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Diskussion um FleischpreiseGreenpeace will den „Gülle-Euro“

Während der Handel die Preise senkt, fordert Greenpeace höhere Steuern, um Fleisch zu verteuern. Die Umweltorganisation spricht vom „Gülle-Euro“.

Frischfleisch wird immer billiger. Bild: ap

BERLIN dpa/taz | Verbraucher in Deutschland müssen in vielen Fällen weniger für Frischfleisch bezahlen. Die Handelsunternehmen Aldi Nord, Aldi Süd und Norma läuteten am Samstag eine Preissenkungsrunde für viele Produkte in ihrem Sortiment ein. Die Nachlässe bei der reduzierten Ware lagen meist zwischen 3 und 9 Prozent.

An Aldi-Preisen orientieren sich auch andere Handelsunternehmen, etwa die Supermarktketten Edeka und Rewe. Ein Sprecher von Deutschlands größtem Handelskonzern Metro sagte hingegen, es gebe keine Preissenkungswelle in den zum Unternehmen gehörenden Real-Märkten. Das Frischfleisch sei mit der abgepackten Ware der Konkurrenz nicht vergleichbar.

Dass der Einzelhandel mit Lebensmitteln in immer weniger Händen liegt, macht derweil dem Bundeskartellamt immer größere Sorgen. Vier Handelsgruppen kommen nach Einschätzung der Bonner Behörde zusammen auf insgesamt 85 Prozent Marktanteil.

Man beobachte „die fortschreitende Konzentration in der Branche mit großer Sorge“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Die Behörde könne zwar nicht jeden Zukauf untersagen. Größere Übernahmen durch die Marktriesen wären aus Sicht von Mundt aber problematisch. Er lässt die Machtverhältnisse zwischen Handelskonzernen und Lieferanten mittels einer Sektoranalyse untersuchen.

Greenpeace: Miserable Produktionsbedingungen

Ganz anders beurteilt Greenpeace die Entwicklung der Fleischpreise. „Das Fleisch, das in Deutschland produziert wird, ist viel zu billig“, sagt Martin Hofstetter, Agrarexperte der Umweltorganisation. Damit es so günstig angeboten werden könne, werde es unter miserablen Bedingungen erzeugt und habe gewaltige ökologische Folgekosten. „Die zahlt aber nicht der Käufer selber, sondern sie werden auf die Allgemeinheit abgewälzt“, so Hofstetter.

Weil der Fleischkonsum hierzulande viel zu hoch sei, hat Greenpeace in einer Studie untersuchen lassen, wie er sich senken lasse. Im Ergebnis schlägt die Organisation vor, die Mehrwertsteuer auf Fleisch und Wurst von 7 auf 19 Prozent zu heben und eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse zu erheben. Stickstoff ist vor allem in der Gülle enthalten, die bei intensiver Tierhaltung in großen Mengen anfällt.

Für einen „Gülle-Euro“ müssten die Stickstoffbilanzen einzelner Agrarbetriebe erstellt werden. Beide Maßnahmen wären geeignet, „Anreize für ökologisch verträglichere Erzeugungsmethoden zu schaffen, Fleischprodukten einen angemesseneren Preis zu verleihen und auf diese Weise zu einer Mäßigung des Fleischkonsums beizutragen“, so Hofstetter.

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15 Kommentare

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  • J7
    Jörg 70

    @LutzL

    Na, das sind ja Geschichten aus dem letzten Jahrtausend die Sie da verbreiten. Heute werden die

    Produzenten und die Verbrinnger von Gülle so überprüft, dass eine Überdüngung und Abschemmung nicht mehr passieren sollte. Freilich bin ich nicht so blau Äugig zubehaupten, das es überhaupt nicht mehr vorkommt.

    Bei einer Überdüngung schadet sich der Landwirt selbst (und soviele dumme Landwirte gibt es nicht), es hat nicht nur negative Folgen für die Kulturen, sondern bei den Rohstoffpreisen (Düngemittel sind in den letzten Jahren auserordentlich teur geworden) ist das wie Geld weg schmeissen.

  • J7
    Jörg 70

    @LutzL

     

    Na, das sind ja Geschichten aus dem letzten Jahrtausend die Sie da verbreiten. Heute werden die

     

    Produzenten und die Verbrinnger von Gülle so überprüft, dass eine Überdüngung und Anschwemmung nicht mehr passieren sollte. Freilich bin ich nicht so blau Äugig zu behaupten, das es überhaupt nicht mehr vorkommt.

     

    Bei einer Überdüngung schadet sich der Landwirt selbst (und soviel dumme Landwirte gibt es nicht), es hat nicht nur negative Folgen für die Kulturen, sondern bei den Rohstoffpreisen (Düngemittel sind in den letzten Jahren außerordentlich teuer geworden) ist das wie Geld weg schmeißen.

