, erinnere ich mich noch gut an die Zeit, als dass Geld definitiv nie gereicht hat. Als das Öffnen des Briefkastens immer angstbehaftet war. Als das Telefon oder der Strom abgestellt war. Als der Gerichtsvollzieher monatlich „zu Besuch“ kam. Als die Wohnung geräumt wurde. Diese Zeit ist überwunden, aber Geld ist trotzdem nicht ausreichend vorhanden. Ich habe keine Schulden mehr, aber auch keinerlei Rücklagen. Alles was über das reine Leben hinausgeht, wird schwierig und muss durchdacht werden. Der wirtschaftliche Hintergrund meines Lebens ist keine Katastrophe mehr, aber viele Aufgaben sind nicht lösbar. Oder die Lösung ist Akzeptanz des Zustandes. Ich weiß, ich werde in der Rentenzeit wieder in der Armut landen, weil ich die Mitteln zur Vorsorge/ Eigen-verantwortung nicht aufbringen kann. Und wenn irgendwas kaputt geht, wird es nur schwer oder gar nicht ersetzt werden können.

    Doch mein Freund verwies recht verständnislos, auf mein angeblich fehlendes Selbstbewusstsein. Denn er verfügt über geringere finanzielle Mittel als ich, aber er zählt sich ganz eindeutig zur Mittelschicht. Dies machte er an seiner Bildung und seinen kulturellen Interessen fest.

    Im damaligem Gespräch war ich an diesem Punkt schachmatt gesetzt. Denn Selbstbewusstsein ist im Kontext „Armut“ nur schwer aufbaubar.

    Heute weiß ich, Armut hält klein. Es verhindert die Personlichkeitsentwicklung.

  • Nachtrag mein Beitrag 13:48

     

    Ich bin der Meinung, mein Freund bemerkt seinen heutigen eigenen Abstieg nicht. Er ist chronisch krank. Nur durch den Nachteilsausgleich seiner Schwerbehinderung können wir es uns überhaupt leisten, ein Theater oder Museum zu besuchen. Ich bin der festen Überzeugung, dass er seine jetzige Schichtzugehörigkeit anders bewerten würde, wenn er nicht in einer gutbürgerlichen Familie aufgewachsen wäre. Und nicht so ein stabiles Familien-Freunde-Netzwerk aufgebaut hätte, die (noch) nicht abgestiegen sind.

    • H
      Hans
      @Oel Jutta:

      Man sollte dabei auch bedenken, das die Ich Betrachtung eine schwierige Sache ist, denn, wer gesteht sich schon gern selbst das man Arm oder Häßlich ist. Vielleicht hilft auch eine Verklärung der Tatsachen über den Alltag. Zu den angesprochenen Netzwerken möchte ich hinzu fügen das man irgendwann in das Alter kommt, wo man selber der stabile Teil des Netzwerkes sein soll.

  • A
    anonym

    ich bin gerne arm... der mangel macht kreativ!

     

    und lieber arm dran als arm ab

  • E
    Elisha

    Ich will mein Leben nicht vom Geld bestimmen lassen, aber je weniger man hat, desto schwieriger ist es.

     

    Wer nicht in der Lage ist, Rücklagen zu bilden, ist jedem Eregnis ausgeliefert. Das schafft Ängste, die Energie binden.

     

    Waschmaschine, Kühlschrank, Computer - uralt, aber im wahrsten Sinn "unersetzbar".

     

    Aus Kostengründen hatte ich kein Handy - und merkte irgendwann, dass eine Menge KULTURFÄHIGKEITEN an mir vorüber gehen. Jetzt muss ich aufholen.

     

    Weiterbildung und Kultur: die TEILHABE ist so schwer. Agierende haben ihr Honorar verdient, aber wie soll ich das bezahlen?

     

    Im TV Häme über Konsumenten von Billiglebensmitteln und -Textilien. Mein aufgeklärtes Bewusstsein auf der einen Seite, meine finanziellen (Un-)Möglichkeiten auf der anderen. Das macht krank.

  • MW
    Michael Welslau

    Das Problem liegt an anderer Stelle: Wenn jemand regelmässig 30 Std. oder mehr pro Woche arbeitet, dann sollte eine Diskussion über einen Mindestlohn hinfällig sein. Warum? Weil eine angemessene Entlohnung deutlich über einer Grenze zur "Armut trotz Arbeit" liegen muss. Firmen, die angeblich nicht mehr zahlen können, sollten ihr Geschäftsmodell überdenken, aber nicht allein den Kostenpunkt "Angestellte". Wenn Kosten nicht erbracht werden können, dann ist das Produkt einfach zu billig oder der Kopf oben will seine Gewinne für die eigene Tasche zu sehr optimieren! Die vollwertige Arbeit eines Lagerarbeiters ist genauso viel wert wie die eines Buchhalters, denn gäbe es einen von beiden nicht, dann produziert eine Firma nichts mehr. Warum aber dürfte ein Lagerarbeiter eher um einen Mindestlohn kämpfen müssen?

