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Direktorin der UN-KlimakonferenzDie Frau für gute Stimmung – und klare Worte

Über Erfolg und Misserfolg der UN-Klimakonferenz wird auch das Geschick ihrer Direktorin Ana Toni entscheiden. Leichtfallen wird Toni das nicht.

Ana Toni ist Ex-Aktivistin und Geschäftsführerin der COP30 in Brasilien Foto: Fernando Llano/picture alliance
Jonas Waack

Aus Belém

Jonas Waack

Ob die UN-Klimakonferenz in Belém zum Erfolg wird, hängt maßgeblich von zwei Bra­si­lia­ne­r*in­nen ab, die unterschiedlicher kaum sein könnten: André Correa do Lago ist über zwei Meter groß und war als Karrierediplomat sowohl unter dem rechtsextremen Präsidenten Joel Bolsonaro Botschafter in Indien als auch unter dessen Nachfolger, dem linken Lula da Silva.

Seine Kollegin Ana Toni ist 1,60 Meter und ist über den Aktivismus in die Politik gelangt: Die studierte Ökonomin hat schon für Greenpeace erste Amazonas-Initiativen erarbeitet, im Vorstand der Wikimedia-Stiftung gesessen und zuletzt den ThinkTank Instituto Clima e Sociedade geleitet, bevor sie zu Lulas Klimaschutz-Beauftragter wurde.

Während Correa do Lago die Delegierten antreiben, Konflikte ausräumen und um einzelne Verben in Abschlusstexten feilschen muss, hat Toni als Exekutivdirektorin der COP eine womöglich noch undankbarere Aufgabe: Sie muss gute Stimmung verbreiten auf einer Konferenz, die in der Millionenstadt Belém am Rande des verfallenden Regenwaldes stattfindet.

2,8 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassung. Für den Anfang eine gute Bilanz, die Toni stolz vorträgt.

„Diese Klimakonferenz zum Erfolg zu führen, wird kompliziert, weil Erfolg diesmal so schwer zu kommunizieren ist“, sagt Christina Figueres, von 2010 bis 2016 Klima-Chefin der Vereinten Nationen. Einfacher wäre es, wenn es eine Entweder-oder-Situation wäre: Entweder die Staaten verabschieden einen völkerrechtlichen Beschluss oder sie tun es nicht. In Kopenhagen 2009 scheiterte der Klimagipfel, weil die Delegierten sich nicht auf einen Text einigen konnten. Paris war ein Erfolg, weil das Pariser Klimaschutzabkommen verabschiedet wurde.

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In Belém hat sich die Konferenzleitung ein anderes Ziel gesetzt: Neben konkreten Verhandlungstexten soll vor allem die sogenannte Action Agenda im Zentrum stehen: eine Unzahl von Initiativen, Projekten, Bündnissen und Versprechen, die Staaten, Städte, Unternehmen, Aktivist*innen, NGOs und In­ves­to­r*in­nen in den letzten 15 Jahren angekündigt oder versprochen haben.

Tag eins lief schon mal gut

Diese Action Agenda soll am Ende der kommenden zwei Wochen zu etwas werden, das übersichtlich und nachvollziehbar ist. An Versprechen soll erinnert und Erfolge tatsächlich überprüfbar werden. „Was für eine mutige Konferenzleitung!“, lobt Figueres. Das sei genau das, was an diesem Punkt der diplomatischen Klimaschutzanstrengungen nötig ist. „Sie werden herausfinden müssen, wie sie beweisen können, dass sie Erfolg hatten.“

Man sieht Ana Toni am Abend des ersten Tages bei ihrer Pressekonferenz an, dass sie als ehemalige Aktivistin gewohnt ist, anzutreiben, statt gute Stimmung zu machen: Sie schlendert nicht in Richtung der Mikrofone, sondern sprintet fast. Ihr Blick ist kämpferisch, ihr Lächeln schmal. Sie kündigt an, dass es auf den täglichen Pressekonferenzen zwar auch um den Verhandlungsfortschritt des offiziellen Prozesses gehen wird. Aber mehr noch sollen die Erfolge außerhalb der Textfeilscherei Thema sein.

An Tag eins: Der Fonds für Schäden und Verluste beginnt schon zwei Jahre nach dem Gründungsbeschluss damit, Anträge abzuarbeiten. Und die Gates-Stiftung sowie Dänemark und noch einige andere Geldgeber haben angekündigt, 2,8 Milliarden US-Dollar in Klimaanpassung zu stecken. Für den Anfang eine gute Bilanz, die Toni stolz vorträgt.

Im Vorfeld der Klimakonferenz hat Toni vor allem gewarnt und gemahnt: Die Klimakrise sei „unser größter Krieg“, andere Kriege dürften die Aufmerksamkeit nicht ablenken, sagte sie dem britischen Guardian. Solch drastische Worte wählte sie, um die Weltgemeinschaft an ihre Verantwortung zu erinnern. Aber es sind auch die Worte, die Toni seit Jahrzehnten vertraut sind. Ihren selbst gesetzten Ansprüchen kann Toni nur gerecht werden, wenn sie einen neuen Ton anschlägt: den der Optimistin.

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