  • I
    Irmi

    03.06.2013 10:55 UHR

    von Andreas j:

    Einfach faire Löhne in den Schlachthöfen zahlen, dann wird das Fleisch teurer.

     

    an Andreas j: einfach faire Löhne zahlen usw. ?

    Man sieht, das Sie genug Geld haben um sich alles zu jedem Preis kaufen zu können.

     

    Ich als Rentnerin kann mir im Monat höchsten 500 Gramm Fleisch kaufen, meistens ist es Hackfleisch, das kann ich mit Semmeln gut strecken. Obst und Gemüse ist viel zu teuer. Ich ernähre mich ausschließlich von Brot mit ganz wenig Wurst oder selbstgemachte Marmelade aus preiswerten Säften und billigen löslichen Cafe.

  • L
    LutzL

    @D.J.: Das Problem ist es entsteht viel zu viel Gülle. Oft reicht die Feldfläche nicht um die Gülle ohne Überdüngung auszubringen.

     

    Die Pflanzen auf den Feldern können dieses Überangebot an Nährstoffen nicht komplett aufnehmen, es folgt eine Überdüngung der Oberflächen-Gewässer und Flüsse. Algen-wachstum und Überdüngung der Mehre ist die Folge.

     

    Antibiotika und andere Chemi-Reste sickern ins Grund- und Trinkwasser.

     

    Auf Soja-Milch wird 19% MwSt fällig, obwohl dessen Produktion etwa die Hälfte der ökologischen folge(-n / -kosten) produziert.

  • AJ
    Andreas j

    Einfach faire Löhne in den Schlachthöfen zahlen, dann wird das Fleisch teurer.

     

    an derSchreiber,

    genau so ist es. Jeden Tag frisches Gemüse und Obst kann sich keiner mit Harz V leisten.

  • F
    Falmine

    Giftiger Hafenschlick wird in der Nordsee verklappt, Atommüllfässer die Elbe hoch und runter transportiert. Meine dringende Bitte, sich darum aktiv zu kümmern, wurde von Greenpeace kurz und lapidar abgelehnt: Man könne sich nicht um alles kümmern.

     

    Jetzt kümmern sie sich um die Fleischpreise. Nein, nicht um die Fleischproduktion zu würdigen Bedingungen, sondern um Fleischpreise für Verbraucher, die höher besteuert werden sollen. Das passiert eben, wenn man selbst satt und zufrieden als Verein wenig Neigung verspürt, noch echtes Engagement zu zeigen! Nur allgemeines Lamento und offensichtlich zu viel Geld! Hoffentlich treten jetzt viele Leute bei Greenpeace aus, weil sie wollen, dass Greenpeace sich um Ursachen kümmert und nicht als Alibi nur um vordergründiges Blabla.

  • D
    D.J.

    Hmm, Beweis für eine ungesunde Marktkonzentration sind also billige Verbrauerpreise. Oje, jetzt hat Greenpeace also völlig den Verstand verloren.

  • F
    Fleischesser

    Super Idee! Ich verbrauche gerne und viel Fleisch und mache auch Wurst selber. Aber trotzdem oder auch gerade deshalb ist es mir völlig unerklärlich, wie man sinnvoll zu dem über die letzten Jahre gefühlt eher sinkenden Preis überhaupt Fleisch produzieren kann. Ja, ich gebe zu, selbst auch bevorzugt günstiges Fleisch zu kaufen. Aber hier darf man die Verantwortung mal wieder nicht einfach nur auf den Verbraucher abschieben. _Natürlich_ wird wohl sogar eine Mehrheit genau das erstehen, was - eine individuell verschiedene Mindestgüte vorausgesetzt - am günstigsten zu haben ist. Wenn das aus was für Gründen auch immer nicht gewünscht ist, dann muss man da bitteschön gegenSTEUERn! Dafür sind Steuern ja mal da! Und so verständlich es aus Nachkriegszeitsicht auch sein mag, auf Fleisch reduzierte Mehrwertsteuer zu erheben, genauso überdenkenswert ist das aus heutiger Sicht wohl auch. Statt aber stupide einfach nur allgemein irgendeine Steuer zu erhöhen, sollte man bevorzugt genau das besteuern, was man einzuschränken wünscht, im Fall von Klimagasen als beispielsweise mittels "Güllesteuer".

  • TL
    Tim Leuther

    Wie wäre es mal alle Agrarsubventionen abzuschaffen. AUCH FÜR DIE BIOBAUERN.

    Und den Markt öffnen für Fleisch aus Brasilien/Argentinien/Uruguay.

    Da ist die Pampa, das Land ist Ideal für die Fleischerzeugung.

  • TL
    Tim Leuther

    In diesem Artikel werden zwei Dinge vermischt die genau gegenteilig sind.