  • G
    Gast

    Arm ist, wer nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, wer sich sein soziales Umfeld nicht mehr leisten kann und aus diesem Grund den Kontakt/Anschluss verliert. Es folgt der soziale Rückzug und mündet in Wut, Angst und Depression. Es herrschst ein desolater Zustand aus dem man schwer entrinnen kann. Glücklich schätzen kann sich, wer ein soziales Umfeld hat, dass ihn trägt und auffängt und mit dem man ehrlich ist. Armut ist ein Gefühl, dass von Glück abhängig ist, nicht zwingend von Geld. vor allem aber ist es auch immer eine Sache der Einstellung!

  • G
    Gast

    Die Vereinzelung der Menschen ist teuer und spült nur den Profitgeiern das Geld in die Taschen, während die wiederum Arbeitsplätze abbauen. Teilten sich z.B. drei - vier Familien im Haus einen Internetanschluss mit Telefon zahlte jede Fam. monatlich nur ca 10 statt 40 Euro. Technisch wäre das völlig unkompliziert, umweltfreundlicher und sozialer. Das Gleiche gilt für Kabelfernsehen, Auto / Fahrgemeinschaften usw. usw. (Gefühlte) Armut wird durch Vereinzelung verstärkt.

  • W
    Wolfgang

    Bis Oktober 2015 hat sich der Realwert von 8,50 Euro auf ca. 8,20 Euro-Std brutto reduziert.

     

    Männer, die 2012 in den Ruhestand gegangen sind, hatten in Westdeutschland im Durchschnitt nur 29,6 Versicherungsjahre (in Ostdeutschland 38,1 Jahre).

     

    Frauen hatten nur 18 Versicherungsjahre im Durchschnitt im Wseten (im Osten 34,5 Jahre)

     

    Bei 30 RV-Jahren und bei einem Stundenlohn von 8,50 Euro brutto, liegt die künftige Armutsrente mtl. bei ca. 450 Euro! (- im Westen)

     

    Für Frauen, mit nur 18 Vollzeitarbeitsjahren (- dies ist die derzeitige durchschnittliche RV-Einzahlungszeit für Frauen im Rentenalter), liegt die Armutsrente unter 350 Euro! (?) [- bei der gesetzlichen Rentenversicherung berechnen lassen]

     

    Aufwachen, und für die Emanzipation endlich einmal kämpfen! - und nicht auf das Geschwätz der reichen Wohlstandbürger/innen warten!

     

    Mit 8,50 Euro-Std. brutto, landet man auch nach 50 Jahren Vollzeitarbeit in der Sozialhilfe! (= "Grundsicherung")

  • KZ
    Kein Zahnersatz durch HIV

    Zu @ "SVEN SCHMIDT": "Hartz IV bekommt neue Zähne" = UNSINN!

     

    Die AOK übernimmt nur max. 40 % der Kosten. Der Rest muss aus der HIV-Regelleistung bezahlt werden. Gegebenenfalls übernimmt eine private Versicherung auch 40 % der Kosten (- die private Zahnersatz-Kasse muss aus der Regelleistung bezahlt werden). So verbleiben mindestens 20 % Eigenanteil. Bei einer Zahnkrone können das durchaus 120 Euro von der HIV-Leistung sein (mehr Kronen, um so höher der Eigenanteil, trotz staatliches HIV). Auch müssen weitere notwendige Zahnbehandlungen aus der HIV-Regelleistung bezahlt werden, die von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Dies gilt auch für weitere lebens-notwendige Gesundheitsleistungen die von der Kasse nicht übernommen werden, aber auch nicht vom 'JobCenter'.

     

    Moderner (modifizierter) Sozial-Faschismus 2013 = eben: in der Quandtschen und Hundtschen Reichtumsgesellschaft ( - Millionen und Erbschafts-Milliardenvermögen ohne deren persönliche Leistung und Wertschöpfung)!

     

    Aufwachen, brave treu-staatliche Michels! (?)

  • Natürlich hängt alles vom Geld ab.

    Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.

    • B
      Bukowski
      @vic:

      Naja das würde ich jetzt mal bestreiten. Klar, ohne Geld ist es viel schwerer, aber es hängt auch davon ab, wie mensch sich versorgt.

