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Diskriminierung von MusliminnenDer Rock war... zu lang

Einer muslimischen Schülerin wurde in Nordfrankreich der Zugang zum Unterricht verwehrt. Ihr langer Rock sei ein religiöses Zeichen.

Protest gegen das Kopftuchverbot an Frankreichs Schulen, Paris 2004. Bild: dpa

REIMS afp | Wegen eines langen schwarzen Rocks ist eine muslimische Schülerin in Nordfrankreich vom Unterricht ausgeschlossen worden. Die 15-Jährige sei aufgefordert worden, in „neutraler Kleidung“ zum Unterricht zu kommen, teilte die Schulbehörde am Dienstagabend mit. Der Vater habe daraufhin offenbar nicht gewollt, dass das Mädchen aus Charleville-Mézières nahe der Grenze zu Belgien in die Mittelschule zurückkehre.

In Frankreich verbietet das Gesetz nicht nur das Tragen des islamischen Schleiers oder der jüdischen Kippa in staatlichen Schulen, sondern untersagt auch sonst demonstrativ religiöse Kleidung.

Die Schülerin, die normalerweise mit einem islamischen Schleier zur Schule kommt und diesen vor dem Schulgebäude abnimmt, versicherte laut lokalen Medien indes, dass ihr Rock „wirklich nichts Besonderes ist“. Es gebe „gar kein religiöses Zeichen“. Demnach hatte die Schuldirektorin ihr den Zutritt zum Klassenraum wegen des langen Rocks untersagt.

Nach Angaben der Vereinigung gegen Islamfeindlichkeit in Frankreich (CCIF) wurden im vergangenen Jahr 130 Schülerinnen an französischen Mittelschulen oder Gymnasien wegen angeblich demonstrativ religiöser Kleidung vom Unterricht ausgeschlossen.

Auf Twitter regt sich Widerstand unter dem Hashtag #JePorteMaJupeCommeJeVeux („Ich trage meinen Rock wie ich will“).

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9 Kommentare

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  • Schuluniformen. Und gut is.

    • @Frank Heinze:

      und ich dachte immer, fronkroisch sei eine zivigesellschaft, nicht eine kadettenanstalt.

      • @christine rölke-sommer:

        Schuluniformen sind sozial gerechter.

        Markenzwang wird aufgehoben, Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Und eben auch religiöser Fundamentalismus ausgebremst.

        • @Frank Heinze:

          na, wenn aus Ihren worten mal nicht ungebremster religiöser fundamentalismus spricht ?!

          • @christine rölke-sommer:

            Jede echte Religion ist fundamentalistisch. Kann ja auch gar nicht anders, wenn der eigene Gott der "wahre Glauben" ist.

            Eine Do it yourselve-Ikea-Religion wie im Westen üblich, ist lediglich Esoterik.

            Aber immerhin sozial verträglicher.

  • was kommt als nächstes?

    lange ärmel?

    rollkragen?

    schlabberhosen?

    • @christine rölke-sommer:

      Latzhosen gehören verboten!

  • Wie wäre es mal mit einer allumfassenden Rasur-Vorschrift für alle Männer? Da wären solche Versuche von Weltanschauungs-Profilierung wahrscheinlich besser angebracht, als sich auf dem Rücken von Frauen immer wieder "auszutoben" mit allen möglichen Schikanen!

     

    Hach, ich hab das alles langsam so satt!!

  • Ist das wirklich Europa im Jahr 2015?

     

    Die Schuldirektorin benötigt wohl Nachhilfestunden im Fach Modehistorie:

     

    Also, das darf doch nicht wahr sein! Früher gab es neben dem Mini- auch noch den Midi- und den Maxi-Rock, der sehr auffällig, aber richtig chick war, einiges diskret verdeckte, und eine ausgesprochen gute Figur hergab. Wenn der beanstandete Rock nicht als ausgesprochenes Latz- und Sackmodell daherkam, ist es ein Rückschritt in unserer ach so liberal-toleranten Zeit. Was muss sich denn noch alles als Zeichen von Abweichlertum vor Glaubens-Hintergrund diskriminieren lassen?

     

    So allmählich wird es wieder mal Zeit für Feministinnen, für ihre derart gemobbten Geschlechtsgenossinnen auf die Barrikaden zu gehen! Mir geht das Ganze so langsam aber sicher über die berühmte Hutschnur.

     

    Der Schweizer würde sagen:; "gruusig"!