     

    Die Preissenkung auf Fleisch ist als Indiz zu werten das der Wettbewerb funktioniert.

     

    Die Sorge um die Konzentration mag zwar gegeben sein, aber schaut man auf anderen Märkten, gibt es auch oft nur 4 Wettbewerber die quasi dominieren. Zb Handynetze.

     

    Das ein Zeichen eines Harten Wettwerbes in einem Atemzug, mit der Marktkonzentration, quasi als "Beweis" aufgeführt wird, zeigt die ganze Schizophrenie des Pseudolinken elitären Weltbildes. Billige Nahrungsmittel sind schlecht??? Und Schuld soll zuwenig Konkurrenz sein???

     

    Also alles sehr verquere Gedankengänge.

     

    In Wahrheit sind die Discounter ein Grund warum es Menschen mit schmalem Geldbeutel in Deutschland besser geht als zum Beispiel im Superteuren Frankreich. Discounter und niedriege Lebensmittelpreise machen Deutschland sozialer.

     

    http://erleutherung.blogspot.de/2012/06/die-soziale-wirkung-von-discountern.html

  • F
    FaktenStattFiktion

    Ich fordere den Bevormunder-Euro für jede Aktion von Greenpeace & Konsorten.

  • D
    derSchreiber

    Vielleicht sollte Greanpeace sich mal um die Menschen kümmern und schauen WARUM billiges Fleisch gekauft wird. Frischobst und Gemüse sind einfach zu teuer.

    Nicht jeder Harz-4-Empfänger ist zu dumm oder faul gesund zu kochen. Nur leider ist eine Gurken- oder Zuchini-Pfanne einfach sehr teuer. Also wird eine Gehacktes-Pfanne draus in die das wenige an Zuchini oder Gurke kommt das man sich leisten kann...

  • C
    Cloaca

    Ganz schon perfide Strategie "Gülle-Euro"!

    Typisch Politik die meint mit Geld alles regeln zu können.

    Damit wird nur eine EU subventionierte Biogasanlage gefördert, das Problem im Kern immer noch vorhanden.

    Stickstoff in der Gülle dürfte ein kleineres, der lebensbedrohliche Medikamentenmix das größere Problem sein. Bayerns ehemaliger Bürgermeister Ude hat es vor langer Zeit erkannt und entsprechend Bio und Gewässerschutz subventioniert. Dank der Umsetzung ist zur Freude eines jeden Münchner das Wasser der Isar klar.

     

    Damit die Tiere überleben werden sie mit Antibiotika, nach dem Schlachten mit Wasser vollgepumpt danach in Sauerstoff verpackt. Damit das Stück "Fleisch" nicht als Wasser-Fettdamf in der Küche kondensiert wurde extra eine spezielle Anti-Spritz Bratcreme entwickelt.

    Irgendwie muss doch Geschmack in die Proteine kommen.

    Die Lebensmittelindustrie hat die ausgereiften Produktionsprozesse parat, aus einem Kuhfladen werden Proteine gefiltert, gepresst und als Schnitzel verkauft.

    Die Erweiterung von Wim Delvoye Maschine, Scheiße in Dosen verkaufen und das Fleisch nennen. Passendes Logo.

    http://www.youtube.com/watch?v=VdlLBWymnUA

    Das Greenpeace das befürwortet ist bedenklich.

     

    Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Milch, Butter, Nudeln sind die letzten zwei Jahre um 10-30% gestiegen, die Preise für Fleisch gesunken.

  • TR
    the real günni

    sher guter vorschlag.

     

    wieso das kartellamt sich sorgen macht, aber andererseits nicht alle unternehmenskaeufe unterbinden kann, verstehe ich nicht. sinn und zweck dieser uebernahmen ist ja eindeutig die eleminierung der marktkonkurrenten und zuwachs an macht und kontrolle ueber den preis. der lebensmittelmarkt ist dazu noch einer der umsatzstaerksten ueberhaupt. dass z.b. die uebernahme von netto durch edeka vor einigen jahren genehmigt wurde, war fuer mich ueberhaupt nicht nachvollziehbar. die lebensmittelunternehmen kopieren schon seit ueber 20 jahren dass britische modell, wo sich (man beachte die parallelitaet) 4 ketten seit jahrzenten den markt beherrschen und glatt 1999 von der dortigen kartellbehoerde wegen preisabsprachen verurtielt wurden. na schon einer an, wie kann sowas sein....

  • D
    D.J.

    Ich verstehe diese Leute nicht. Aber vielleicht kann mir jemand weiterhelfen. Wie sollte denn die ökologische Landwirtschaft ohne (auch) Gülledüngung auskommen? Hat hier die innige Lust am Regeln und Bestrafen mal wieder die Ratio behindert? Aber wie gesagt, lasse mich gern belehren.