       

      Ich kenne viele Leute, die mit wenig leben wie im Schlaraffenland. Es ist schwieriger und mensch muss mehr selbst in die Hand nehmen. Aber es gibt auch Dinge, die dann viel schöner sind als in einem finanz- und konsumorientiertem Leben.

       

      Ich schreib das ganze aber natürlich ohne die Zustände, die Menschen arm machen, relativieren zu wollen. Denn Armut ist eben nicht nur Mangel an Geld.

  • F
    FooBar

    Ich sehe das mit dem Mindestlohn ganz einfach:

     

    Bei uns im Rhein-Main Gebiet sind 8,50 viel zu niedrig angesetzt, während es vermutlich im Osten viel zu hoch angesetzt ist.

     

    Daher: Die Kommunen sollen bestimmen, wie hoch der Mindestlohn bei der jeweilige Kommune sein soll.

     

    Ist auch eine Art Wirtschaftsförderung Ost!

  • SS
    Sven Schmidt

    Neue Zähne oder nicht ist kein Faktor wenn man Armut messen will. H4 bekommt neue, wer eben drüber ist nicht.

    • F
      FranzK
      @Sven Schmidt:

      Wie bitte ?? also einfach feuern lassen, Stütze beantragen, Hollywoodzähne auf Kosten der Allgemeinheit einbauen lassen, in welcher Märchenwelt leben Sie denn.

  • M
    Mindestlohn

    Meine Hoffnung auf den Mindestlohn: zumindest die Perversten Auswüchse des Niedriglohnsektors muss man angehen. Man selbst könnte irgendwann ein Opfer davon sein.

  • G
    Gasti

    momentan bin ich nur ca. 50 Euro von der Unterschicht entfernt mit einem Nettoeinkommen von 960 Euronen.

     

    ich fühl mich beschissen. Ich bekam keine Härtefallregelung für meinen Zahnersatz, da ich angeblich zu viel verdiene, auch nicht gleitend. Muss alles voll zahlen wie jemand mit mehr Geld.

     

    in DE gibts nur noch Gewinner und Verlierer, ich seh mich selbst als Verlierer - immer öfter denke ich, es ist doch besser kinderlos zu bleiben.

  • GI
    gefangen in Leichtlohngruppe

    Ich sitz hier auch gerade auf ner Zahnarztrechnung mehrere Hundert euro, die ich nur in Raten abstottern kann.

    Ich kann keine Woche in Urlaub fahren und ich kann keine außerplanmäßigen Ausgaben tätigen.

     

    Ich steh dazu: ich hab ein Deprivationssyndrom. Ich bin in meinem Kollegenkreis einer der letzten mit geringem Einkommen und ich geb zu, dass einen das total depressiv macht.

     

    in den vergangenen Jahren bin ich dank Kostensteigerungen bei gleichzeitiger Lohnzurückhaltung ärmer geworden. Für mich gibt es in DE und Europa auch nur noch Gewinner und Verlierer.

     

    ich hab nur noch die Möglichkeit entweder einen reichen Mann zu heiraten oder auszuwandern zu einem Bekannten.

     

    Kinder kann ich mir nicht leisten - ich hab eigentlich gehofft eines wenigstens zu bekommen, Geld hätte ich nicht dafür. Ich bin 35.

  • @TAZ: Könntet ihr mal eure Kommentarfunktion prüfen? Mir wurde angezeigt, dass mein Text mehr als 2000 Zeichen beinhaltet, während Word nur 1956 inklusive Leerzeichen gezählt hat.

  • W
    Wolfgang

    SPD-CDU: 8,50 + 'Sozialhilfe' im Alter!

     

    Bei 8,50 Euro-Std. brutto, nach 45 Jahren in Vollzeitarbeit ohne Fehlzeiten, liegt die mtl. Armuts-Rente bei ca. 668 Euro! (- brutto?)

     

    (- ohne Abschläge/Rentenkürzung und ohne KV+PV Beiträge?).

     

    Diese Armusrente, auf der Basis von 8,50 Euro-Std. brutto, nach 45 Vollzeit-Arbeitsjahren - ohne Hartz-IV-Vollzug, reicht in den Wirtschaftsmetropolen allenfalls für die Kaltmiete.

     

    Es stellt sich nicht nur die Frage, auch für die eu-europäische Bundesrepublik Deutschland, bereits schon heute:

     

    Werden zukünftig die sozial Armen, die Grundsicherungs- und Armuts-Renter, zwangsweise, in Stadt-Gettos und/oder vor den Toren der Stadt- und Wirtschafts-Metropolen angesiedelt? (!)

     

    [= auch unter Überwachungs- und Polizeiaussicht: im Herrschaftsinteresse der deutsch-europäischen Finanz-Monopol-Bourgeoisie und deren gesellschaftspolitischen spezialdemokratischen Blockparteien-Administration.]

  • S
    Stev

    "Und schafft es die SPD überhaupt, sich mit ihren 8,50 Euro durchzusetzen?"

    Ganz einfach: Die Bundestagsmehrheit zu diesem Thema nutzen. Wie immer mit der SPD: Wenn sie vor der Situation steht, ihre vorgeblichen Ziele durchsetzen zu können, scheitert sie an sich selbst.

  • C
    cm

    Ja, ich habe mich schon mal sehr arm gefühlt.

    Zur Zeit des Studiums. Ich bewohnte ein möbliertes Zimmer für 200 Mark Miete,

    bekam Bafög, etwas Geld von meinem Vater und war als Studentin krankenversichert.

     

    Als mein Vater starb, durfte ich nicht mehr im Studententarif krankenversichert sein

    und sollte von meinem monatlichen Bafög-Satz (in Höhe von 300 Mark) 125 Mark

    für die KV zahlen. Alle Telefonate, Briefe und persönliches Vorsprechen

    bei der Krankenkasse sowie der Zweigstelle der Bundesversicherungsanstalt halfen nichts.

    Bevor nicht die Waisenrente festgestellt wäre, müsse ich den Mindestbeitrag bezahlen,

    völlig egal ob das rein rechnerisch geht, oder nicht.

     

    Das ganze Verfahren hat beinahe 1 Jahr gedauert. Das bedeutete in erster Linie beim Essen zu sparen,

    denn für Luxus (Kultur, Kleidung, Urlaub - was ist das?) ist sowieso nie Geld da gewesen.

    Um den Rauswurf aus dem Zimmer abzuwenden, lieh ich mir von Verwandten hier und da etwas Geld.

     

    Gleichzeitige Bemühungen um einen Job waren nicht von Erfolg gekrönt – wahrscheinlich weil ich einfach zu hungrig aussah.

    • E
      Elisha
      @cm:

      Heute ist es für Studierende über 25 Jahren auch so: kein Kindergeld mehr, dafür aber auch nicht mehr die Möglichkeit, über Eltern krankenversichert zu werden. Bei arbeitslosen Eltern, die selbst rumkrebsen, schwierig ...

  • M
    mare

    diese frage ist interessant. vor allem finde ich es sehr bezeichnet dafür, dass gerade die menschen die in sicheren häfen ankern über kleinstbeträge feilschen. es wäre sehr lehrreich, wenn gerade unsere politische elite sich einem testjahre widmen würden, d.h. monatlich harz IV keine spesen, keine vergünstigungen etc. und nach einem jahr würden sie wahrscheinlich anders darüber diskutieren... eine wunderbare geschichte darf ich hier einbringen. ein inder ging zu gandhi und bat ihn seinen sohn zu sagen, er solle zucker unterlassen. gandhi erwiderte, er solle wieder in 14 tagen kommen. nach 14 tagen kam er wieder, bat gandhi seinen sohn zu sagen, er solle vom zucker ablassen, darauf sagte gandhi zu seinem sohn, iss weniger zucker. daraufhin war der vater ungehalten und fragte warum hat er das denn nicht 14 tage zuvor schon gesagt hat, da antwortete gandhi, da hab ich selbst noch zucker gegessen!

  • K
    Knuffi

    "Auf ihrem Parteitag in Leipzig hat Sigmar Gabriel für die SPD noch einmal klargestellt, worum es ihr in einer großen Koalition geht."

    Ich musste erstmal stocken, als ich den Satz las. Doch ist er vollkommen korrekt.

  • LM
    Leo M-S

    Zum Thema, ob 8.5€ ok sind und warum gewisse Kreise was dagegen haben: http://www.nachdenkseiten.de/?p=19255

     

    es driftet in die VWL ab, doch jeder, der ein bisschen interessiert ist, wird es verstehen.

     

    Fazit: Die Aussage, dass Arbeitsplätze in Gefahr sind ist mit Vorsicht zu genießen, denn da rechnet sich wieder jeder sein eigenes Ergebnis zurecht.

     

    Und: Es kommt schließlich nicht nur auf die Quantität, sondern auch Qualität von Arbeitsplätzen an, wa!?

  • G
    Gasto

    Wenn jede Ausgabe ein finanzieller Verlust ist, selbst wenn man das Geld eigentlich hat.